Erstmals seit der Wende hat die Stadt Potsdam Bußgeldverfahren gegen Störer einer Bombenentschärfung eingeleitet. Das teilte die Stadtverwaltung heute mit. Gegen fünf der zehn Störer, die die Evakuierungsmaßnahmen am vergangenen Mittwoch (8. November) behindert haben, werden Bußgelder verhängt.
Die Bußgeldverfahren würden noch laufen, doch die Störer müssten sich auf einen Betrag von mindestens mehreren hundert Euro einstellen, so eine Stadtsprecherin. Maximal ist ein Bußgeld bis zu 5000 Euro möglich.
Eigentlich hätte um 8 Uhr niemand mehr im Gefahrenbereich sein dürfen, doch trafen die Einsatzkäfte noch nach 10.45 Uhr Menschen in der Sicherheitszone an. Zehn Verweigerer und Durchbrecher hat man festgestellt, sechs allein in der Burgstraße, die dem Fundort neben dem Bahnhof am nächsten liegt. In der Burgstraße 5 musste der Schlüsseldienst sogar das Türschloss einer offenbar verwirrten alten Dame aufflexen. Die muss zwar den Schlüsseldienst bezahlen, wird aber nicht weiter belangt. Die Fälle bewusster Sperrkreisverletzungen führten dazu, dass bestimmte Evakuierungsabschnitte mehrfach abgesucht werden mussten. Der Sperrkreis wurde erst um 11.12 Uhr für geräumt erklärt.
Laut Kampfmittelverordnung des Landes Brandenburg handelt derjenige ordnungswidrig, der vorsätzlich oder fahrlässig gekennzeichnete Stellen betritt, auf denen Kampfmittel entdeckt worden sind und die als Gefahrenbereich gekennzeichnet sind.
Am 8. November war eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe US-amerikanischer Herkunft aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Areal des Nutheparks in der Nähe des Hauptbahnhofes entschärft worden. Um den Fundort war ein Sperrkreis von rund 800 Metern eingerichtet worden. Mehr als 9.700 Menschen mussten zeitweise ihre Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen.
> Liveticker zum Nachlesen: Bombenentschärfung vom 8. November
Von Rainer Schüler und MAZonline