Ausstellung Kunstwerk Potsdam: Barbara Raetsch zeigt "Heimspiel"

„Heimspiel“ ist der Titel einer Ausstellung von Barbara Raetsch, die am Sonntag im „Kunstwerk“ in der Elfleinstraße eröffnet wird. Für die 1936 im sächsischen Pirna geborene Künstlerin ist ganz Potsdam ein Heimspiel, denn seit sie 1958 den Maler Karl Raetsch heiratete, wohnt sie in der Stadt. Raetsch-Bilder hängen in vielen Sammlungen: Mit ihren farbstarken Arbeiten ist sie aber schon seit Jahrzehnten nicht nur in Potsdam mit Ausstellungen präsent. Raetschs Bilder befinden sich zudem bereits in diversen Museen wie den Sächsischen Kunstsammlungen in Dresden, in der DDR-Kunstsammlung auf Burg Beeskow, aber natürlich auch im Potsdam-Museum. Bekannt wurde sie als Chronistin des Verfalls der Potsdamer Innenstadt in den 1980er Jahren. Damals entstanden ihre wie Porträts gestalteten Frontalansichten von Abrisshäusern. 2016 wurde sie mit einem Eintrag ins Goldenen Buch der Stadt geehrt. Lesen Sie auch: Ein Potsdamer Bild im Museum Barberini Kunststreit: Potsdamer Museums-Verein kritisiert die Grünen Das malerische Interesse der Künstlerin an Potsdam ist bis heute nicht erschöpft. Über ihren Zyklus „Zeit der Kräne“ schrieb sie: „2014 prägten Riesenkräne den Alten Markt. Sie ragten hoch, den Himmel zerschneidend, bewegten sich unablässig, jeden Tag anders im Wettlauf mit der Zeit.“ Aktuell belegt eine Serie von Bauzaunbildern Raetschs scheinbar nicht erlahmendes Interesse an Potsdamer Stadtbildern. Das Motiv mit dem „fahnenroten Bauzaun“ vor der inzwischen abgerissenen Fachhochschule ist auch auf der Einladungskarte zu sehen. Sie wollen immer bestens informiert sein, was sich in Ihrer Stadt verändert, aber nicht ständig die News checken? Dann haben wir genau das Richtige für Sie: Unseren kostenlosen Newsletter „Potsdam ganz nah“. Zweimal wöchentlich nehmen wir Sie mit auf einen Streifzug durch die Landeshauptstadt und geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Nachrichten. Aber wir blicken auch hinter die Kulissen. Ehrlich, persönlich und zuverlässig recherchiert. Ganz nah dran eben. Der kostenlose Newsletter erscheint immer dienstags und freitags und Sie können ihn hier abonnieren. Die Künstlerin liebt die Arbeit an solchen Bilderzyklen. „Ich male gerne Serien, bis ich abreagiert bin, und dann kommt auch nichts mehr“, verriet die Künstlerin bei einem Vorgespräch mit der MAZ. „Das Malen ist meine Rettung!“, bekennt sie wohl auch mit dem Blick auf ihr Alter und beschreibt dann lächelnd den immer noch straffen Arbeitsalltag: „Gegen 7 Uhr aufstehen, eine Tasse Kaffee und danach ins Atelier.“ Verfallene Häuser und drehende Kräne: Raetschs Bilderauswahl für die Ausstellung im „Kunstwerk“ zeigt verschiedene Werkserien. Natürlich gehören auch einige der berührenden Arbeiten von verfallenen Häusern dazu. Noch immer wirken das Mitgefühl und die Würde nach, mit dem die Malerin einst ihre Motive adelte. Auch der Zyklus „Zeit der Kräne“ ist mit starken Beispielen vertreten. Auf einem dieser Bilder glüht die Bildmitte tiefrot vor einem grau-rußigen Hintergrund. In diesem Glutnest aber dirigiert ein Quintett von pechschwarzen Stahlriesen das beseelte Zusammenspiel der Farbklänge dieser Baukran-Sinfonie. Der Werkgruppe von warm leuchtenden und fast monochromen Landschaften ist im „Kunstwerk“ ein ganzer Raum gewidmet. Auf vielen dieser Arbeiten ist es ein dominantes, vor Hitze dampfendes Gelb-Ocker-Orange, aus dem sich ahnungsvoll der Horizont formt und dessen Zentrum jenes magische Licht abstrahlt, das wir Sonne nennen. Alternative zur täglichen Bilderflut: Auf Raetschs Landschaften stören keine Menschen solch essenzielle Weltbetrachtungen. Befasst sich die Künstlerin mit Menschen, dann stehen auch die einzig da. Keine Details und Schnörkel lenken vom Gesicht ab. Dies ist wohl ein Merkmal ihrer Kunst. Maximale Reduktion der täglichen Bilderflut zugunsten einer größeren Tiefenschau. Wer immer Lust auf das bestaunen großartiger Bilder hat, sollte diese Ausstellung nicht verpassen. Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 22. November mittwochs bis sonntags von 15 bis 19 Uhr im Kunstwerk, Hermann-Elflein-Straße 10. Von Lothar Krone