Keine Lockerung der Notbetreuung: Antworten rund um die Kitaschließung in Potsdam

Der Druck auf die Stadt Potsdam wächst – ebenso wie der Unmut über die geschlossenen Kitas. Während etwa im Umland bei ähnlich hoher Inzidenz die Einrichtungen weiterhin geöffnet sind, hält Potsdam an seinem Kurs fest und lässt die Kitas vorerst geschlossen. Wie lange das noch dauern soll? Was passieren muss, damit Potsdam die Kitas wieder öffnet? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen. Das Land schreibt die Kita-Schließung in der aktuellen Eindämmungsverordnung nicht explizit vor. Warum darf Potsdam die Kitas schließen? Die Stadt beruft sich dabei auf den Paragrafen 25 der Eindämmungsverordnung, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow auf MAZ-Anfrage erklärt. Danach sollen die Landkreise und kreisfreien Städte über die Vorgaben der Verordnung hinausgehende Schutzmaßnahmen treffen, wenn dies aufgrund des lokalen Infektionsgeschehens notwendig ist. Insbesondere seien Maßnahmen zu treffen, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert von 300 übersteigt. Das Land lässt damit auch der Stadt Potsdam freie Hand, bei Bedarf strengere Regeln zu formulieren. Warum ist Potsdam bei der Kita-Schließung so streng? Da die Inzidenz am 24. Dezember 2020 auf 300 stieg und seitdem fast kontinuierlich über 200 liegt, hält die Stadt die Kita-Schließungen für angemessen. „Unser Ziel ist eine Inzidenz, die deutlich unter 100 geht“, so Brunzlow. Viele würden vergessen, dass die Schulen und Kitas im Frühjahr das erste Mal geschlossen wurden, als in Potsdam insgesamt 48 Corona-Infektionen gezählt wurden. Die Zahlen seien im Vergleich zu damals deutlich höher. Es heißt, kleine Kinder stecken sich nicht schnell mit dem Virus an. Warum müssen die Kitas trotzdem geschlossen werden? Kinder haben viele Kontakte, vor allem zu den Eltern, teilweise auch zu den Großeltern. Die Gefahr, bei einer möglichen symptomfreien Infektion das Virus trotzdem weiter zu geben, sei zu groß, so Brunzlow. Es ginge jetzt nicht nur darum, den Einzelfall zu betrachten, sondern zum Schutz der Bevölkerung das Gesamtbild im Blick zu haben. Was muss passieren, damit die Kitas in Potsdam vor dem 31. Januar wieder öffnen? Fällt die Sieben-Tage-Inzidenz innerhalb einer Woche wiederholt unter 50, wird die aktuelle Verordnung automatisch aufgehoben. Davon abgesehen wird die Lage wöchentlich neu vom Verwaltungsstab geprüft und anhand der aktuellen Lage neue Kriterien entwickelt. Werden Kitabeiträge für die Zeit der Schließung ausgesetzt? Eltern, deren Kinder die Notbetreuung nutzen, müssen weiterzahlen. Wer seine Kinder zu Hause lässt oder lassen muss, ist von dem Januar-Beitrag befreit. Da die Eltern einen Vertrag mit einer Kita beziehungsweise mit dem Kita-Träger haben, ist es laut Stadt Aufgabe der Träger, die Eltern über die entsprechende Vorgehensweise zu informieren. Wie läuft die Auslieferung der Kita-Mittagessen ab 12. Januar? Kita- und Schulkinder sollen auch w ährend der coronabedingten Schließzeiten weiterhin ihr Mittagessen erhalten. Laut Stadt starten am Dienstag die ersten Auslieferungen an die Eltern, die sich bereits dafür angemeldet haben. Berechtigte Familien können sich dafür bei der Stadt telefonisch unter (0331) 289 1865 oder per E-Mail unter mittagessen@rathaus.potsdam.de anmelden. Laut Rathaus sind bereits Anmeldungen für 600 Schul- und Kitakinder eingegangen, die im Laufe der Woche Lieferungen bekommen. Lesen Sie auch Corona Lockdown Potsdam: Linke fordert Ende der Kita-Schließung Potsdam plant kostenlose Essenslieferung für Kita- und Schulkinder Kita-Notbetreuung auf Alleinerziehende ausgeweitet Corona in Potsdam aktuell: Fakten und Nachrichten am Sonntag, 10. Januar Brandenburg verlängert den Corona-Lockdown: Diese Regeln zur 15-Kilometer-Grenze, Schule und Kitas gelten in Potsdam Potsdam: Notbetreuung in Kitas und Grundschulen -so funktioniert die Beantragung Wie erfahren Eltern, wenn sich die Regelungen ändern? Laut Stadt werden die Kita-Träger über jede Änderung so schnell wie möglich per Brief benachrichtigt. Wie wird das Kita-Personal gegen Infektionen geschützt? In Brandenburg können sich alle Beschäftigte in Schulen und Kindertagesstätten noch bis Ende Januar jeweils einmal auf das Coronavirus testen lassen. Die Stadt habe darüber hinaus keine weiteren Maßnahmen geplant. Bei rund 2000 Erziehern im Kita- und Hortbereich wären tägliche Schnelltests eine zu große Herausforderung. Auch sei nicht sicher, dass diejenigen, die den Test durchführen, auch wirklich infektionsfrei sind. Viele Eltern haben keinen Anspruch auf Notbetreuung, müssen trotzdem Vollzeit arbeiten. Gibt es Möglichkeiten, für sie die Regeln für die Notbetreuung zu lockern? Nein. Laut Stadt würden aktuell bereits etwa ein Viertel der Potsdamer Kinder notbetreut. Die Anträge von allein lebenden Alleinerziehenden seien dabei noch nicht berücksichtigt. Wenn noch mehr Kinder weiterhin in den Kitas betreut würden, ergebe das gesamte Konzept, das zur Infektionssenkung dienen soll, keinen Sinn mehr. Wie groß ist die Kapazität der Notbetreuung, wie viele Kinder dürfen maximal pro Gruppe betreut werden? Über den Betreuungsschlüssel bestimmt laut Angaben der Stadt der jeweilige Kita-Träger. Wichtig sei es in jedem Fall, die Betreuung gruppenweise zu splitten und die entsprechenden Gruppen nicht zu mischen. Von Sarah Kugler