Es ist erst Ende April. Ein Kälteeinbruch drückt das Außenthermometer auf nur zehn Grad. Trotzdem sind die ersten Erdbeeren rot und süß. Wie das funktioniert, zeigt Christian Damaschke vom Gut Herrenhölzer. In dem auf Sonderkulturen spezialisierten Unternehmen wachsen die frühen Früchte im „geschützten Anbau“ heran, wie die Fachleute sagen.
Pflanzen wachsen auf Dämmen
Die im vergangenen Sommer ins Freiland gepflanzten Erdbeeren haben im Januar und Februar Dächer aus Folie bekommen. Das macht die Plantagen mit den schnurgeraden und auf Dämmen wachsenden Pflanzen unabhängig vom Wetter. Es gibt keine Probleme mit Pilzkrankheiten. Eine Tröpfchenbewässerung sorgt für eine gleichmäßige Feuchtigkeit. Zur Belüftung werden die Planen über dem tunnelartigen Gestänge hochgerollt.
„Die Sonne der letzten Tage hat den Reifeprozess deutlich beschleunigt. Es gibt schon reichlich durchgefärbte Früchte, so dass wir mit dem Verkauf im Hofladen beginnen können“, sagte der für den Erdbeer-Anbau zuständige Gutsmitarbeiter Damaschke der MAZ. Sind es aktuell 50 bis 100 Kilo am Tag, wird sich der Ertrag in den nächsten Tagen schnell steigern. Kehrt die Sonne zurück, könnten es am kommenden Wochenende bereits ein bis zwei Tonnen werden.
Sensoren überwachen Temperatur
Am 2. Mai nehmen 30 Erntehelferinnen aus Rumänien ihre Arbeit in Herrenhölzer auf. Diese kümmern sich ausschließlich um die Erdbeeren, die inzwischen in über 30 Zelten heranwachsen. Bis zu zweimal am Tag pflücken die Frauen die Reihen durch. Die Kelchblätter bleiben an den Früchten, damit kein Saft ausläuft. Temperatur und Feuchtigkeit in den Hochtunneln werden von Sensoren überwacht, die ihre Daten per App auf das Smartphone von Damaschke übertragen. Wird es für die Pflanzen zu heiß, werden die Seitenwände hochgerollt.
Alles begann 2017, als die Besitzer des Gutes, Bodo Mönich und Jürgen Streit, in 16 Hochtunnel investierten. Die Nachfrage hat sich seither so rasant entwickelt, dass der Anbau unter Folie schrittweise ausgebaut wurde. Nach zwei Erntejahren werden die Pflanzen erneuert und der Standort gewechselt.
Nachfrage ist groß
„Erdbeeren aus Herrenhölzer sind so beliebt, dass wir die gesamte Ernte über unsere Direktvermarktung im Hofladen und über die zahlreichen Verkaufsstände an die Kunden bringen. Handelsketten brauchen wir dafür nicht“, freut sich Gutsverwalter Eckhard Wolter. Für das Unternehmen sind die Erdbeeren neben dem laufenden Spargelgeschäft zu einer nicht unerheblichen Einnahmequelle geworden, die bis Mitte Juli sprudeln soll.
Denn neben den Erdbeeren aus dem „geschützten Anbau“ bewirtschaftet das Gut acht Hektar Erdbeeren im klassischen Freilandanbau. Dort gedeihen frühe, mittlere und erstmals eine späte Sorte, um die Erträge breit zu streuen. Die ersten Früchte vom Acker unter freiem Himmel wird es jedoch erst in etwa drei bis vier Wochen geben.
Freude über Regen
Wie überall in der Landwirtschaft und den Forsten gab es nach den jüngsten Regenfällen ein Aufatmen bei Gutsverwalter Wolter: „Es geht einem das Herz auf, wenn man sieht, wie sich die Natur nach der Trockenheit erholt. Für unser Grünland und das Getreide ist der Regen ein Segen.“ Doch auch die Freiland-Erdbeeren und die Blaubeerplantagen in Herrenhölzer haben sich über das Wasser von oben gefreut. Am Wochenende waren es in Herrenhölzer um die 15 Liter auf den Quadratmeter, am Montag kamen noch einmal einige Liter dazu.
Von Frank Bürstenbinder