Kreativquartier Potsdam: Wer vermietet die günstigen Künstler-Ateliers? Rechenzentrum Garnisonkirche

Das Kreativquartier an der Plantage soll deutlich kleinteiliger werden. Für das rund 18.000 Quadratmeter umfassende Gewerbeareal der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) wird kein einzelner „Generalmieter“ mehr gesucht – stattdessen können sich Interessierte auch auf kleinere Flächen bewerben und dann selbst an Endnutzer untervermieten. Das geht aus den Unterlagen für ein Interessenbekundungsverfahren hervor, das am Freitag vom Investor Glockenweiß auf kreativquartier.blog veröffentlicht worden ist. Verschiedene Generalmieter für kleinere Flächen: „Es ist nicht festgelegt, in welchem Umfang der Generalmieter Flächen anmietet, daher sind auch verschiedene Generalmieter für die mietpreisgebundenen Flächen vorstellbar“, heißt es in dem Papier. Christopher Weiß, der Geschäftsführer des Investors Glockenweiß, begründet das folgendermaßen: „Wir haben in Absprache mit dem Sanierungsträger entschieden, die Latte nicht zu hoch zu legen und auch Kleineren die Chance auf 1000 oder 2000 Quadratmeter Fläche zu geben, auch im Sinne einer Durchmischung des Quartiers.“ Er räumt ein, dass es „extrem schwierig“ sei „ausgerechnet im Lockdown“ das Verfahren zu starten: „Die finanziellen Konzepte der Bewerber müssen weit in die Zukunft blicken, aber was wird Ende 2023 sein?“ Interessenten für Flächen melden sich schon: Andererseits wird Glockenweiß schon von Interessenten für Teilflächen kontaktiert. „Wir kriegen Anfragen, etwa von Zusammenschlüssen Kreativer oder aus bestimmten thematischen Kreisen, die sich für kleinere Flächen interessieren und das womöglich als Genossenschaft anmieten wollen“, sagt er. Die Ausschreibung sei deshalb sehr niedrigschwellig angelegt. Auch die rund 8000 Quadratmeter subventionierter Mietfläche, die im Schnitt höchstens neun Euro pro Quadratmeter kosten sollen, können sich auf verschiedene Generalmieter verteilen. Interessenten müssen sich bis 15. Dezember mit einem Kurzkonzept melden, das auch von Interimskurator Tim Renner begutachtet wird. Wer als geeignet gilt, wird ins Vergabeverfahren eingeladen und muss bis März 2021 umfangreiche Unterlagen und Finanzierungskonzepte vorlegen. Die Entscheidung, wer oder welche Generalmieter bei den verschiedenen Flächen im Quartier zum Zuge kommen, soll bis Mitte 2021 fallen. Um den späteren Nutzern nicht zu viele Vorgaben zu machen, wird der Ausbaustandard der subventionierten Flächen vorerst sehr gering gehalten. „Der Eigentümer plant die mietpreisgebundenen Flächen als flexible offene Mieteinheiten mit Sanitärkernen an den Generalmieter zu übergeben. Der individuelle Ausbau mit Zwischenwänden, Boden- und Wandbelägen obliegt dem Generalmieter und kann in seinem Vermietungskonzept berücksichtigt werden“, heißt es in der Ausschreibung. Kurator und Beirat werden berufen: Neben den Generalmietern ist laut Ausschreibung zudem ein neuer Beirat und ein noch zu bestimmender Kurator vorgesehen. Sie entscheiden darüber, wer in den Genuss der subventionierten Mieten kommen wird. „Zur Sicherung der Vielfalt im Quartier wird eine Kuration installiert mit dem Ziel, die Nutzungsmischung und das Zusammenspiel im Kreativquartier übergeordnet zu steuern und den Betreiber unter anderem bei strategisch relevanten Fragen zu begleiten, wie zum Beispiel bei der Auswahl von Ankermietern“, heißt es in dem Papier. Wer „anspruchsberechtigt“ für die günstigen Mieten ist, sei noch unklar. Vorstellbar seien nicht nur unmittelbar der KKW zuzuordnende Mieter, sondern auch Firmen „mit besonderen Synergien“ zur Branche. Der Beirat soll aus zwei Vertretern des Eigentümers, dem Kurator, einem Vertreter der Stadt sowie einem Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft bestehen. Letzterer soll langfristig aus dem Kreis der Mieter kommen. Der Beirat „kontrolliert in erster Linie die Belegung der mietpreisgebundenen Flächen durch den Generalmieter, soll jedoch auch als ein Teil der Interessenvertretung für das gesamte Quartier fungieren können.“Die Sicherung der angestrebten Nutzungsmischung sei oberstes Ziel „über die Erstvermietung hinaus“ Bauliches Konzept wird nächste Woche beschlossen: Unabhängig von der Suche nach den Generalmietern erfolgt kommende Woche eine weitere Richtungsentscheidung. Dann tagt das Auswahlgremium, das 2019 schon Glockenweiß als Investor bestimmt hat, um das finale bauliche Konzept für das Quartier zu beschließen. Es wird Grundlage für den Bauantrag und den Kaufvertrag für das Grundstück sein, das derzeit noch im Eigentum des Sanierungsträgers ist. Bis Dezember soll dann der Eigentümerwechsel zu Glockenweiß unter den im Konzept festgelegten Rahmenbedingungen erfolgen. Lesen Sie auch: Architekt des Kreativquartiers in Potsdam: „Nach außen betreiben wir Stadtreparatur“ Fünf Jahre Rechenzentrum – welche Zukunft hat das Kreativhaus? Coworking in Potsdam: Entstehen zu viele Flächen? Von Peter Degener