Die Worte, die Museumskonservator Oliver Max Wenske am Donnerstag den Teilnehmern des Presserundgangs durch die neue Sonderausstellung „Faszinierender Blick. Potsdamer Veduten des 18. und 19. Jahrhunderts“ mit auf den Weg gab, sollte man sich zu Herzen nehmen: „Jetzt haben Sie drei Monate lang die Chance, diese Schätze zu sehen. Dann müssen sie wieder in die Dunkelheit verschwinden.“
Die „Dunkelheit“ ist jene der Depots. Und bei den „Schätzen“ handelt es sich um seltene Stadtansichten der märkischen Residenz. Veduten sind laut Lexikon „die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Landschaft oder eines Stadtbildes“. Den Betrachter entführen sie im Potsdam-Museum am Alten Markt auf eine Zeitreise der besonders bezaubernden Art.
Beispiel: Brauhausberg. Heute ist von der ländlichen, bewaldeten Idylle fast gar nichts mehr übrig. Doch seinerzeit war der Hügel einer der beliebtesten Aussichtspunkte auf die Stadt. Auch Künstler bauten hier gerne ihre Staffelei auf.
Manchmal nahm man auch Ereignisse zum künstlerischen Anlass, die aus heutiger Sicht erstaunlich sind. So entstand ein Gemälde von Gustav Friedrich Eduard Freyhoff anno 1839 aus folgendem Anlass: „Der erste Jahrestag der Eröffnung der Bahnverbindung zwischen Potsdam und Zehlendorf.“ Das wäre so, als wenn heute ein Jahr nach dem Start einer neuen Flugroute ein Kunstwerk geschaffen würde. Auch sonst erfährt man einiges über die Zeitumstände.
So sind auf einem Kupferstich Soldaten mit Granaten am Werk. Gut zu wissen, dass ein Verwandter des Kupferstechers von Beruf Granatenfabrikant war, wie Kuratorin Uta Kaiser zu berichten wusste. Schon damals kannte man anscheinend Schleichwerbung.
Das Potsdam-Museum verfügt über einen großen Bestand von fast 750 Veduten: Ansichten der Residenzstadt, ihrer Kirchen, Schlösser und Umgebungen. Aus diesem Bestand – ergänzt durch Gemälde, Handzeichnungen und bemaltem Porzellan – ist die Sonderausstellung entwickelt worden. Sie enthält „Klassiker“ der Potsdam-Veduten und bislang nicht publizierte Grafiken.
„Mit dem vielbeschriebenen Drei-Kirchen-Blick und einer konzentrierten Auswahl an Grafiken und Zeichnungen zur Nikolai-, Friedens- und Garnisonkirche sowie zur Französischen Kirche und zur Alexander-Newski-Kirche vom Pfingstberg leistet die Ausstellung auch einen Beitrag zum Themenjahr ,Stadt trifft Kirche’“, sagte Museumsdirektorin Jutta Götzmann.
Dass viele der Kunstwerke restauriert werden konnten, geht auf das Engagement des Museumsfördervereins zurück, der sich auf Unterstützersuche begeben hat. „Wir wissen, dass Spender gerne für einzelne Objekte spenden“, sagte Vereinschef Markus Wicke.
Unter den Bildern sind auch die Namen der Geldgeber vermerkt. Unter anderem outen sich Ex-Bild-Herausgeber Kai Diekmann und seine Frau, die Bestseller-Autorin Katja Kessler, auf diese Weise als Fans der Potsdam-Veduten. Aber auch die Berliner Volksbank macht sich so um Potsdam verdient.
Info Die Ausstellung ist im Potsdam-Museum am Alten Markt vom 1. April bis zum 9. Juli 2017 zu sehen.
Von Ildiko Röd