Politiker in Potsdam fordern von Stiftung Park Sanssouci und andere Schlossparks als Treffpunkt für Jugendliche freizugeben

Junge Menschen treffen sich wieder draußen – gerade in der Coronavirus-Pandemie. Das ist gut so, meinen SPD und Grüne. Sie haben einen Antrag mit großer Mehrheit durch die Stadtverordnetenversammlung (SVV) gebracht, demzufolge die Jugend mehr Treffpunkte in der Stadt braucht und bekommen soll. Gemeint sind ausdrücklich Orte ohne sozialpädagogische Begleitung, ohne Aufsicht – oder wie es im Antrag heißt „Orte zum Verweilen und Chillen“. Die Stadt soll nach öffentlichen Orten und Plätzen suchen, die geeignet sind und sich so herrichten lassen, dass sich Jugendliche gern dort einfinden „ohne mit anderen Nutzenden in Konflikt zu geraten“. Auch Immobilien wie der Ratskeller im Kulturhaus Babelsberg sollen untersucht werden. Ausdrücklich genannt sind auf Wunsch des Jugendhilfeausschusses auch die königlichen Parkanlagen: Die Stadt soll auf die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) zugehen und Gespräche führen, damit sich im Frühjahr und Sommer junge Menschen auch in den Abendstunden in den Parks aufhalten können. Die Stadt soll die Stiftung im Gegenzug dabei unterstützen ausreichend Mülleimer und Hinweise zur Parknutzung aufzustellen. Lesen Sie dazu auch: Kommentar: Potsdams Schlossparks zum Chillen – was soll das? Sechs Müllsäcke in zwei Stunden: Axel Schwarze ist der Müllbeauftragte im Neuen Garten Müll und Zerstörung: Potsdams Badestellen leiden unter Ansturm Nach Corona-Lockerungen: Potsdamer Parks versinken im To-Go-Müll Schwere Schäden in Potsdams Welterbe-Parks: Was vom Rodeln übrig blieb Hintergrund des Passus’ sind Gespräche mit Jugendlichen im vergangenen Sommer im Park. „Diese Jugendlichen, haben ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung und die Müllsituation der Parks“, so Katharina Tietz (Die Andere) in der SVV. Die Jugendlichen hätten den Stadtjugendring und Streetworker beauftragt, tätig zu werden. „Wir würden, wenn wir dem Antrag folgen, tatsächlich auch mal die Wünsche der Jugendlichen erfüllen.“ Es geht um die Sicherheit – die der Kunstwerke und die der Menschen: Potsdams Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport hat bereits Kontakt zur Stiftung aufgenommen. „Wir sind in einer intensiven Terminfindungsphase mit Frau Aubel und dem Stadtjugendring“, bestätigt SPSG-Sprecher Frank Kallensee. „Wir sind gesprächsbereit.“ Gesetzliche Vorgaben seien zu beachten. „Es handelt sich um denkmalgeschützte Anlagen, die zudem nicht beleuchtet sind“, sagt Kallensee. Die Verkehrssicherungspflicht sei ein zentrales Thema: Es gehe um die Sicherheit der Kunstwerke und die Sicherheit der Menschen, auch um Haftungsfragen. Was in den Schlossparks erlaubt ist und was nicht, regeln die Stiftungsanlagenverordnung und die Parkordnungen. Demnach werden die Anlagen bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. „Das ist aus guten Gründen so“, sagt Frank Kallensee. Auch die Freundschaftsinsel in Obhut der Stadt habe eine Parkordnung und schließe mit Einbruch der Dunkelheit. Der Volkspark Potsdam habe ebenfalls klare Öffnungszeiten: von 5 bis 23 Uhr. Als die Stadt alles zumachte, ließ die Stiftung ihre Parks offen: Die Anlagen der Stiftung erfreuen sich seit jeher größter, in den vergangenen Jahren aber für die Anlagen selbst zunehmend ungesunder Beliebtheit. Das Corona-Jahr 2020 habe den Druck auf die Parks noch einmal erhöht: Im März 2020 hatte die Landeshauptstadt im ersten Lockdown alle Spielplätze und Grünanlagen geschlossen. Die Stiftung hingegen entschied damals, alle ihre Anlagen – bis auf die Pfaueninsel, für die die Fähre der limitierende Faktor war – offen zu lassen. „Das war eine bewusste Entscheidung: Wo sollten die Menschen denn auch hin?“, so Kallensee. Der Müll in den Parks hat im Corona-Jahr gewaltig zugenommen: Obwohl der Strom internationaler Touristen ausblieb, waren Potsdams Welterbe-Parks 2020 hervorragend besucht. „Die Menschen haben wiederentdeckt, was sie an Schönem vor ihrer Haustür haben – ein ganz wunderbarer Effekt“, sagt Kallensee. „Doch es hat auch dazu geführt, dass in den Parks Dinge geschahen, die dort nicht hingehören.“ Unzählige lagerten auf den Wiesen und an den Ufern, spielten Ball, fuhren Rad. Und nicht nur einmal mussten der Sicherheitsdienst der Stiftung und die Polizei nächtliche Partys auflösen. Dabei ging es laut Frank Kallensee nicht nur um Corona-Regeln: „Auch wir als Stiftung können keine Lizenz zum Lärmen erteilen. Wir haben An- und in den Parks Bewohner.“ Ein anderes Problem sein die Müllmengen, die 2020 um bis zu 30 Prozent gestiegen sind. Noch steht nicht fest, wann das Gespräch zwischen Stadt und Stiftung stattfinden kann. Sicher ist: „Es muss sehr viel sehr ernsthaft besprochen werden“, so Kallensee. Sich in den Parks daneben zu benehmen, sei übrigens kein Privileg der Jugend, betont er: „Das geht quer durch die Gesellschaft.“ Von Nadine Fabian