Deutsche Krebshilfe fordert Verbot von Solarien: Das denken die Potsdamer

Solarien sollen verboten werden – das fordert die Stiftung Deutsche Krebshilfe. Auch in Potsdam gibt es sieben Sonnenstudios und zahlreiche Solariengänger. Was denken die Potsdamer Kunden und Solarienbetreiber über das geplante Verbot? Die MAZ hat nachgefragt. Nadine Mertin (28) ist Angestellte im Solarium Relaxstudio am Stern. Sie selber legt sich auch regelmäßig auf die Sonnenbank und ist von den positiven Wirkungen der künstlichen UV-Strahlen überzeugt. „Viele Kunden erzählen uns wie gut es ihnen tut. Sie kommen wegen der guten Laune, die sie durch das Vitamin D bekommen oder auch, weil sie einfach ein bisschen braun werden wollen. Einige legen sich auch wegen ihrer Neurodermitis auf die Sonnenbank“, erzählt sie. Kunden sollten regelmäßig zum Hautarzt: Die Strahlung könne zwar Hautkrebs verursachen, beziehungsweise das Risiko erhöhen, doch käme es auf die richtige Anwendung an. „Die Oberflächenbräune ist relativ gefährlich, wohingegen die Tiefenbräune, die einen langsam braun werden lässt, weniger gefährlich ist. Der Bräunungsanteil ist entscheidend“, erklärt die Angestellte des Relaxstudios. Trotzdem warnt sie davor, fahrlässig mit den UV-Strahlen umzugehen. Sie empfiehlt, die Haut, speziell die Leberflecken, regelmäßig vom Dermatologen kontrollieren zu lassen. „Wenn man das nicht tut oder trotz auffälliger Flecken ins Solarium geht, kann es natürlich beschleunigen, dass man Krebs bekommt.“ Obwohl es moderne hautschonende Techniken gäbe, solle man sich laut Nadine Mertin höchstens neun bis zehn Mal im Monat auf die Sonnenbank legen – doch nicht jeder befolgt diesen Rat. Eine ihrer Kundinnen würde die empfohlene Anzahl deutlich überschreiten, deswegen habe sie ihr schon mehrfach den Solariumbesuch verweigert. Trotz OP weiter auf die Sonnenbank: Diese Kundin ist Ingrida Walimskirne (39) aus Potsdam. Sie gehe mindestens drei Mal die Woche ins Solarium. „Ich gehe für die Energie, das Vitamin D“, sagt sie. Obwohl ihr vor zwei Jahren ein Melanom, das heißt ein Zeichen für bösartigen schwarzen Hautkrebs, operativ entfernt werden musste, gehe sie weiterhin regelmäßig ins Solarium. Angst vor Hautkrebs habe sie immer noch nicht wirklich: „Wir sterben sowieso alle irgendwann. Dann doch besser glücklich und etwas früher.“ Daher ist sie auch gegen ein Verbot von Solarien, denn für sie bedeutet es Lebensqualität. Oliver Schulz (39) aus Potsdam ist ebenfalls Kunde im Relaxstudio. Der Programmierer geht ein- bis zweimal die Woche ins Solarium, um sich nach der Arbeit zu entspannen. Er genieße vor allem die Wärme und die Vitamin-D-Zufuhr, das Bräunen stelle einen netten Nebeneffekt dar. Angst vor Hautkrebs hat auch er nicht. Er lässt sich unabhängig von den Sonnenbankeinheiten regelmäßig beim Arzt durchchecken. Lesen Sie auch: Ende der Sommerbräune: Experten warnen vor Solarium Krebshilfe fordert Solarienverbot – auch Karl Lauterbach (SPD) warnt vor Risiken Hautarzt zum Solarium-Verbot: „Die Haselnuss von heute, ist die Backpflaume von morgen“ „Die Sonneneinstrahlung draußen tut auch ihren Teil, dass das Hautkrebsrisiko verstärkt wird. Das Solarium verstärkt es natürlich auch, aber das ist halt so“, sagt er. Ein Verbot halte er für unnötig: „Jeder sollte entscheiden, was er macht und nicht macht, denn jeder ist für seine Gesundheit selber verantwortlich. Alkohol wird ja auch nicht verboten. Wieso sollte man dann Solarien verbieten? Wenn man das in Maßen macht, habe ich da keine Bedenken.“ Das sieht Christel Schwarz (43) aus Potsdam anders. Die Altenpflegerin gehe drei bis viermal im Jahr ins Solarium – und das habe einen besonderen Grund: „Ich bin Sonnenallergiker“, erklärt sie. „Da ist es immer von Vorteil, wenn man einfach im Frühling, bevor es richtig anfängt mit der Sonne, ein paar Mal ins Solarium gegangen ist. Einfach um das Risiko zu minimieren, dass man nicht überall Pusteln bekommt.“ Trotzdem spricht sie sich für ein Verbot aus, da sie es für zu gefährlich halte. Das Hautkrebsrisiko würde verstärkt und daher wäre ein Verbot sinnvoll. „Man kann braun sein, wenn Sommer ist und ansonsten hat man eine angenehme Blässe“, sagt die Potsdamerin. Braun zu werden, sei also kein Argument gegen das Verbot. Von Louise Otterbein und Jan Russezki

Deutsche Krebshilfe fordert Solarienverbot - „Wir sterben sowieso alle irgendwann“ – das denken die Potsdamer über ein Solarienverbot