Das Gedränge war mächtig. Mehr als 700 Gäste waren am Freitagabend zur Eröffnung der Gerhard-Richter-Ausstellung ins Museum Barberini gekommen. Darunter zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Im Mittelpunkt stand freilich Gerhard Richter. Der eher menschenscheue Künstler äußerte sich sehr zufrieden mit der Schau. „Das haben die wirklich gut hingekriegt“, sagte Richter am Rande des Ausstellungsempfangs.
Norbert Lammert über Schönheit
Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zog sich in seiner Eröffungsrede darauf zurück, dass man über große Kunst ohnehin nicht wirklich etwas sagen könne. „Über Malerei zu reden habe keinen Sinn“, zitierte er den Künstler, um darauf hinzuweisen, dass sich Formvollendetheit und Schönheit eben nur sinnlich erfahren lasse. Lammert, da wieder ganz Politiker, verwies auf den von Gerhard Richter im Berliner Reichstag gestalteten Eingangsbereich. Dort hängt eine verfremdete Deutschlandfahne aus Glas, gegenüber sein Birkenau-Zyklus, der auf aus dem NS-Vernichtungslager in Auschwitz herausgeschmuggelten Fotos von Opfern basiert. Ein gelungenes Stück Erinnerungskultur. Lammert: „Wer in das deutsche Parlament will, der muss da durch.“
Zu den ersten Gästen am Freitagabend gehörte Günter Jauch. "Wer ist kein Richter-Fan?", sagte er. Er habe sich bisher jede Ausstellung im Barberini angeschaut. Brandenburgs Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) zeigte sich begeistert von der Schau. „Mir gefällt auch Gegenständliches, aber das finde ich toll“, so Stark.
Gerhard Richters Abstraktionen
Unter dem Titel „Gerhard Richter. Abstraktion“ zeigt das Museum Barberini mehr als 90 Werke des Künstlers seit den 60er-Jahren. Die Ausstellung geht noch bis zum 21. Oktober. Erstmals werden in einer Richter-Schau ausschließlich abstrakte Bilder gezeigt. Die sich über zwei Stockwerke des Museums erstreckende Ausstellung unterteilt die Arbeiten in unterschiedliche Werkgruppen und Phasen im Schaffen von Gerhard Richter. Sie beginnt mit den sogenannten Grauen Bildern, in denen sich Richter in den 60ern mit den Strömungen der Minimal Art auseinandersetzte. Es folgen die Farbtafeln, in denen er Farben nach einem Zufallsprinzip anordnete, seine frühen abstrakten Bilder, landschaftliche Abstraktionen, Vermalungen und die abstrakten Werke der Phasen 1983 bis 1992 und 1992 bis 2016. Höhepunkt bilden die im letzten Raum der Ausstellung präsentierten neuesten Arbeiten aus den Jahren 2016/17, wo Richter zu starken Farben greift und sie rhythmisiert aufträgt.
Von Mathias Richter