Schule, Kita, Autobahnanschluss. Junge Familien wissen, warum sie ausgerechnet nach Wollin ziehen wollen. Und es ist sogar noch Platz in der zum Amt Ziesar gehörenden 830-Einwohner-Gemeinde. Das ortsansässige Unternehmen Müller Bau entwickelt den Wohnpark „Am Fläminghang“ weiter. „Noch insgesamt 20 voll erschlossene Grundstücke kommen in diesem und im kommenden Jahr auf den Markt“, kündigte Firmenchef Wilfried Müller gegenüber der MAZ an. Der Quadratmeterpreis wird bei um die 50 Euro liegen.
Planung fehlt noch
Doch braucht Wollin noch mehr Bauplätze? Für Immobilienmakler Helmut Jaskowsky ist diese Frage kein Thema. Der Projektentwickler aus Brück hat gerade einen Bebauungsplan für den alten Sportplatz angeschoben. Wohl ein wenig voreilig. In der Kommune gibt es noch keinen Beschluss über die Aufstellung eines B-Plans. Außerdem fehlt bis heute ein Flächennutzungsplan als Grundlage für weitere Bebauungen. Ganz zu schweigen von einem Votum der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg (GLP).
„Wir sind nicht grundsätzlich gegen neue Häuser an diesem Standort. Doch für die Aufstellung eines Flächennutzungsplans haben wir in den nächsten fünf Jahren kein Geld frei“, sagte Wollins Bürgermeister Jens Haase in dieser Woche bei einem Lokaltermin mit Anwohnern, den Besitzerfamilien der Fläche und dem Immobilienmakler. Haase stellte auch klar, dass es in Wollin derzeit freie Baugrundstücke gibt. Dazu kommen Objekte im Altbestand, die auf eine Entwicklung warten.
Drei Parzellen verkauft
Kurzfristig ist also nicht damit zu rechnen, dass Jaskowskys Vorstellungen zur Realität werden. Lediglich eine Fläche für drei Parzellen direkt an der Wenzlower Straße konnte der Makler bislang zu Geld machen. Die drei Bauplätze gelten als Lückenschließung im Innenbereich. Dahinter will Jaskowsky acht Grundstücke auf dem alten Sportplatz erschließen. Doch weil es sich um Außenbereich handelt, ist ein B-Plan unumgänglich.
„Tatsächlich ist Wollin bei Bauwilligen gut nachgefragt. Doch wo, wann und wie gebaut wird, bestimmt immer noch die Gemeinde, bei der die Planungshoheit liegt“, stellt Ziesars Amtsdirektor Norbert Bartels klar. Für den Verwaltungschef sind deshalb Diskussionen über Detailfragen zum jetzigen Zeitpunkt „ungelegte Eier“. Doch es sind viele Bedenken, die die Anwohner der Poststraße umtreiben. Die Fahrbahn grenzt auf der Nordseite an den alten Sportplatz. Eine mit Linden unterbrochene Hecke dient als Abgrenzung.
Linden sollen bleiben
Einige Wolliner machen sich Sorgen, dass die in die Jahre gekommene Poststraße dem Verkehr der Baufahrzeuge nicht standhält. Andere Anwohner erinnern an die Probleme mit der Oberflächenentwässerung, insbesondere bei Starkregen. Außerdem würde sich die Poststraße als Erschließungsstraße für das Wohngebiet wegen ihrer geringen Breite nicht eignen.
Bürgermeister Haase versicherte den Bürgern, dass Bäume und Hecke auf dem kommunalen Grundstück unangetastet bleiben. Als Kompromiss könne er sich vorstellen, den knapp zehn Meter breiten Streifen in der Länge zu teilen, um dem Investor die Erschließung zu erleichtern. Doch so weit ist es ohne Planung noch lange nicht. Sollte es zu einem Bebauungsplan kommen, können die Bürger im Zuge der öffentlichen Auslegung ihre Anregungen und Bedenken vortragen.
Reservierungen abgeschlossen
Jaskowsky hat sich jedenfalls schon weit aus dem Fenster gelehnt. Für die meisten der acht möglichen Grundstücke hat er bereits Reservierungsverträge abgeschlossen. Der Grund und Boden gehört immer noch den Wolliner Besitzern. Es sind die selben Familien, die einst mit ihren Verkäufen den Eigenheimbau in der Poststraße möglich machten. „Meine Kunden wissen, dass sie nicht von heute auf morgen in Wollin bauen können“, so Makler Jaskowsky.
Von Frank Bürstenbinder