Handwerk in Potsdam: Jubiläum in der Bäckerei Schröter in de rCorona Krise goldener Meisterbrief

Eine richtig feierliche Stimmung wollte nicht aufkommen am Jubiläumsmorgen vor dem Haus an der Ecke von Charlotten- und Dortustraße in Potsdam. Corona verbietet, sich allzu nahe zu kommen, und im Geschäft wäre es ohnehin zu trubelig. Dabei haben Vater Erich Schröter und die Söhne Andreas und Matthias allen Grund zum Feiern: Vor 50 Jahren, im November 1970, hat der heute 72-Jährige die Meisterprüfung für das Konditoreihandwerk bestanden. Außerdem feiert die Bäckerei mit der Goldenen Brezel über der Ladentür in diesem Monat ihr 75-jähriges Firmenjubiläum. Gratulation und einen Goldenen Meisterbrief gab es von den Ehrengästen: Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, und dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Martin Domrös. Eine kleine Feier in der Familie werde es schon geben, sagt Andreas Schröter (37). Ansonsten gehe es ganz pragmatisch zur Tagesordnung über. Und die heißt: Brötchen, Brot und Kuchen backen. Gemeinsam mit seinem Bruder Matthias (42) führt er seit elf Jahren das Geschäft. Der Jüngere als Bäcker-, sein Bruder als Konditormeister. Graue Eminenz am Schreibtisch: Vater Erich steht nicht mehr in der Backstube, fühlt sich aber als graue Eminenz am Schreibtisch für zwei Stunden am Tag noch sehr wohl. Eigentlich sei er immer da, sagt Andreas Schröter mit einem Lachen. Schließlich wohnen alle Schröters über der Bäckerei bzw. in deren Nebenhaus. Für einen guten Rat ist der Senior deshalb auf jeden Fall zur Stelle. Ein Drittel dessen, was jeden Tag produziert wird, verkaufen die Brüder im Ladengeschäft. Alles Andere wird an Schulen und Kindergärten, Hotels- und Gaststätten geliefert. Der aktuelle Lockdown geht deshalb an den beiden Handwerksmeistern nicht spurlos vorbei. Doch Andreas Schröter will sich nicht beklagen „Schulen und Kindergärten sind ja noch offen. Das hilft uns.“ Dass die Brüder mal in Vaters Fußstapfen treten würden, war für beide nie eine Frage. „Wir mussten nicht“, stellt Matthias Schröter fest, irgendwie sei es selbstverständlich gewesen. Außerdem wäre es zu zweit viele einfacher. Sie hätten sich als Bäcker beziehungsweise Konditor die Bereiche gut aufgeteilt. Und Sorgen und Freuden können man auch gut teilen. Stollen und Kaffee am 17. November für Stammkunden: Auch für die treuen Stammkunden haben sich die Schröters etwas ausgedacht. Am 17. November, dem Tag, an dem Erich Schröter vor 50 Jahren seinen Meisterbrief bekam, gibt es für jeden ein Stück Stollen und eine Tasse Kaffee oder Tee. Stollen auch deshalb, weil eine langjährige Tradition in diesem Jahr flachfällt für die Bäckerfamilie: Seit 1954 mit ganz wenigen Unterbrechungen wird zum Start des Potsdamer Weihnachtsmarktes eine Riesenstolle aus dem Hause Schröter angeschnitten. „Das ist natürlich schade, dass wir das gerade in Jubiläumsjahr nicht machen können“, erzählt Konditor Schröter. „Aber Stollen backen wir ja dennoch und mit dieser Geste können wir unseren Kunden Danke sagen.“ Bereits vor einem Monat fiel der Startschuss für den ersten Stollen. In der Adventszeit setzen die Schröters jeden Tag einen Stollenteig an. Doch zuvor steht noch ein anderer Höhepunkt im Bäckereijahr an: Der 11.11. Gefeiert wird auch der Start in die närrische Jahreszeit in diesem Jahr nicht. Aber auf mehrere Sorten Pfannkuchen können sich die Kunden der Schröters auf jeden Fall verlassen. Lesen Sie auch: Ausbildungsmarkt Potsdam: Erstmals seit fünf Jahren deutlich weniger Azubi-Stellen So geht Wurst: Christian Pirsch ist Potsdams erster Fleischsommelier mit Diplom Handarbeit: Warum die neue Brücke in Potsdam ein echtes Unikat ist Von Elvira Minack