Corona in Potsdam: Geschäftsführer des Bergmann-Klinikums sollen offenbar beurlaubt werden

Mehr als vier Stunden lang debattierte der Hauptausschuss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am Mittwochabend hinter verschlossenen Türen über die Zukunft der beiden Geschäftsführer des städtischen Klinikums „Ernst von Bergmann“. Schubert will sich nicht „zu einer Handlung zwingen“ lassen: Am Morgen danach deutet sich nun an, dass diese im Lauf des Tages von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) beurlaubt werden dürften. Er ist der alleinige Gesellschaftervertreter des kommunalen Klinikums, letztlich obliegt allein Schubert die Entscheidung. Er hatte angekündigt, sich vom Aufsichtsrats des Klinikums und vom Hauptausschuss diesbezüglich Empfehlungen geben zu lassen. Allerdings soll er in der nicht-öffentlichen Sitzung in der Nacht zu Donnerstag auch gesagt haben, dass er sich weder vom Aufsichtsrat noch vom Hauptausschuss „zu einer Handlung zwingen“ lasse. Mehrheit sprach sich für Beurlaubung aus: Am Dienstag hatte der Aufsichtsrat die Beurlaubung der Geschäftsführer und die Einsetzung einer Untersuchungskommission empfohlen. Zwar hatte es nun im Ausschuss dazu keinen Antrag und entsprechend auch keine Abstimmung gegeben. „Aber es gibt ein klares Meinungsbild und ein Votum wäre eindeutig ausgefallen“, sagt ein Ausschuss-Mitglied der MAZ. „Ich begrüße die anstehende Beurlaubung ausdrücklich.“ Die Debatte sei „kontrovers und emotional“ gewesen, habe jedoch ein klares Stimmungsbild ergeben: Die aus SPD, Grünen und Linken bestehende Rathauskooperation und die Fraktion Die Andere sprechen sich für eine Beurlaubung von Steffen Grebner, dem kaufmännischen Geschäftsführer, und Dorothea Fischer, der medizinischen Geschäftsführerin aus. Die Untersuchungskommission soll während der Beurlaubung die Vorgänge im Klinikum und ein mögliches Fehlverhalten der Klinik-Chefs aufklären. CDU scheitert mit Antrag auf Untersuchung der städtischen Vorgänge: Die CDU hatte beantragt, auch die Vorgänge in der Stadt in einem eigenen Bericht untersuchen zu lassen – das wurde allerdings abgelehnt. CDU-Fraktionschef Götz Friederich veröffentlichte daraufhin am Morgen nach der Marathonsitzung des Hauptausschusses ein Video-Statement in den sozialen Netzwerken: Um Vertrauen wiederzugewinnen gehöre es „selbstverständlich dazu, dass sich die Stadt fragen muss, ob sie alles richtig gemacht hat als Gesellschafter und als Fachaufsicht des Klinikums“. Er sei „enttäuscht, dass die Rathauskooperation dem nicht gefolgt ist“ und eine Erweiterung der Untersuchung abgelehnt habe, es hätte zur politischen Glaubwürdigkeit dazugehört, sich selbst zu hinterfragen, so Friederich. Für eine Beurlaubung der Geschäftsführung im krisengebeutelten Klinikum hätte es im Falle einer Abstimmung eine deutliche Mehrheit in der Stadtpolitik gegeben: zehn der fünfzehn regulären Ausschuss-Mitglieder gehören demnach zu den Befürwortern. Nur in einer der Fraktionen der rot-grün-roten Rathauskooperation soll es einen Abweichler geben, der sich klar für Steffen Grebners Bleiben angesichts langjähriger Verdienste positioniert haben soll. Nur wenig Unterstützung für sofortige Abberufung: Der Antrag der Fraktion Die Andere auf eine sofortige Entlassung Grebners und Fischers hingegen fand keine Mehrheit. „Da gab es eine deutliche Ablehnung“, so ein Ausschuss-Teilnehmer. Der Unterschied: Bei einer sofortigen Entlassung ist ein langer Rechtsstreit zu befürchten. Die beiden Geschäftsführer haben laufende Verträge, ihnen müsste persönlich ein eklatantes Fehlverhalten bewiesen werden, um sie absetzen zu können. Denn sonst wären entweder hohe Abfindungen zu zahlen oder der Lohn der beiden wäre weiter fällig – allein Steffen Grebner verdient dem Vernehmen nach mindestens eine Viertelmillion Euro im Jahr. Er hatte sich gestern während der gesamten Sitzung nicht zu Wort gemeldet. Allein die medizinische Geschäftsführerin Dorothea Fischer berichtete demnach von den Vorgängen im Klinikum und beantwortete die Fragen der Ausschussmitglieder. Dorothea Fischer soll weiter als Ärztin im Klinikum arbeiten: Sie soll, so heißt es aus dem Ausschuss, ihre Funktion als Chefärztin der Frauenklinik auch im Fall einer Beurlaubung vom Posten als Geschäftsführerin weiter innehaben und ausüben dürfen. Sie gilt als hochqualifizierte Medizinerin, ist eine Expertin für Krebserkrankungen bei Frauen. Lesen Sie auch: Klinik-Krise in Potsdam: Politik gegen sofortige Abberufung der Geschäftsführung Aufsichtsrat votiert für Beurlaubung von Klinikspitze Die Gegner und Unterstützer der Potsdamer Klinikleitung Bergmann-Betriebsrat gegen Beurlaubung der kompletten Klinikspitze Von Saskia Kirf und Peter Degener

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