Nach Schnee in Potsdam: Schäden in Park Babelsberg und Sanssouci und im Neuen Garten durch Rodeln, Skifahren und Schlittschuhlaufen

Skifahrer, Schlittschuhläufer und Rodler haben den Rasen und die Uferkanten in Potsdams königlichen Parkanlagen ruiniert. Das Après Ski wird teuer: Auf insgesamt 294 000 Euro bilanziert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg die Schäden, die in den vergangenen Tagen beim zweifelhaften, per Parkordnung verbotenen Wintervergnügen mitten im Unesco-Weltkulturerbe entstanden sind. Besonders hart getroffen hat es laut Stiftung den Park Babelsberg. Die Stätten des Jammers: der Kindermannsee, der Hang am Flatowturm, der Pleasureground, das Schwarze Meer. Sobald die Eisdecke des Kindermannsees geschlossen war, strömten die Schlittschuhläufer herbei. „Dadurch kommt es zur Zerstörung der natürlichen Ufervegetation und zur Störung der Ruhezonen für freilebende Tiere im geschützten Biotop“, erklärt Stiftungssprecher Frank Kallensee. Pflanzen herausgerissen: Auch künstliche Seen wie das Schwarze Meer und das Staubecken am Wilhelmwasserfall haben gelitten: Dort seien ebenfalls Schäden an den Uferrändern sowie an Stauden und Gehölzen in Wassernähe entstanden, aber auch an der Bodenmodellierung der Inseln. Verluste sind außerdem an den künstlichen Bachläufen und Wasserfällen zu verzeichnen. Weil diese Bereiche überrodelt wurden, seien Pflanzen herausgerissen worden und extra arrangierte Steine abgebrochen – sie müssten neu eingefügt und gefestigt werden. Lesen Sie dazu auch: Der Sanssouci-Biber ist zurück – mit großem Appetit Potsdamer Schloss Cecilienhof wird wieder ein Luxushotel Potsdamer Schlossparks verlieren ihre schönsten Bäume Grasen bei Königs: Ihre Mähjestäten von Sanssouci Die Hänge und Berge im Park Babelsberg, über die im Januar und Februar wohl tausende Schlittenpartien gerutscht sind, leiden laut Frank Kallensee vor allem bei wenig Schnee: „Wenn die Schneeoberfläche quasi abgerodelt ist, werden die darunter befindlichen Vegetationsschichten verletzt oder zerstört. Diese Vegetationsschichten sollen aber Hänge vorm Abrutschen beziehungsweise vor Erosion durch Wasser und Wind schützen.“ Fazit: „Es droht der Verlust vielfältiger gartenkünstlerischer Modellierungen von Tälern, Schluchten, steilen Bergen und geneigten Wiesen. Eine Wiederansiedlung der schützenden Vegetationsdecke wird durch den sandigen Untergrund und trockene, heiße Witterung erschwert.“ Das Beispiel Babelsberg lässt sich nach Angaben der Schlösserstiftung auf alle anderen Parkanlagen mehr oder minder übertragen. Stärker betroffen seien zum Beispiel der Park Sanssouci, wo vor allem rund um den Ruinenberg und im Bereich des Orangerieschlosses erhebliche Schäden zu verzeichnen seien, sowie der Neue Garten, in dem der Kaninchenberg am Roten Haus besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde. Weniger, aber dennoch betroffen, ist der Schlosspark Sacrow. Parkordnung untersagt Rodeln: „Grundsätzlich sind Rodeln, Skifahren et cetera laut Parkordnung von jeher untersagt“, betont Kallensee. Werden die Wiesenflächen – vor allem in Hanglagen – intensiv befahren, führt das sowohl zur Verdichtung als auch zur Erosion des Bodens: „In jedem Fall leiden die Biotope.“ Zum anderen könnten Rodler zur Gefahr für andere Parkbesucher werden. „Das Verbot dient mithin auch der Verkehrssicherung in den Park- und Gartenanlagen“, so Kallensee. Derartige Verstöße gegen die Parkordnung könnten – so an den weißen Wintertagen häufiger geschehen – die von der Stiftung eingesetzten Ordnungskräfte ahnden. Das fällige Verwarngeld beträgt zwischen fünf und 55 Euro. „Angesichts der Größe der Parkanlagen versteht sich allerdings von selbst, dass die Sicherheitsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen nicht überall gleichzeitig sein können“, erklärt der Stiftungssprecher. Von Nadine Fabian