Landgut Reppinichen und Nabu streiten um Bewässerung

Der Regen am Wochenende freut die Bauern im Hohen Fläming. Selbst wenn die Einfuhr des Maises deswegen kurz unterbrochen wird. 90 Prozent der 2800 Hektar, die das Landgut Reppinichen damit bestellt hat, sind abgeerntet. „Die Erträge sind größtenteils gut. Sie hätten besser sein können“, schätzt Geschäftsführer Martin Bauer ein. Das klingt nach einer Floskel. Doch sie ist genährt von reichlich Frust. Denn 460 Hektar am Ortsrand von Reppinichen, auf denen zu drei Vierteln ebenfalls die Hackfrucht wachsen sollte, dürfen nicht, wie bei Trockenheit in den vergangenen Jahren, bewässert werden. Die sechs Kreisberegnungsanlagen könnten zwischen 40 bis 150 Hektar befeuchten, wenn es zulässig wäre, das nasse Element aus dem Hauptwasser-Grundleiter in 50 bis 80 Meter Tiefe zu Tage zu fördern. Nabu-Widerspruch zeigt Wirkung: Dagegen hat der Naturschutzbund Brandenburg am 1. Juli 2019 einen sogenannten Drittwiderspruch eingelegt, berichtet Martin Bauer. Mit Hilfe des prominenten Anwalts Peter Kremer soll dem zur niedersächsischen Lindhorst-Gruppe gehörenden Agrarbetrieb die wasserrechtliche Erlaubnis streitig gemacht werden. Zu Anfang zumindest nicht total unbegründet. Denn für das Gerät, das auch über gepachtete Grundstücke rollt, braucht es eine baurechtliche Genehmigung. Nachdem diese im Frühjahr eingeholt worden war, hätte das Landesamt für Umwelt fachlich die Zulassung erteilen können, ist sich der Geschäftsführer gewiss. Doch der juristische Widerspruch hat in jedem Fall aufschiebende Wirkung. Ein weiteres halbes Jahr ist nun verstrichen. Pegelrückgang in der Buckau: Die Entnahme des Wassers beeinflusst den Rückgang des Pegels der Buckau, die ja in der Tat infolge des Klimawandels weniger Wasser führt als noch vor 25 oder 50 Jahren, lautet wohl eine Befürchtung. Im speziellen wird auf den Schutz de Reservoirs für das Wasserwerk Loburg und den Trinkwasserspeicher für Magdeburg verwiesen. Schließlich würde der Grundwasserspiegel vor Ort beeinträchtigt, so heißt es. Seine Auffassung im Detail hat der Naturschutzbund Brandenburg der MAZ nicht erläutert. Eine Stellungnahme ist dem Interessenverband eine Woche lang nicht möglich gewesen. Aktuell steckt er Kraft und Personal ins Anhörungsverfahren zum Aufbau der Tesla-Fabrik in Grünheide. Ortstermine abgelehnt: Es passt für Martin Bauer ins Bild. „Denn wir haben Ortstermine angeboten, um an Ort und Stelle eine Klärung herbeizuführen. Doch es wird eine Null-Kontakt-Politik vertreten“, lautet seine Erfahrung. Der 32-Jährige ist überzeugt, dass die vorgebrachte Kritik fachlich nicht haltbar ist. Er verweist auf ein bestehendes Grundwasser-Monitoring, bei dem die geohydrologischen Daten ausgewertet werden können. Sie werden mit Messpegeln auch im Quellgebiet der Buckau für die Obere Wasserbehörde aufgezeichnet. Das Landgut Reppinichen wurde 1991 gegründet. Seit 1998 gehört es zur Lindhorst-Gruppe. Martin Bauer aus Kuhlowitz ist seit April 2019 Geschäftsführer. Mit Heiner Groß steht er an der Spitze einer 17-köpfigen Belegschaft. Reichlich 6000 Hektar hauptsächlich sandige landwirtschaftliche Nutzfläche werden beackert. 2800 Hektar davon sind mit Körner- und Silomais für die Verwertung in Biogas-Anlagen Wiesenburg und Reppinichen bestellt. Im Zweifelsfall würde die Entnahme gestoppt, so der Betriebschef. „Wir wollen doch selbst nicht unsere Böden ausrotten“, sagt er. „Ohne die Beregnung auf den Feldern mit den 25 Bodenpunkten hätte der Betrieb schon 2018 eingestellt werden müssen“, argumentiert der aus Rietz bei Treuenbrietzen stammende Landwirt. Statt dessen wurden 1,5 Millionen Euro in die Technik investiert, die kein zweites Jahr nutzlos herum stehen soll. Differenzen werden dokumentiert: Über den mutmaßlichen Ausfall wird jedenfalls schon Buch geführt: 25 bis 28 Tonnen je Hektar wurden von den Äckern bei Wiesenburg geholt, nur 18 Tonnen je Hektar in der Gegend um Reppinichen. Obendrein wird dort eine späte Sorte angebaut, deren Kolben nun mangels Feuchtigkeit besonders klein ausfallen. Um vergleichen zu können, wie sich die Pflanzen mit Beregnung entwickelt hätten, ist ein Teststreifen regelmäßig mit Wasser aus dem Fass gegossen worden. Den Differenzwert – dem Vernehmen nach ein sechsstelliger Betrag – will sich der Agrarbetrieb später erstatten lassen. Jetzt drängt er erst einmal per Eilantrag vor das Verwaltungsgericht. Vor dem Hintergrund der juristischen Auseinandersetzung, so bedauert Martin Bauer, geht ein bisschen verloren, dass die Ernteabläufe optimiert wurden. Die Hänger der Transporte sind jetzt mit einem Verdeck ausgestattet, das sich nach Befüllen bequem automatisch schließen lässt. Das verhindert Verluste und hält die Orte sauber. Auch wer zu schnell fährt, muss Vertragsstrafen hinnehmen. Die beiden Steenweeg-Brüder mit ihren großen Erntemaschinen haben sich daran gehalten, so dass es kaum Klagen von Anrainern in diesem Sommer gab. Von René Gaffron