Corona-Krise in Potsdam: 20 Prozent mehr Arbeitslose

Die Anzahl der Arbeitslosen in Potsdam hat sich im ersten Corona-Jahr sprunghaft um 20 Prozent erhöht. Im Dezember 2020 waren 5804 Potsdamer arbeitslos gemeldet, das waren 970 Personen bzw. 20,1 Prozent mehr als im Dezember 2019. Die Arbeitslosenquote stieg auf sechs Prozent. Bekannt gegeben wurden die Zahlen von der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mit ihrem regulären Monatsbericht. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein Trendwechsel, denn bis 2019 sank die Arbeitslosenquote zuletzt stetig. Ende 219 waren laut Statistik der Landeshauptstadt 4899 Potsdamer arbeitslos gemeldet. Die Quote lag bei 5,1 Prozent. Ende 2018 waren 5168 Potsdamer arbeitslos, die Quote: 5,6 Prozent; Ende 2017 waren 5138 Potsdamer arbeitslos, die Quote lag bei 5,7 Prozent. Der Wert von sechs Prozent wurde bei der Arbeitslosenquote in Potsdam zum Jahresende zuletzt 2016 gerissen: Damals lag die Quote bei 6,2 Prozent. 2020 war bei der Anzahl der Arbeitslosen nach einem Aufwuchs von 4899 Personen Ende März auf 6099 Personen Ende Juni und schließlich 6116 Personen Ende August ein Abwärtstrend auf 5765 Personen Ende Oktober festzustellen, der erst im Dezember wieder von einem deutlichen Aufwärtstrend abgelöst wurde. Mit dem ersten Corona-Lockdown ist die Anzahl der Potsdamer in Kurzarbeit dramatisch angestiegen. Auf MAZ-Anfrage hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) dazu erstmals genaue Zahlen vorgelegt. Demnach hat sich sowohl die Anzahl der Arbeitnehmer als auch der Betriebe mit Kurzarbeiterregelungen schon im März 2020 mehr als verhundertfacht. Im Januar waren laut BA 14, im Februar 23 Arbeitnehmer in Potsdam in Kurzarbeit. Im März sprang die Zahl auf 4993, im April erreichte sie mit 9894 Arbeitnehmern einen Rekord. Im Mai und Juni fiel sie mit 9034 bzw. 6545 Arbeitnehmern in Kurzarbeit wieder deutlich ab. Die Hochrechnung für den Juli ergibt laut BA 4315, für die Folgemonate liegen abschließende Zahlen noch nicht vor. Während im Januar und Februar lediglich drei bzw. vier Potsdamer Betriebe Kurzarbeit für Mitarbeiter beantragt hatten, stieg auch ihre Zahl mit dem ersten Lockdown im März sprunghaft auf 720 an. Der Höhepunkt war im April mit 1269 Betrieben mit Kurzarbeiterregelungen erreicht. Danach sank die Zahl auf 1118 im Mai, 816 im Juni und laut Hochrechnung auf 603 im Juli. vo Insgesamt gerieten im vergangenen Jahr 14.257 Potsdamer zumindest zeitweilig in die Arbeitslosigkeit. Im Dezember 2020 wurden allein 1074 Potsdamer arbeitslos, im November hatte es 1117, im Oktober 1239 Potsdamer getroffen. Lesen Sie auch Corona-Krise in Potsdam: Einbruch bei Gewerbesteuer Dem gegenüber stehen im Monatsbericht der Bundesagentur die sogenannten Abgänge, also Potsdamer, die in neue Jobs vermittelt wurden oder aus anderen Gründen aus der Statistik verschwanden. Demnach waren im Dezember von insgesamt 1039 Abgängen 431 Vermittlungen in Erwerbstätigkeit und 254 Vermittlungen in eine Ausbildung oder sonstige Maßnahme. Insgesamt wurden für 2020 13.319 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit registriert. Massiv auf 33,6 Prozent erhöht hat sich im vergangenen Jahr der Anteil der Langzeitarbeitslosen. Ende 2020 waren 1953 Potsdamer langzeitarbeitslos, fast 40 Prozent mehr als im Dezember 2019. Die Arbeitslosenzahlen bilden nur einen Teil der Krise am Arbeitsmarkt ab. Hinzu kommen Personen etwa in Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder in gekündigter Stellung auf der Suche nach einem neuen Job. Zusammengefasst werden sie in der Statistik der Bundesagentur als Arbeitsuchende. Dieser Kennwert hat sich im ersten Corona-Jahr um fast zehn Prozent erhöht. Im Dezember 2020 waren 10.516 Potsdamer als arbeitsuchend gemeldet, 901 Potsdamer bzw. 9,4 Prozent mehr als im Dezember 2019. Von Volker Oelschläger