Mittlerweile herrscht Baufreiheit hinter der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee. Zwischen Nuthewinkel, Kolonie Daheim und dem Alten Friedhof will die kommunale Pro Potsdam bald mit dem Bau von 750 Wohnungen beginnen. Gut 100 Anwohner der bestehenden Nachbarsiedlungen nahmen am Sonnabend die Einladung zu einer Anwohnerversammlung in der Aula des Humboldt-Gymnasiums an, auf der die Pläne vorgestellt wurden.
Noch im Januar beginnt die Suche nach Blindgängern
Nachdem das alte Tramdepot und die Tennisplätze abgerissen und der teils kontaminierte Boden abgetragen wurde, beginnt noch im Januar die Kampfmittel-Untersuchung, teilte die Stadtplanerin der Pro Potsdam, Sigrun Rabbe, mit. Dabei wird das Areal rund drei Monate lang intensiv auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg überprüft. Bombenfunde und darauffolgende Evakuierungen seien so nah am Hauptbahnhof durchaus möglich.
2023 sollen die ersten 400 Wohnungen fertig sein
Wenn der derzeit öffentlich ausgelegte Bebauungsplan Nr. 104 nach Abwägung aller Stellungnahmen ohne große Änderungen bestehen bleibt, könne laut Rabbe im Sommer 2018 die Erschließung und ein Jahr später der eigentliche Hausbau beginnen. Bis der erste Bauabschnitt auf der Fläche der Tennisplätze und des alten Sportplatzes hinter dem Humboldt-Gymnasium fertiggestellt ist, werde es mindestens bis 2023 dauern, kalkuliert sie den groben Fahrplan. Dann sollen die ersten 400 Wohnungen – 190 davon vom Land geförderter Sozialwohnungsbau – bezugsfertig sein.
Die Anwohner hatten nach einem Rundgang entlang des künftigen Wohngebietes am Sonnabend ganz grundsätzliche Fragen. In der Aula des Gymnasiums ging es vor allem um die Verkehrssituation, den Erhalt des alten Baumbestands und die Pläne für die geplante Grundschule Nuthewinkel. Die Mitarbeiter von Stadtverwaltung und Pro Potsdam konnten hier nur teilweise für Aufklärung und Beruhigung sorgen.
Keine Antworten zum Grundschulstandort
Viele Fragen wurden zum Grundschulstandort gestellt. Sie blieben unbeantwortet, da nur die Sport- und Freiflächen der Schule zum Plangebiet gehören. Das Gebäude selbst soll direkt dem neuen Quartier in der Straße Nuthewinkel durch den Kommunalen Immobilienservice errichtet werden. Hierfür gibt es aber noch keine Planungen, da bislang nicht alle Grundstücke gesichert werden konnten.
Nur jede zweite Wohnung bekommt einen Stellplatz
Die Zahl der geplanten Stellplätze – nur einer für zwei jeweils Wohnungen – sorgte für erstauntes Gelächter. Norman Niehoff, Leiter des Bereichs Verkehrsentwicklung der Stadt, verteidigte die niedrig angesetzte Zahl mit der guten Anbindung des neuen Wohngebiets an die Straßenbahn und die Nähe zum Bahnhof. „Es kann nicht jeder Auto fahren. Wer hierher zieht, soll sich zuvor damit auseinandersetzen, wie er sich hier fortbewegt“, sagte Niehoff. Die Ampelkreuzung der Heinrich-Mann-Allee vertrage den zusätzlichen Autoverkehr der voraussichtlich rund 1500 Bewohner problemlos, versicherte er.
Waldstreifen wird zum kleinen Park
Eine Verbesserung für die heutigen Anwohner betrifft den schmalen Waldstreifen entlang der Kolonie Daheim. Der bisher kaum begehbare Wald soll zwar teils durch Sportflächen ersetzt werden – ein größeres Stück wird dagegen gelichtet und mit einem öffentlichen Spielplatz und Bänken zu einem kleinen Park entwickelt.
Ein langer Weg zum Bebauungsplan
Das Tramdepot an der Heinrich-Mann-Allee wurde bis 2001 genutzt. 2005 wurde für dieses Stück ein Bebauungsplan für Wohnungen beschlossen.
Nachdem ein Ersatzstandort für den Tennisclub Rot-Weiß am Bahnhof Rehbrücke gefunden war, wurde seit 2012 ein Konzept für die deutlich größere Gesamtfläche bis zum Sportplatz hinter dem Humboldt-Gymnasium erarbeitet.
Im Dezember 2017 wurde die Auslegung des Bebauungsplans Nr. 104 „Heinrich-Mann-Alleee/Kolonie Daheim“ von den Stadtverordneten beschlossen. Noch bis 12. Februar können bei der Stadt Stellungnahmen zum Entwurf eingereicht werden.
Von Peter Degener