Artikel 140 im Grundgesetz schützt ein hart erkämpftes Recht: die Sonntagsruhe. Seit sie 1919 erlassen wurde, hat die Welt sich weiter gedreht und ist heute eine andere. Ein Blick ins Internet genügt, um zu erkennen: Der Sonntag ist schon lange nicht mehr heilig.
Was will Potsdam?
Dass da verkaufsoffene Sonntage im kleinen Laden um die Ecke die Ausnahme bleiben – und dass selbst die umstritten ist, ist absurd. Während Debatte auf Debatte folgt und Klage auf Klage, spitzt sich die Situation für den stationären Handel zu. Von seinem Wohl und Wehe hängt auch die Stadt ab. Aber was will Potsdam? Was will die Landeshauptstadt, die sich so gern als Vorreiter zeigt? Im Rathaus hält man sich in der Sonntagsfrage seit Monaten bedeckt, schielt zum Landtagsschloss hinüber, schielt zum Gewerkschaftshaus und strickt an Plänen für 2018, die ganz sicher neue Debatten und neue Klagen nach sich ziehen.
Liberalisierung der Öffnungszeiten
Um die vom Landesgesetz eingeräumten zehn Shoppingsonntage hinzubekommen, braucht es eben allerhand an Tricks und Winkelzügen. Schade um die Energie, mit der man für die Liberalisierung der Öffnungszeiten eintreten sollte – nichts anderes ist zeitgemäß. Am Ende ist es doch so: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Von Nadine Fabian