Immobilien statt Kleingärten am Angergrund in Potsdam: Tamax präsentiert Bauprojekt in Babelsberg

Das Immobilienunternehmen Tamax geht mit seinen Plänen für die Bebauung der Kleingartensparte Angergrund in die Offensive. Überraschend präsentierte der Bauland- und Projektentwickler aus Berlin am Freitagabend konkrete Pläne und Entwürfe für das „Quartier Angergrund“. Danach sollen dort nicht nur Wohnungen, sondern auch „Kiezgewerbe“, Pflegeplätze, betreutes Wohnen und Kitaplätze entstehen. Neu ist zudem das Angebot, als Kompensation für die ehemaligen 24 Kleingarten-Parzellen auf einem Grundstück in Potsdam-Bornstedt 30 neue Dauerkleingärten zu schaffen. Fakt ist allerdings: Bisher ist eine Bebauung des Areals gar nicht möglich. Am Mittwoch sollen die Stadtverordneten eine Verlängerung der Veränderungssperre um ein Jahr beschließen, die jegliche Bauvorhaben für eine gewisse Zeit untersagt. Damit will man im Rathaus Zeit gewinnen, um einen Bebauungsplan zu erstellen, der „die Flächen als Kleingärten dauerhaft und planungsrechtlich“ sichert. Tamax hat das allerdings nicht widerspruchslos hingenommen, nun liegt der Fall beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. 650 Wohnungen für 1200 Potsdamer: Tamax selbst erklärt auf einer neuen, eigenen Internetseite für das „Quartier Angergrund“ zu dem Streit mit der Stadt Potsdam, man wolle „an dieser Stelle in den kommenden Wochen die komplexen Hintergründe beleuchten“. Dabei beschäftige man sich mit „den Fragen der Rechtmäßigkeit, Durchsetzbarkeit und Sinnhaftigkeit des Erhalts der „Kleingartenanlage“ zu Lasten des möglichen Wohnungsbaus für 1200 Potsdamer.“ Vor allem möchte man einen „Lösungsbeitrag im Sinne aller“§ skizzieren. Ob dieser allerdings in der Schaffung neuer Kleingärten in Bornstedt liegen kann, bezweifelt der zuständige Potsdamer Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos). „Um es deutlich zu sagen: Das heilt das nicht den Schwund von Kleingärten im dicht besiedelten Süden von Potsdam“, so Rubelt auf MAZ-Anfrage. „Am Angergrund kann man nicht verhandeln, dort brauchen wir die Kleingärten, weil sie im richtigen Stadtraum sind. Dort leben die Menschen mit diesem Bedarf.“ Die Menschen aus Babelsberg oder Drewitz würden nicht nach Bornstedt fahren, um Kleingärten zu nutzen. Offen sei zudem, ob die von Tamax angebotenen Kleingärten an der Habichtwiese in Bornstedt überhaupt nach den Festlegungen des Stadtentwicklungskonzepts für Kleingärten umsetzbar sind. Baubeigeordnete überrascht von Tamax-Offensive: Der Baubeigeordnete zeigte sich von der Tamax-Offensive überrascht. Die letzten „ernsthaften Gespräche“ zwischen ihm und der Tamax-Geschäftsführung lägen mindestens anderthalb Jahre zurück. Die Interessen der Investoren und der Stadt lägen laut Rubelt „weit auseinander“. Zudem sei er trotz der neuen Pläne an die politischen Beschlüsse der Stadtverordneten gebunden. Tamax indes präsentiert die Pläne für den Angergrund nun erstmals im Detail. Danach sollen an der Dieselstraße insgesamt 650 Wohnungen für 1200 Potsdamer entstehen. Im Detail plant Tamax: 280 freifinanzierte Wohnungen, 155 Sozialwohnungen, 90 Microapartments für Studenten, 80 stationäre Pflegeplätze, 45 Plätze für betreutes Wohnen, 80 Kitaplätze, 900 Fahrradstellplätze, 400 Pkw-Parkplätze, 700 Quadrameter für „Kiezgewerbe“ sowie begrünte Dächer und Dachgärten. Tamax will Verdrängung der Menschen in die Peripherie verhindern: Das Quartier, so Tamax in seiner Mitteilung, „soll lebenswerten, nachhaltigen und sozialgerechten Lebensraum schaffen, indem es generationenübergreifendes Wohnen mit Kiezcharakter und umweltfreundlicher Mobilität in sich vereint“. Mit dem Quartier „könnte ein besonders wichtiger Beitrag für eine sozialgerechte und umweltfreundliche Stadtentwicklung geleistet werden“. Damit würde man nicht nur der „Verdrängung von 1.200 Menschen in die Peripherie“ entgegenwirken. „Auch die damit verbundenen ressourcenintensiveren Neuerschließungen, Umwelteingriffe und zusätzlichen Mobilitätsbedarfe im suburbanen Raum könnten vermieden werden.“ Lesen Sie auch: Baustelle am Potsdamer Horstweg: Leipziger Investor errichtet „Residenz Babelsberg Süd“ Trotz Schutzsperre für Kleingärten: Investor verteidigt Wohnbauprojekt am Angergrund Kleingärten in Potsdam: Ansturm auf die letzte freie Parzelle Von Anna Sprockhoff und Peter Degener