ABC-Schützen legen Führerschein ab in Wiesenburger Bibliothek

Wer in die Schule kommen möchte, muss sich mit Büchern auskennen. Grund genug für die Großen der Kindertagesstätte „Zwergenland“ aus Reetz, jetzt schon mal in der Bibliothek der Gemeinde Wiesenburg/Mark vorbeizuschauen. Schließlich wechseln die Jungen und Mädchen zum Sepetember in die Schule. Verkürztes Programm wegen Corona: Zuvor freilich gab es für sie noch einmal ein besonderes Erlebnis. Bei Bibliothekarin Irina Seeger legten die künftigen ABC-Schützen ihren Bibliotheksführerschein ab. Eigentlich sind dafür vier Besuche vorgesehen. Doch wegen der aktuellen Coronalage hatte Irina Seeger das Programm auf zwei Veranstaltungen gekürzt. Zum Abschluss erhielt jedes Kind eine Urkunde mit vier Rabenstempeln. Für jede richtig gelöste Aufgabe einen. Auf der ersten Zusammenkunft lernten die Kinder, was es alles in einer Bibliothek gibt. Diese Woche nun, konnten sie ihr Gelerntes auch praktisch anwenden. Irina Seeger hatte einen großen Berg Bücher vorbereitet, den die Kinder nach Geschichten und Sachbüchern sortieren mussten. Knifflige Aufgaben: Gar nicht so einfach, wie sich herausstellte. Besonders schwer fiel den Kleinen das Stillsitzen und dass immer nur einer reden durfte. Aber so bekamen sie schon einen Einblick, wie es zukünftig in der Schule abläuft. Kita-Leiterin Ute Schmidt war mit zehn Kindern nach Wiesenburg gekommen. Sie stammen aus Reetz, aber auch aus Wiesenburg und Bad Belzig. Die Pädagogin nimmt das Angebot schon seit vielen Jahren wahr. Mit Erfolg. „Das hat dazu geführt, dass die Kinder auch später mit den Eltern in die Bibliothek gehen, weil es ihnen gefallen hat“, erzählt Ute Schmidt aus ihren Erfahrungen. Es nehmen immer die Vorschulkinder teil, die im selben Jahr noch in die Schule kommen. Kinder haben Stimme verloren: Auch Irina Seeger versucht, die Kinder auf den Schulalltag einzustimmen. Mit am schwersten fiel es allen, in ganzen Sätzen zu sprechen. Aber einige hatten auch das schon recht gut drauf. Andere dagegen waren sehr zurückhaltend, was selbst Ute Schmidt wunderte. Ist sie doch vom Kindergartenalltag anderes gewöhnt. „Ich weiß nicht, wo eure Stimmen geblieben sind“, sagte sie scherzhaft zu ihren Schützlingen. Das Interesse der Kinder an Büchern ist bei den meisten schon vorhanden. Einige haben die Kinder selbst zu Hause, andere kennen sie von Filmen und aus dem Fernsehen. Bekannt sind die Sachbücher mit dem Tip-Toi-Stift und Bücher, von denen die Filme bekannt sind, so wie Star Wars. Aber auch bei Märchen kennen sich die Kleinen aus. „Das haben wir mal gespielt“, stellte Ben Schmeißel sofort fest, als Irina Seeger ein Buch der Bremer Stadtmusikanten in die Hand nahm. So ganz einfach war das Sortieren der Bücher aber nicht. Auch, weil sich bei einigen das Sachbuch mit Geschichten vermischte und Irina Seeger bewusst Bücher in die falsche Kiste legte. Da waren die Kleinen aber aufmerksam und korrigierten sie sofort. Rabenstempel als Belohnung: Besonders beeindruckt waren die Kinder von einem schwarzen Buch. Irina Seeger erklärte ihnen, dass dieses für Kinder geschaffen wurde, die blind sind. Anhand von Blindenschrift und Reliefs könne diese so lesen, was in dem Buch steht. Das wollten alle natürlich ausprobieren. Mit geschlossenen Augen tasteten sich die Kleinen über die Punkte und Muster des Buches. Für das Sortieren gab es den nächsten Rabenstempel. Aber die schwerste Aufgabe stand den Kindern noch bevor. Jeder bekam ein Buch in die Hand und ein wenig Zeit zum ansehen. Schließlich musste jeder erzählen, worum es in dem Buch geht. Auch wenn zwischendurch kleine Pausen zur Auflockerung eingelegt werden mussten, am Ende waren die Kinder glücklich, ihren Führerschein in den Händen zu halten. Von Eva Loth