Corona in Potsdam: Teilnehmer bei Beerdigungen begrenzt

Den letzten Weg mit einem Toten geht man jetzt höchstens noch zu zehnt. Die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Ansteckungsgefahr haben jetzt auch die Bestattungen erfasst. Erlaubte man vor Wochenfrist noch bis zu 50 Personen auf Trauerfeiern, liegt die Obergrenze ab sofort bei zehn, das Bestattungspersonal schon inklusive. „Bei einer Sargbeerdigung braucht man sechs Träger, einen Redner, einen Musiker“, zählt Bestatter Thomas Schellhase auf. „Bleiben noch zwei Angehörige; das ist nicht mehr feierlich.“ Bei Urnenbeisetzungen spart man die Träger, doch mehr als der engste Freundes- und Familienkreis ist trotzdem nicht dabei. Die neue Regelung gilt sowohl für Trauerhallen und Kirchen als auch für Bestattungen allein im Freien. Ein Mitarbeiter für die Bürokratie: Schellhase tun die Hinterbliebenen leid. Er muss ihnen die neuen Regeln erklären. Dazu gehören auch die Namens-, Adressen- und Telefonlisten, die bei einer solchen „Feier“ zu führen und dann vier Wochen aufzubewahren sind. Allein dafür und zur Überwachung der Abstandsregelung muss er einen zusätzlichen Mitarbeiter abstellen, noch ein Teilnehmer weniger. Diese coronabedingte Formalie kostet Zeit und ist in seinen Augen „würdelos“. Wer den personellen Mehraufwand bezahlt, weiß Schellhase nicht so genau. „Eigentlich kann man das ja nicht den Kunden überhelfen. Die können schließlich nichts dafür“, sagt er. So werde wohl der Bestatter den zusätzlichen Mitarbeiter entgeltfrei zum Friedhof schicken müssen, wo dann eine feste Regel für alle gilt: Von Beileidsbekundungen muss abgesehen werden. Bestatter wünscht sich Lockerungen: Doch damit nicht genug: Dem steigenden Personalaufwand stehen sinkende Leistungen des Bestattungsunternehmens gegenüber: „Es macht ja einen Unterschied, ob wir das für 100 Leute organisieren oder nur ein Zehntel“, sagt Schellhase. Der Aufwand sei für weniger Teilnehmer nur wenig kleiner, die Einnahmen aber deutlich niedriger. Schellhase akzeptiert die Zugangsbeschränkungen, findet aber, dass man das für Bestattungen auch anders regeln könnte. „Vor allem in den großen Trauerhallen kann man ja die Abstände unter den Gästen gut vergrößern“, findet der Bestatter. Und im Freien müssten die Teilnehmer eben weiter auseinander stehen. Dafür könne das Bestattungsunternehmen auch eine tragbare Beschallungsanlage aufbauen. Blick nach Italien: Wenn irgendwann auch in Potsdam Corona-Tote bestattet werden müssen, sei ein Abschied von Angesicht zu Angesicht gar nicht mehr möglich. Der Gestorbene sei infektiös, der Bestatter wisse nicht, ob weiter Ansteckungsgefahr besteht, erfahre nicht mal, um welche Viren es da geht. Multiresistente Keime, wie sie in Krankenhäusern immer wieder mal vorkommen, lebten auch nach vier, fünf Tagen noch im toten Körper, so Schellhase. Nur mit Schutzausrüstung dürfe der Bestatter den Verstorbenen abholen, wo er gestorben ist. Bei Schellhase sind bisher bereits 90 bis 93 Prozent der Bestattungen Einäscherungen. Das sei bei Krankheiten auch sicherer. „Das ist in Italien völlig anders. Da wird fast nur im Sarg bestatten, ein gewaltiger Aufwand in Corona-Zeiten!“ Das seien Beerdigungen im Akkord. „Sowas macht keinem Freude. Ich beneide die italienischen Kollegen nicht “, sagt Schellhase. Lesen Sie auch: „Mir macht Angst, dass die Vielfalt in unserer Stadt durch die Krise vor die Hunde geht“ Corona in Potsdam: 63 Fälle, fünf Personen müssen beatmet werden Corona-Krise in Potsdam: Vermieter wollen Mieter schützen Von Rainer Schüler

Covid-19 in Potsdam - Nicht mehr als zehn Personen – Beerdigungen in Zeiten der Coronakrise