Das sieht ja gut aus“, war der erste Eindruck von Lothar Greinke am Sonntagmorgen beim Eintreffen an der Schachbrettblumenwiese in Ziesar. Der Revierförster und vier weitere Mitglieder des Kultur- und Heimatvereins Ziesar trafen sich in der Frühe zum jährlichen Zählen der Schachbrettblumen. Die Sonne schickte ihre Strahlen auf die Wiese und der Morgentau war noch nicht abgetrocknet. Das Gras schimmerte im Tau und von weitem schon waren viele, viele lilafarbene Blüten, die wie ein Teppich wirken, zuerkennen.
Karomuster gab den Namen
Am östlichen Stadtrand von Ziesar stehen gerade die Schachbrettblumen in voller Pracht. Es ist das größte natürliche Vorkommen dieser Art östlich der Elbe. Die reiche purpurfarbene Blüte ist nur einige Tage zu sehen.
Der wissenschaftliche Name für die Schachbrettblume lautet Fritillaria meleagris, was allerdings wörtlich übersetzt Perlhuhnblume bedeutet.
Das Karomuster der aus insgesamt sechs Blütenblättern bestehenden Blüte gab der Roten-Liste-Art letztlich ihren volkstümlichen Namen.
Wie die Tulpe gehört auch die Schachbrettblume zu den Liliengewächsen. Hummeln und Bienen holen sich sehr gerne den Nektar aus den glockig-nickenden Blüten.
Die Wiese bei Ziesar gehört mittlerweile zu den Naturdenkmälern im Bundesland Brandenburg.
Das Ehepaar Klaus und Jutta Schwanke sowie Christa und Peter Menge und Lothar Greinke zählen jedes Jahr, um den Entwicklungsstand der geschützten Art zu verfolgen und zu dokumentieren. In Ziesar befindet sich das größte Vorkommen Deutschlands östlich der Elbe. Die Wiese ist etwa einen Hektar groß. Diese rund 20 Zentimeter großen unter Naturschutz stehenden Blumen gehören zu den Liliengewächsen und die Wiese bei Ziesar zählt zu den Naturdenkmälern im Land Brandenburg.
Entdeckt wurde diese Schachbrettblume bereits in den 1950er- Jahren von Hans Sehm. Gezählt wird seit 1981. Die Eheleute Fendt und Schmidt aus Ziesar hatten sich dieser kleinen Pflanze damals angenommen. Die Ergebnisse wurden jährlich akribisch dokumentiert und geben noch heute einen guten Überblick über das Wohl und Wehe Schachbrettblume. So konnten bereits am 1. Mai 1983 genau 6600 Blumen und 1992 sogar 7500 Exemplare gezählt werden. „Bei unserer Zählung kamen wir auf 6350 lilafarbene und 7 weißblühende Blüten. Das ist nun mit das drittbeste Ergebnis“, freute sich Klaus Schwanke. Er gehört mit seiner Frau wie Familie Menge seit 1992 dem Zählteam an. „Wir haben uns bei Marie Fendt erkundigt, sie gab uns die Schnüre und die gesammelten Daten von den Zählungen davor“, erinnerte sich Jutta Schwanke.
Standorte wechseln etwas
In diesem Jahr das erste Mal mit dabei Kai Menge. Großvater Peter Menge konnte seinen Enkel gewinnen, ihm bei dieser Aufgabe zu helfen. Kai, der gegenwärtig in den Abiturprüfungen steckt, konnte am Ende 1140 Blumen angeben. Für den Zählvorgang wird die Wiese in zwei Meter breite Streifen mit Schnüren unterteilt. Jeder der Zähler übernimmt eine Bahn. Christa Menge konnte bei ihrer Zählung sogar 2121 Blumen registrieren. Es ist jährlich zu beobachten, das die Standorte, an dem die Blumen auf der Wiese blühen, wechseln. „Die Bedingungen für das Gedeihen der Schachbrettblumen waren im Herbst und im Winter optimal. Die Wiese wurde im Herbst vom Ziesaraner Werner Gobel gemäht. Der Winter war feucht. Die Kälteperiode zu Beginn des Jahres hat den Zwiebeln nicht geschadet“, sagte Klaus Schwanke.
Mittlerweile befindet sich die berühmteste Wiese Ziesars im Besitz der Kommune. „Wir haben mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung durch einen Tausch mit einem Privatbesitzer gegen ein anderen Grundstückes die Wiese in Stadteigentum übernommen“, informierte Bürgermeister Dieter Sehm.
Verein lädt zur Wanderung
Der Kultur- und Heimatverein Ziesar lädt am kommenden Sonnabend, 28. April zu einer geführten Wanderung ein. Treffpunkt ist dazu um 15 Uhr am ehemaligen Bahnhof in Ziesar. die Wegstrecke beträgt etwa. 1,5 Kilometer. Klaus Schwanke gibt am Wiesenrand Informationen zur Blume. Dieses blühende Wunder können Interessierte auch allein anschauen. Der Weg dorthin ist ab dem Steinberger Weg ausgeschildert.
Von Silvia Zimmermann