Corona: Das Hotel am Großen Waisenhaus in Potsdam schließt

Das erste Hotel in Potsdam muss wegen der Corona-Krise aufgeben. Das Hotel am Großen Waisenhaus in der Potsdamer Lindenstraße wird Ende Mai seinen Betrieb schließen. In Folge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen dramatischen Einnahmeausfälle öffne man das Haus nach dem 1. Juni nicht mehr, teilt der Betreiber am Freitagvormittag mit, die Dienstleistungs- und Beherbergungsbetrieb der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam GmbH. Das Hotel am Großen Waisenhaus eröffnete im April 2011 und erzielte mit einer Kapazität von 34 Zimmern nach eigenen Angaben stets eine gute Auslastung und positive Jahresergebnisse. Durch die zentrale und zugleich ruhige Lage mitten in der historischen Innenstadt Potsdams etablierte sich das Hotel garni als Ziel für in- und ausländische Besucher der Landeshauptstadt. „Im Zuge der Corona-Pandemie erlitt das Waisenhaus-Hotel seit Mitte März wochenlange Einnahmeverluste“, heißt es nun. Touristen blieben aus, die Zahl der Geschäftsreisenden war gering. Geschäftsführer René Schreiter sprach der MAZ gegenüber von lediglich sechs Dienstreisenden im Mai: „Das ist sonst immer der umsatzstärkste Monat, gefolgt vom September. Das Weihnachtsgeschäft ist in der Regel schwach.“ Die Corona-Zwangspause traf das Hotel in einer Zeit, „als die finanziellen Ressourcen nach den Wintermonaten nahezu aufgebraucht waren“. Die Einnahmeverluste in der Corona-Zeit umschreibt Schreiter mit mehreren Hunderttausend Euro. Das tägliche MAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Brandenburg täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Auch Einsparungen und Kurzarbeit Null für die 13 bis 15 Mitarbeiter halfen nicht. Den Frühstücksbetrieb hatte man wegen der Corona-Krise eingestellt und statt dessen Lunch-Pakete ausgegeben. Einen Nachhole-Effekt erwartet der Hotel-Betreiber nicht und erklärt: „Das Hotel kann nicht mehr wirtschaftlich geführt werden. Aus diesen Gründen schließt das Hotel seinen Betrieb Ende Mai 2020.“ Das sei aber keine Insolvenz, betont Schreiter. Eine spätere Wiedereröffnung sei nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich. Denkbar sei, das Haus, das der Stiftung Großes Waisenhaus gehört, künftig anders zu nutzen. Wie das gehen könnte, hat Insel-Hotelier Burkhard Scholz in Sachsen-Anhalt erfahren: Dort wurden Hotels zu Apartmentanlagen und Senioren-Einrichtungen für betreutes Wohnen. „Ich rechne mit weiteren Schließungen und Insolvenzen von Hotels und Pensionen“, sagte Scholz der MAZ: „Was die Hotels aus dem Hilfspaket 1 der Bundesregierung bekommen haben, hat niemanden gerettet. Wir haben 30.000 bekommen und mussten einen weiteren Kredit aufnehmen. Wir schaffen das irgendwie“, sagte Scholz: „Manch Anderem gelingt das aber nicht. Die Auswirkungen von Corona sind noch gar nicht absehbar.“ Das Inselhotel hatte am Freitag den ersten Tag nach Schließung am 18. März wieder auf. Knapp 40 Prozent der Zimmer waren gebucht. „90 Prozent wären es sonst zu dieser Zeit“, so Scholz. Kerstin März aus Landsberg in Sachsen-Anhalt war am Nachmittag nach mehrmonatiger Schließung wieder der erste Gast. Sie verbringt mit ihrer Mutter bis Dienstag die Pfingstfeiertage auf Hermannswerder und möchte Potsdam besichtigen. Scholz begrüßte sie mit einer Flasche „Leutnantsbrause“ – Rotkäppchen-Sekt, wie ihn Wilhelm II. 1903 bei einem Besuch im Saale-Unstrut-Weinbaugebiet als Getränk für seine Offiziere auserwählte. Scholz verpasste dem Traditionssekt ein eigenes Etikett und spendet je verkaufter Flasche einen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Potsdam hatte man die Nachricht vom Aus des Waisenhaushotels am Freitagmittag noch nicht bekommen. Von ähnlichen Fällen in Potsdam und Umgebung hat der Verband keine Kenntnis. Auch der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH in Potsdam und der städtischen Wirtschaftsförderung sind Schließungen oder angekündigte Schließungen beziehungsweise Insolvenzen nicht bekannt. „Das wird aber nicht zu verhindern sein“, sagte Dehoga-Präsident Olaf Schöpe der MAZ. Die bevorstehenden Pfingsttage würden von den Unternehmen optimistisch gesehen: „Im Juni sieht es schon wieder recht gut aus mit den Buchungen.“ Lesen Sie auch: Inselhotel-Chef: „Für diese Krise hatten wir keinen Notfallplan.“ Schließung wegen Corona: Inselhotel in Potsdam hält Nachtwache gegen Einbrecher So lief der erste Tag der Hotel-Öffnungen in Potsdam Von Rainer Schüler und Alexander Engels

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