Wusterwitzer Bürgermeister traut sich ohne Bier zur Feuerwehr

„Statt voranzukommen, werden wir Stillstand erleben.“ Mit diesen Worten warnte Ronald Melchert (CDU) bei der Gemeindevertretersitzung am Mittwoch vor einer Abwahl von Amtsdirektorin Ramona Mayer. Er habe nach jahrelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit für einen Abwahlantrag kein Verständnis. Auf den Wissenspool der Verwaltungschefin könne die Kommune nicht verzichten. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Steuerzahler Geld dafür ausgeben sollen, damit Frau Mayer zu Hause bleiben dürfe“, sagte der bei der Kommunalwahl nicht mehr zum Bürgermeister wiedergewählte Gemeindevertreter. Stattdessen schlug Melchert die Anrufung eines Mediators vor. Kommunalaufsicht entscheidet: Melchert steht mit seiner Meinung nicht allein da. Dem Amtsausschuss werden an diesem Donnerstagabend 940 Unterschriften von Einwohnern des Amtes Wusterwitz übergeben, mit denen sich die Unterzeichner ebenfalls gegen eine Abwahl der Amtsdirektorin aussprechen. Der achtköpfige Amtsausschuss, von denen sechs Mitglieder den Abwahlantrag unterschrieben haben, wird in einem formalen Akt bestätigen, dass die Anzahl der Unterschriften für ein Bürgerbegehren ausreicht. Über dessen Zulässigkeit entscheidet dann die Kommunalaufsicht. Der Abwahlantrag bestimmte auch die Einwohnerfragestunde der Wusterwitzer Gemeindevertretung. Mehrere Bürger bekundeten ihre Solidarität mit der Verwaltungschefin. Bürgermeister Frank Geue, der zu den Unterzeichnern des Abwahlantrages gehört, musste sich den Vorwurf der fehlenden Kommunikation und Begründung gefallen lassen. „Sie haben die Wähler getäuscht“, kritisierte Michael Rektenwald das neue Gemeindeoberhaupt. Gemeindevertreterin Kerstin Kühl (SPD) sagte: „Ich bin mit einem Satz über den Abwahlantrag ohne eine Begründung informiert worden. Es ist enttäuschend, wie sich so etwas ohne Informationen anbahnen kann.“ Kein Vertrauen mehr: Bürgermeister Geue begründete den Abwahlantrag mit einem „nicht mehr vorhandenen Vertrauensverhältnis.“ Mit Verweis auf eine Personalie und die noch laufende „Friedenszeit“ wollte er sich auf keine weitere Diskussion einlassen. Dagegen benannte Lothar Ohge (Die Linke), ebenfalls ein Unterzeichner des Abwahlantrages, die ständigen Angriffe der Amtsdirektorin auf die ehemalige Bauamtsleiterin als einen Mosaikstein für das zerschnittene Tischtuch. Übel hat es der Amtsausschuss der Verwaltungschefin auch genommen, dass sie das Gremium gleich auf der ersten Sitzung mit einer saftigen Preiserhöhung für Abwasser konfrontierte. Hintergrund ist die Beteiligung an Reparaturkosten bei der Brawag wegen Leitungskorrosion. Im Raum steht der Vorwurf, die Kämmerei habe nicht rechtzeitig Rückstellungen gebildet. „Ich habe von nichts gewusst. Niemand hat Rückstellungen beantragt“, verteidigte sich Amtsdirektorin Mayer. Jürgen Engel verwies auf ein schriftliches Protokoll aus dem Jahre 2003. Danach war zumindest die damalige Amtsdirektorin Gudrun Liebner über den Ernst der Lage im Abwassernetz informiert. Gereizte Atmosphäre: Wie gereizt die Atmosphäre in der Gemeindevertretung nach dem Abwahlantrag ist, zeigt ein anderer Vorwurf, den sich Bürgermeister Geue von seinem abgewählten Vorgänger anhören musste. Erst vor wenigen Tagen war Geue von den Wusterwitzer Feuerwehrleuten zu einer Gesprächsrunde über die aktuellen Ereignisse in der Gemeinde und im Amt eingeladen worden. Ronald Melchert: „Hut ab, dass du gekommen bist. Aber ich habe noch keinen Bürgermeister ohne Spende oder ein paar Kästen Bier erlebt.“ Der MAZ sagte Geue auf Nachfrage: „Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Es wird nach allem gesucht, um mich in Misskredit zu bringen.“ Von Frank Bürstenbinder

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