Was Corona für die Feuerwehr Ziesar bedeutet

In einer Kiste liegt alles bereit: Einwegschutzanzüge, Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel. Bei Einsätzen mit coronabedingten Hintergründen rollt ein mit vier Kameraden besetzter Mannschaftstransporter aus der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Ziesar. Grund kann eine von der Rettungsleitstelle in Brandenburg angeforderte Tragehilfe oder Patientenumverlegung sein. Nicht ausgeschlossen sind Türnotöffnungen bei plötzlich schwer erkrankten Personen. „Wir sind darauf eingestellt, dass wir bei steigenden Infektionszahlen den Rettungsdienst bei Transportaufgaben unterstützen. Bislang gab es solche Anforderungen durch die Leitstelle allerdings noch nicht“, beschreibt Ziesars Ortswehrführer Uwe Roßner die aktuelle Lage. Noch vor Weihnachten hatte Kreisbrandmeister Jens Heinze in einer Handlungsempfehlung alle Träger des Brandschutzes auf zusätzliche Aufgaben in Zusammenhang mit der Pandemie eingestimmt. Wie schon Vize-Landrat Christian Stein rechnete auch Potsdam-Mittelmarks oberster Feuerwehrmann für die Zeit nach Neujahr mit einer möglichen Verschärfung der Situation. Auch aus diesem Grund hat Heinze den Ämtern und Gemeinden empfohlen auf Aus-, Fort- und Weiterbildungen der Feuerwehren zu verzichten. Abgesagt sind Sitzbereitschaften, Jahreshauptversammlungen und Veranstaltungen der Fördervereine. „Daran halten wir uns auch in Ziesar strikt. Schon die Weihnachtsfeiern für die Einsatzabteilung und die Senioren wurden abgesagt. Auch die 140-Jahr-Feier im August musste ausfallen. Das war bitter, aber alle Kameraden haben den Ernst der Lage verstanden. “, sagte Roßner der MAZ. Auf dem Feuerwehrgelände in der Gartenstraße sind die 26 aktiven Kameraden nur noch bei scharfen Einsätzen anzutreffen. „Zwischendurch wird lediglich das erledigt, was zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft unbedingt nötig ist. Und zwar mit einem minimalen Personaleinsatz“, erklärt Roßner. Dazu gehören die Überprüfung der Funkgeräte und der Atemschutztechnik, oder auch mal eine Fahrzeugbewegung. „Mit einer Verlängerung des Corona-Lockdowns über den 10. Januar hinaus werden die umfassenden Einschnitte in das Feuerwehrlebens auch weiter Bestand haben. Dies gebietet schon die Fürsorgepflicht für die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr“, meinte am Dienstag Kreis-Sprecherin Andrea Metzler. Ruhige Feiertage: Das aktuelle Einsatzgeschehen verlief für die Kameraden aus Ziesar über die Weihnachtsfeiertage und Neujahr ruhig. Insgesamt blickt die Freiwillige Feuerwehr auf 66 Alarmierungen im 140. Jahr ihres Bestehens zurück. Das sind zehn Einsätze weniger als 2019, was auf einen coronabedingten Rückgang des Verkehrsaufkommens auf der Autobahn zurückzuführen ist. „Leider hat dafür die Schwere der Unfälle zugenommen. Drei Lkw-Fahrer konnten nur noch tot geborgen werden“, bedauert Ortswehrführer Roßner. Zwei der tragischen Vorkommnisse fanden an einem Stauende statt. Unter den 17 Alarmierungen auf der Autobahn 2 waren ferner zwei Pkw-Brände und drei technische Hilfeleistungen, wie die Absicherung von Unfallstellen. In der Stadt und im Amtsgebiet mit den umliegenden Ortschaften war die Feuerwehr zu 47 Einsätzen unterwegs. Darunter war ein Schwelbrand in einer Lautsprecherbox in der Wohnstätte Miteinander. In Steinberg brannte die Elektroverteilung einer Photovoltaik-Anlage. In Rottstock und Görzke haben die Ziesarer die Kameraden vor Ort bei der Beseitigung von Sturm- und Überschwemmungsschäden unterstützt. In Wenzlow sicherte die Feuerwehr einen Hochspannungsmast ab, von dem sich ein Mann herunterzustürzen drohte. Es gab diverse Tragehilfen und elf Türnotöffnungen. Davon lag in einem Fall in Buckau eine Person tot in ihrer Wohnung. Zwei Einsätze gab es im benachbarten Jerichower Land, weil bei Schopsdorf eine Strohpresse und die Verkleidung einer Halle im Gewerbegebiet brannte. In 13 Fällen mussten Betriebsstoffe aus verunfallten Fahrzeugen unschädlich gemacht werden. Insgesamt konnte die Feuerwehr Ziesar im vergangenen Jahr 24 verletzten Personen helfen. Es wurden 37 000 Liter Löschwasser und rund 1000 Liter Ölbinder verbraucht. Von Frank Bürstenbinder