Luftschiffhafen Potsdam stellt DDR-Kunst aus

Da sind sie wieder: In der MBS-Arena sind seit Mittwoch vier Kunstwerke zu sehen, die einst vor Gebäuden des Sportparks Luftschiffhafen standen. Durch den anhaltenden Umbau des Geländes seit dem Jahr 2009 waren viele Kunstwerke aus DDR-Zeiten von ihren ursprünglichen Standorten auf Grund diverser Sanierungsmaßnahmen gesichert und eingelagert worden. Sie gerieten in Vergessenheit, und erst mit dem Beginn des Abrisses und Neubaus der Schulsporthalle kamen wieder Fragen auf, wo die Werke geblieben waren, an die sich nur wenige noch erinnern konnte. Zunächst konnten auf Nachfrage der Märkischen Allgemeinen Zeitung die vier Werke ausfindig gemacht werden, die jetzt zu sehen sind. Weitere sind nach Auskunft der Stadtwerke eingelagert. Es gibt dazu einen Dokumentation, die der MAZ aber als „internes Material“ nicht zugänglich ist. Dazu gehört ein großes hölzernes Märchenrelief mit Potsdam-Motiven von Wolfgang Knorr, das einst in der Mensa der Sportschule hing und nun im Keller der Schule gelagert ist. Auch die einst an einer Pergola neben der Mensa angebrachten metallenen Wasserspeier von Knorr soll es nach Auskunft der Stadtwerke noch geben, aber nicht mehr alle zwölf. Bewundert werden können, aber nur von außen und im Dunkeln beleuchtet, die doppelgesichtige Sonnenuhr-Figur „Zeitlose“ von Wolfgang Knorr, die Büste des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn von Reginald Richter, Schöpfer der „Gläsernen Blume“ im damaligen Palast der Republik in Berlin, drei Athleten von Herbert Burschik und die drei Großkeramik-Steine eines Brunnens von Dorothea Nerlich: „Ich finde es vorbildlich, dass, wenn gebaut wird, auch einbezogen wird, was dort stand und man einen neuen Aufstellort finden, wo es eine Funktion hat und alle sich daran erfreuen können.“ Sport und Kunst hätten schon seit der Antike fest zusammen gehört; das müsse auch so bleiben. Wo man die Kunstwerke nach Beendigung der Bauarbeiten aufstellen kann, soll ein Gremium herausfinden, das aus Vertretern der Sportschule, der ProPotsdam GmbH, der Luftschiffhafen Potsdam GmbH, einer Landschaftsarchitektin und Nerlich selbst gebildet wird. Dirk Wolfgramm, Geschäftsführer der Luftschiffhafen GmbH, bezeichnete das Vorgehen seines Unternehmens als transparent, die Kunstwerke auszustellen, „um Befürchtungen zu dämpfen“, sie könnten vergessen werden und verloren gehen. Zu den nicht gezeigten Werken wollte er zur Ausstellungseröffnung keine Auskunft geben. Sie seien aber vorhanden und gesichert, sagte er. Zu den gesicherten Werken gehören zwei Betonreliefs mit Sportszenen, die einst am Luftschiffhafen-Stadion hingen. Verloren sind aber offenbar das einst größte Gemälde Potsdams – eine etwa 50 Meter lange Sprint-Studie von Wolfram Baumgart aus der einstigen Leichtathletikhalle, die „Schwingende Parabel“ des Metallgestalters Christian Roehl, die mal vor dem historischen Eingangsportal des Luftschiffhafens stand, und die zeithistorisch sicher überholte Stele „Waffenbrüderschaft“, die mal an der Schwimm- und Leichtathletikhalle zu sehen war. Lesen Sie auch DDR-Kunst soll im Sportpark Luftschiffhafen präsentiert werden Künstler entsetzt: Wohin verschwindet die DDR-Kunst, wenn in Potsdam gebaut wird? Potsdam bekommt neue Sporthalle am Luftschiffhafen Von Rainer Schüler