Corona-Folgen: Potsdams Tourismus braucht mindestens drei Jahre zur Erholung

Die Tourismusbranche in Potsdam wird sich nicht vor dem Jahr 2023 von der Corona-Krise erholt haben. Davon geht das Rathaus mit Verweis auf Expertenmeinungen zu den Auswirkungen der Lockdowns im Frühjahr und Spätherbst aus. Quasi kein Tourismus im April: Am Mittwochnachmittag stellte die Verwaltung ihren Bericht zur Zwischenbilanz für das Tourismuskonzept 2025 im Hauptausschuss vor. Die Bilanz für das dritte Quartal 2020 ist ernüchternd. Die ohnehin niedrigen Gästezahlen zu Jahresbeginn sanken noch einmal dramatisch im Zuge des ersten Corona-Lockdowns ab März. „Im April 2020 kam die touristische Nachfrage dann fast vollständig zum Erliegen“, teilt die Verwaltung mit, „in Potsdam wurden lediglich 2733 Übernachtungsgäste registriert. Das sind 94 Prozent weniger als im April des Vorjahres.“ Der Sommer brachte eine – im Vergleich zu anderen Städten – überdurchschnittliche Erholung. Die Landeshauptstadt zählte so viele Urlaubsbesucher, dass sogar die Ausfälle bei Geschäftsreisen mehr als kompensiert wurden. Im August zählte das Statistikamt mit 60.478 Gästen eine Plus von 9,2 Prozent im Vergleich zum August 2019. Wenige Auslandstouristen, extra viele Inlandstouristen: Als Grund macht die Stadt unter anderem den vergleichsweise geringen Anteil von Auslandstouristen in Potsdam aus. Deren Ausbleiben wurde vom Inlandstourismus kompensiert. Trotzdem bleibt die Bilanz im Vorjahresvergleich ernüchternd. „Bis zum Ende des dritten Quartals 2020 wurden insgesamt 277.586 Gäste (-36,4 %) registriert, die 723.034 Übernachtungen (-29,9 %) getätigt haben“, so die Stadtverwaltung. „Wir brauchen einen langen Atem, Geduld und viele gute Ideen“, erläuterte der Dezernent Zentrale Verwaltung, Dieter Jetschmanegg, in diesem Zusammenhang. Er verwies darauf, dass gerade der für Potsdam wichtige Bereich der Tagungen, Kongresse und Events vor große Herausforderungen gestellt ist. „Häuser wie etwa das Kongresshotel haben die Zeit intensiv genutzt, um im Bereich der hybriden Formate neue Angebote zu schaffen.“ Ein besonderes Augenmerk will die Stadt auf den Bustourismus legen. Sie lässt eine Untersuchung erarbeiten, wie der Reisebustourismus und -verkehr in Potsdam weiter qualifiziert sowie positive Effekte auf die touristische Entwicklung erzielt werden können. Zugleich sollen die im Zusammenhang mit Reisebussen entstehenden Belastungen minimiert werden. Die Phase der Bestandsanalyse wurde im Oktober abgeschlossen. Daraus soll nun eine Strategie entwickelt werden. Zudem will die Stadt die Mobiagentur im Hauptbahnhof verbessern und ausbauen. Sie wurde im Februar 2020 anstelle des früheren Bahn-Informationszentrums eröffnet. Von MAZonline/axe