Kita „Schwanennest“ am Limit: Leiterin plant Auslagerung von 32 Vorschulkindern

Die Kita „Schwanennest“ ist voll. „Voller geht es gar nicht“, sagt Leiterin Kerstin Tennigkeit den Wusterwitzer Gemeindevertretern. Momentan betreuen 21 Erzieher 147 Kinder. Mit dem im September 2019 fertiggestellten Anbau können zwar 164 Knirpse betreut werden. Zu wenig Platz trotz neuem Anbau: Doch der Bedarf wächst weiter, einige Zimmer sind laut Kerstin Tennigkeit zu klein und können „nur als Nebenräume“ genutzt werden. „164 Kinder sind für mich in diesem Gebäude ein No-Go. Die Kinder hätten so zu wenig Platz und wir brauchen eine Lösung. Eine Entspannung der Lage ist vorerst nicht in Sicht“, sagt die 52-Jährige. Pläne für Auslagerung von 32 Vorschulkindern: Sie präsentiert deshalb die Idee, 32 Vorschulkinder im ehemaligen Hort auf dem Gelände der Wusterwitzer Grundschule auszulagern. „Dort sind Sanitäranlagen vorhanden. Wir bereiten die Kinder so direkt für den Übergang zur Grundschule vor. Und sie könnten die Geräte auf dem alten Spielplatz nutzen“, sagt die Kita-Leiterin. Kerstin Tennigkeit betont aber auch, dass eine Renovierung des ehemaligen Horts notwendig ist. Dort müssten Licht, Mobiliar und Sanitäranlagen erneuert werden. Für die Nutzung der Räume benötigt sie dann noch eine Betriebserlaubnis vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Vereine nutzen ehemaligen Hort: Doch wann soll die Auslagerung der Vorschulkinder beginnen? „Wenn ich ehrlich bin, idealerweise im August“, sagt Tennigkeit. Sie weiß, wie schwierig die Umsetzung ihres Plans ist. „ Wir brauchen uns nichts vormachen, denn ein Bauantragsverfahren dauert ja allein schon ein halbes Jahr“, kommentiert die Kita-Leiterin. Hinzu kommen weitere Hürden. Denn im Gebäude treffen sich seit Jahren die 16 Mitglieder des Wusterwitzer Kultur- und Heimatvereins, Sängerinnen des Wusterwitzer Frauenchors und mehr als 24 Sänger des Kirchwitzer Chors. Auch Schul- und Jugendsozialarbeiterin Lisa Stichowski arbeitet in dem Objekt. Amt Wusterwitz noch ohne Lösung: „Wir wollen niemanden herausdrängen, es kommt jetzt auf das Amt Wusterwitz an, Ausweichmöglichkeiten für die Vereine anzubieten“, sagt Kerstin Tennigkeit.Eine Lösung ist laut dem vom Landrat beauftragten Amtsdirektor Dominik Lück noch nicht in Sicht. „Die Idee ist jetzt keine Maßnahme, die kurzfristig umgesetzt werden muss. Ich gehe davon aus, dass wir in der nächsten Gemeindevertretung über das Thema sprechen. Wenn von den Gemeindevertretern das Signal kommt, schauen wir als Amt, was für die Nutzung des Gebäudes sinnvoll ist“, sagt Lück der MAZ. Vereine hoffen auf Alternative: Der Vorschlag sorgt aber auch für Kritik. Die stellvertretende Leiterin des Kultur- und Heimatvereins Irmgard Rolle besucht Mittwoch um 16.30 Uhr die Sprechstunde des Wusterwitzer Bürgermeisters Frank Geue. „Mir fehlen noch Informationen des Amtes, deshalb will ich mich nicht weiter äußern“, sagt sie der MAZ. „Je länger ich darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass eine Alternative für die Vereine angeboten werden muss“, sagt Frank Gericke. Er ist Vorsitzender des „Kirchwitzer“ Chors, ein Zusammenschluss des Männer-Gesangsvereins „ Liedertafel Wusterwitz “ und des Eisenbahner-Männerchors Kirchmöser. Gemischte Gefühle: „Das sind Vereine, die mit ihren kulturellen Beiträgen fest in der Region verwurzelt sind. Ich wüsste nicht, wie die Kita das Problem anders lösen sollte. Baulich können sie nichts mehr machen“, sagt der 66-Jährige der MAZ. Als ehemaliger Leiter der Wusterwitzer Grundschule sieht er den Vorschlag von Kerstin Tennigkeit mit gemischten Gefühlen. „Als Pädagoge ist es sinnvoll, dass die Vorschulgruppe den Standort nutzt“, kommentiert Gericke. Andererseits schmerzt als Vereinsvorsitzender ein möglicher Auszug. Sanitäranlagen nicht zeitgemäß: „Klar trifft mich das, wir wollen im nächsten Jahr unser 100-jähriges Jubiläum feiern. Wir haben einen Fundus mit Noten, technischer Ausrüstung und Geschirr für unsere Veranstaltungen gelagert“, sagt der Rentner. Seiner Schätzung nach füllen die Gegenstände „vier, fünf Schränke“ und müssten an einem anderen Ort untergebracht werden. Frank Gericke kennt den ehemaligen Hort aus den Siebzigerjahren und sieht Verbesserungsbedarf bei den Sanitäranlagen. „Es gibt dort aktuell kein warmes Wasser und ein zweiter Fluchtweg müsste noch folgen“, kommentiert der Wusterwitzer. Doch wieso besteht das Platzproblem auch nach der Fertigstellung des Kita-Anbaus im September 2019? Sowohl Frank Gericke als auch Kerstin Tennigkeit betonen gegenüber der MAZ, dass mit den Kinderzahlen in Wusterwitz immer „vorsichtig kalkuliert“ worden sei. „Ich dachte, dass langsam eine Stagnation bei der Zahl der Kinder eintritt, aber es ist bis dato nichts passiert“, sagt Tennigkeit. Sie freut sich über das Wachstum, muss aber mehrfach Anfragen zu Kita-Plätzen aus Ziesar und Brandenburg an der Havel ablehnen. Irmgard Rolle und Frank Gericke hoffen auf weitere Informationen des Amtes Wusterwitz. „Ich denke aber, dass wir gerade erst am Anfang der Diskussionen stehen“, sagt Frank Gericke. Von André Großmann

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