Nach Fraktionen übergreifender Kritik am Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche im Streit um eine Verlängerung für das Kunsthaus im Rechenzentrum hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Entscheidung am Mittwoch im Hauptausschuss verteidigt: Mit der Verlängerung für „ein, maximal zwei Jahre“ habe das Kuratorium erstmals einer längeren Frist als dem bisherigen Ein-Jahres-Rhythmus zugestimmt.
Die Entscheidung sei mit Perspektive für eine längere Vertragszeit getroffen worden. Zudem habe das Kuratorium die Ergebnisse des Szenario-Workshops für ein Kreativzentrum in der Innenstadt „sehr wohl akzeptiert“. Er sehe auf dieser Basis „sehr gute Möglichkeiten im Hinblick auf das dauerhafte Verbleiben des Rechenzentrums, an welcher Stelle auch immer“.
Eschenburg: „Kein formaler Antrag für eine Verlängerung“
Jakobs, der für die Stadt an der Entscheidung des Kuratoriums beteiligt war, hatte letzte Woche vor den Stadtverordneten eingeräumt: Kritik könne er „teilweise nachvollziehen, gerade vor dem Hintergrund des Workshop-Ergebnisses“.
Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg hatte am Mittwoch in der MAZ erklärt, die Stiftung begrüße das Vorhaben. Dem Kuratorium habe jedoch „kein formaler Antrag für eine Verlängerung der Laufzeit des Mietvertrages der Künstler im Rechenzentrum“ vorgelegen.
Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg kritisierte, ein Votum des Kuratoriums für eine Vertragsverlängerung um fünf Jahre bis 2023 sei bereits zum November in Aussicht gestellt worden sei.
Heuer: Hier wird „Zug um Zug gehandelt“
Damals bestätigten die Stadtverordneten ein Finanzpaket für Brandschutz im Rechenzentrum flankierend zum Baustart für den Garnisonkirchturm. Jakobs bekräftigte, dass im Juni eine Beschlussvorlage für das neue Kreativzentrum auf Basis des Workshops vorliegen soll. Dann werde sich das Kuratorium erneut damit befassen.
SPD-Fraktionschef Pete Heuer sagte am Mittwoch, er könne die „negative Diskussion nicht verstehen“: Hier werde „Zug um Zug gehandelt“. Saskia Hüneke, die dasselbe letzte Woche vor den Stadtverordneten sagte, hörte von Jakobs: „Ich wüsste nicht, dass wir das vereinbart haben.“
Anja Engel, Projektleiterin des Kreativhauses, sagte zur MAZ, viele Nutzer seien „verunsichert, weil es nur eine scheibchenweise Verlängerung gibt“. CDU-Fraktionschef Matthias Finken sagte, „alle Betroffenen haben einen Anspruch auf Planungssicherheit und belastbare Vertragsbedingungen“.
Geburtstagsfeier im Rechenzentrum
Der vor einem Jahr gegründete Verein „Freundliche Übernahme Rechenzentrum“ (FÜR) feiert am Donnerstag im Rechenzentrum sein einjähriges Bestehen.
Von 20 Nutzern des Kreativhauses im Rechenzentrum gegründet, ist der Verein auf fast 160 Mitglieder angewachsen, von denen die Hälfte im Rechenzentrum arbeitet.
Die Geburtstagsfeier wird mit einer öffentlichen Mitgliederversammlung verbunden, Beginn ist um 19 Uhr.
Neben der Neuwahl des Vorstandes soll es unter anderem Informationen über den Workshop zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Potsdams Mitte geben.
Von Volker Oelschläger