Soll es der Kleine oder der Große sein? Wer zum Lienewitzsee will, muss sich entscheiden. Zwei Seen ziehen sich westlich von Michendorf durch den Wald. Zu unterscheiden sind sie aber nicht nur an ihrer Ausdehnung, sondern sogar an den Badegästen, berichtet Ortsvorsteher Hartmut Besch. „Die Badestelle am großen See liegt dichter am Ort. Dort gehen Michendorfer von Kindesbeinen an baden“, sagt er. Morgens ab 6.30 Uhr kommen die Rentner, tagsüber die Familien. Am Kleinen Lienewitzsee sind es eher die Potsdamer und Berliner, die es ins Wasser zieht: „Da kommen sie schnell von der Autobahn aus hin“, sagt Besch.
Die Badestelle am Großen Lienewitzsee ist also eher der Geheimtipp. So ist es auch nicht ganz einfach, hinzufinden. Die Wegweiser im Ort führen direkt auf eine Baustelle hin. Nach der Umleitung endet die Asphaltstraße plötzlich und wird zum Sandweg. Immer weiter in den Wald hinein, empfahl eine Anwohnerin. Wirklich? Nach einer Tour durch matschige Schlaglöcher tut sich ein halb gefüllter Parkplatz auf.
Ein paar Meter bergab ist eine idyllische Bucht zu erahnen. Darf es Rasen als Untergrund sein oder lieber Sand? Beides ist möglich. Das ist luxuriös. Ebenso wie das klare, selbst an Sommertagen erfrischende Wasser. Eingefasst ist der Zugang zum See mit meterweise Schilf, dahinter Wald so weit das Auge reicht. Nur ein paar Schritte ins kühle Wasser und dann wird es schon tiefer. Der Blick trifft auf kleine Holzhäuschen auf der anderen Uferseite. Das Anglerheim Michendorf hat hier seinen Sitz. Einmal außen herum führt ein Weg, manchmal wird es matschig, aber zu umrunden ist der See gut.
So entspannt und ruhig wie es dort auf der Liegewiese ist, gibt es auch keine Pommes-Bude oder keinen Eisverkäufer. Der ein oder andere kommt deshalb mit Kühltaschen bepackt zum See. Auch Zelte zum Schattenspenden werden mit zum Ufer geschleppt. Hat man an alles gedacht, wird dort keiner mehr so schnell den Platz wieder aufgeben.
WAS WIRKLICH ZÄHLT
- Flirt-Faktor: Gering – außer man ist mit Kind unterwegs, das Anschluss zu anderen findet.
- Coolness-Zwang: Lässig mit Bier auf der Decke reicht aus.
- Wasserqualität: Sehr gut. Klar und erfrischend.
- Grillen: Mitten im Wald wäre das vollkommen leichtsinnig.
- FKK-Anteil: Am großen See gering, am kleinen seit DDR-Zeiten hoch.
Von Lisa Rogge