Diese Rückkehr war nicht geplant, aber Christine Eick (31) weiß sich nicht anders zu helfen. Sie schiebt die gelbe Karte, die vor ihr auf dem Tisch liegt, hin und her, lässt sich fix noch ein paar Telefonnummern geben. Eine E-Mail-Adresse? Nein, die braucht sie nicht: „Wir haben nicht immer Internet.“ Christine Eick lacht und verabschiedet sich von der Dame, die mit ihr all die Zettel durchgegangen ist. Der lilafarbene Plastikstuhl ist sofort wieder besetzt.
Es scheint, als gäbe ihm der Kinderwagen Halt
Mittwochvormittag: Die Sprechstunde der Potsdamer Tafel ist gut besucht. An einem der Tische wird nur Russisch gesprochen. An einem anderen erwartet man den Dolmetscher für Arabisch: „Englisch? Just a little bit?“ Die Dame, die das Tuch kunstvoll um den Kopf gelegt hat, schüttelt den Kopf – auch sie lächelt. Ein wenig abseits in einer Ecke steht ein stiller Mann mit Kinderwagen – er lächelt nicht, schaut sich befangen um und oft zu Boden. Es scheint, als gäbe der Wagen ihm Halt an diesem Ort, an dem er nicht sein will.
Nach zähen Diskussionen hat sie ihn überzeugt, zur Tafel zu gehen
Nick Eick (39), Christines Ehemann, schämt sich. Seine Geschichte möchte er gern erzählen, aber aufs Bild möchte er nicht. „Ich kann einfach nicht mehr“, sagt er. „Ich bin fertig. Da arbeitet man und macht und tut und kann seine Familie nicht ernähren.“ – Lohn ohne Brot. Christine Eick hat die gelbe Karte, die belegt, dass die Familie berechtigt ist, Lebensmittel von der Tafel zu erhalten, im Kinderwagen verstaut. Sie knufft ihrem Mann aufmunternd in die Seite.
Nach zähen Diskussionen hat sie ihn davon überzeugt, dass sich die Familie bei der Tafel anmeldet – sie selbst hat diese Hilfe schon einmal in Anspruch genommen. Vor fünf, sechs Jahren war sie zum letzten Mal da, um sich Lebensmittel abzuholen, die sie so nicht kaufen könnte. Jetzt ist sie zurück.
Von Nadine Fabian