Der Countdown für die Impressionisten-Schau im Museum Barberini läuft. Am Sonntag geht sie zu Ende. Am Freitag um die Mittagszeit zog sich die Schlange der Wartenden vor dem Eingang bis zum Obelisken. Viele Kunstinteressierte hatte sich von weit her auf den Weg gemacht, nur um noch auf den letzten Drücker eine Karte zu ergattern. „Ich bin eigens aus Hagen in Nordrhein-Westfalen gekommen und fahre heute Abend wieder zurück“, erzählte eine Dame. Der Herr hinter ihr war vom Bodensee angereist; ein anderer aus München.
Mehr als 300 000 Impressionismus-Fans hat die Ausstellung angelockt, seit das Museum von Stifter Hasso Plattner am 23. Januar eröffnet wurde.
Nicht nur das Potsdamer Kulturleben hat durch das neue Haus am Alten Markt gewonnen. Der Barberini-Effekt ist auch im direkten Museumsumfeld deutlich zu spüren. Beispiel: Nikolaikirche. Hier sprechen die Zahlen in der Besucherstatistik eine eindeutige Sprache. „Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Besucherzahlen fast verdreifacht“, zieht Eva Fischer, Mitarbeiterin im Gemeindebüro, eine Bilanz der segensreichen Strahlkraft des Museums. Im Februar 2016 kamen knapp 7000 Besucher in den Schinkel-Bau. Im vergangenen Februar wurden 19 000 Gäste gezählt. Nicht Schritt gehalten hat allerdings die Bereitschaft der Touristen, ihre Geldbörse zu öffnen: „Was sich nicht verdreifacht hat, ist das Spendenaufkommen“, beschreibt Fischer die eher ernüchternde finanzielle Seite.
Dennoch: Die Eröffnung des Barberini sei „ein Geschenk für Potsdam“ , schwärmt Nikolai-Pfarrerin Susanne Weichenhan über die Stimmung auf dem Platz, die sie deutlich verändert findet: „Der Alte Markt ist fröhlich und belebter mit Menschen, die einen Sinn für die Schönheit dieses Platzes haben.“
In Jubelstimmung sind auch die Touristiker in der Stadt, wenn sie vom Barberini-Boom erzählen. „Das Telefon steht nicht mehr still“ , berichtet Raimund Jennert, Geschäftsführer der Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG), dessen Gesellschaft die Hotline des Museums betreut. Täglich trudeln mehr als hundert E-Mails mit Fragen rund ums Barberini ein, zu Öffnungszeiten oder Bezahlvorgängen.
Ein Gradmesser ist auch die Tourismus-Information in der Humboldtstraße am Alten Markt. Nach der Eröffnung im Mai 2016 ging es dort in den ersten Monaten eher beschaulich zu. Das änderte sich schlagartig, als das Museum seine Pforten öffnete: „Wir sehen jetzt dort dieselben Spitzenwerte wie in der Tourismus-Information am Bahnhof“, so Jennert.
Bei der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH macht ein Blick in die Statistik ebenfalls froh. „Bei den Gästen gab es in Potsdam von Januar bis März einen Zuwachs um sieben Prozent“, erklärt Pressesprecherin Birgit Kunkel. Obwohl man die statistischen Zahlen nicht eins zu eins aufs Barberini übertragen könne, sei klar: „Es ist definitiv so, dass es ein sehr starkes Zugpferd ist und auch aus Landessicht ein absolutes Aushängeschild.“
Befruchtend wirkt sich der Kunsttempel im Barockgewand zudem auf die nahe Hotellerie aus. So könne man im Mercure-Hotel seit Ende Januar eine höhere Zahl an Restaurantgästen in der Mittags- und Nachmittagszeit begrüßen, sagt Direktor Marco Wesolowski. Und: „Obwohl wir die Zusammenarbeit gerade erst auf den Weg bringen, gibt es bereits jetzt eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Gästen, die nach Potsdam kommen für den Besuch im Barberini.“
Im Potsdam-Museum ist man neidlos glücklich über den Erfolg des neuen Nachbarn. Von Konkurrenzgefühlen keine Spur; stattdessen freut man sich auch hier über gestiegene Besucherzahlen: „Das Barberini hat gezeigt, wie man mit Kunst und Kultur Stadtentwicklung betreiben kann“, resümiert Fördervereinschef Markus Wicke.
Bald kommen Hopper und Rothko
Die nächste Ausstellung vom 17. Juni bis 3. Oktober trägt den Titel „Von Hopper bis Rothko. Amerikas Weg in die Moderne“.
Ab 7. Juni wird „Rodin im Dialog mit Monet“ gezeigt, anhand von sieben Gemälden, sowie eine Dokumentation zur US-amerikanischen Phillips Collection.
Bis 3. Oktober ist noch die Schau „Künstler in der DDR. Aus der Sammlung des Museums Barberini“ zu sehen.
Ausgehend von dieser Sammlung wird im Herbst die Schau „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ gezeigt.
Von Ildiko Röd