Post: Nachtschichtler des Stahnsdorfer Verteilzentrums müssen doch nicht in Corona-Quarantäne

Als viel Lärm um nichts stellte sich die Meldung vom Montagabend heraus, dass die gesamte Nachtschicht des Briefverteilzentrums der Deutschen Post in Stahnsdorf in angeordnete Quarantäne geschickt wurde. Denn Dienstagmittag kam die Nachricht, dass es sich dabei um eine Fehlinformation des Landkreises handelte. Wenige Stunden danach wurde bekannt, dass es drei neue Infizierte im Verteilzentrum gibt, nun sind es acht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Covid-19-positiv sind. Vize-Landrat: Quarantäne nur eine Zwischenüberlegung: Wie Christian Stein (CDU), Vize-Landrat und Chef des Krisenstabes in Potsdam-Mittelmark, der MAZ sagte, sei die Quarantäne-Anordnung nur eine „Zwischenüberlegung“ gewesen. Bei einer Lagebesprechung mittags habe man noch angenommen, dass während der Pausen die Mindestabstände nicht eingehalten worden waren. „Man ging davon aus, dass sich die gesamte Nachtschicht infizieren hätte können.“ Als Konsequenz war darüber nachgedacht worden, alle Mitarbeiter der betreffenden Schicht in Quarantäne zu schicken. Nach Befragung der Betroffenen sowie Gesprächen mit der Betriebsärztin im Laufe des Abends und der Nacht sei man „detaillierter in den Hergang eingestiegen“ und sei zu dem Schluss gekommen, dass diese drastische Maßnahme nicht notwendig sei. Man vertraue dem Hygienekonzept des Unternehmens und wolle erst die Testergebnisse abwarten. Kommunikationsfehler des Landkreises: „Die Mitteilung ging voreilig raus“, räumt Stein den Kommunikationsfehler ein. Die Quarantäneanordnung sei noch nicht ausgesprochen, wohl aber zu dem Zeitpunkt, als sie kommuniziert wurde, geplant gewesen. Allerdings wurde der Richtungswechsel nicht mehr der Öffentlichkeit mitgeteilt. So berichteten neben der MAZ auch andere Medien über die angebliche Quarantäne-Hundertschaft. „Es kam uns Montagabend schon unwahrscheinlich vor“, kommentiert Anke Blenn, Post-Pressesprecherin, „wir haben schließlich klare Ansprechpartner in solchen Angelegenheiten und auch die Betriebsärztin war nicht informiert.“ Innerhalb des Unternehmens habe es jedoch durch die Nachricht eine „gewisse Verunsicherung der Mitarbeiter gegeben“, das sei „nicht ganz so angenehm“ gewesen. „Das ist nicht so sehr optimal gelaufen“, sagt Blenn. Post lässt Mitarbeiter freiwillig durchtesten: In Stahnsdorf haben sich unterdessen alle Nachtschichtler – bis auf jene, die sich gerade auf Urlaub befinden – freiwillig testen lassen, ob sie auch infiziert sind. Zwei Nächte hatte das Prozedere gedauert, aus Kapazitätsgründen ging es nicht schneller, so Blenn. Die Abstriche werden von der Betriebsärztin im behördlichen Auftrag ausgeführt, ein behördlicher Vertreter ist dabei anwesend. Die Ergebnisse, die im Laufe dieser Woche erwartet werden, gehen dann an das Gesundheitsamt und in weiterer Folge auch an die Mitarbeiter, beschreibt die Unternehmenssprecherin die Abläufe. „Sollte es weitere Fälle geben, gilt für diese natürlich sofort Quarantäne“, so Blenn. Drei weitere Personen traf es am Dienstag bereits – nun sind es bisher acht Mitarbeiter aus der Nachtschicht, die infiziert und in Quarantäne sind. Aufklärung ist Sache des Landkreises: Trotz des Vorfalles hält die Sprecherin daran fest, dass die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt nach wie vor gut sei. So habe es etwa Gespräche gegeben, wie die Testabläufe noch optimiert werden könnten. „Wir sind weit davon entfernt, irgendwelche Schuldzuweisungen zu machen“, so Blenn. „Es ist Sache des Landkreises, das jetzt aufzuklären.“ Generell wurden im Unternehmen die Sicherheitsmaßnahmen seit Bekanntwerden der ersten positiven Fälle noch weiter verstärkt. Das Tragen von Mund-Nase-Masken, das Händewaschen und das Einhalten des Mindestabstandes sind schon länger Pflicht, jetzt wird noch öfter daran erinnert. Die Reinigung, die schon mehrmals täglich stattfand, wurde intensiviert, gleiches trifft auf das Lüften zu. „Es wird noch mehr darauf geachtet, dass bestimmte Grundregeln beachtet werden.“ Briefvertrieb auch bei großer Quarantäne gesichert: Sollten die Testergebnisse aber doch noch eine entsprechende Maßnahmen wie eine großangelegte Quarantäne zur Folge haben, könne sie versichern, dass durch Mitarbeiter von anderen Standorten die personelle Besetzung auch für zwei Wochen oder länger sichergestellt werden könnte. Auch bei einer vorübergehenden Schließung – etwa für umfangreichere Reinigungs- oder Desinfektionsmaßnahmen – wäre durch die Notfallpläne des Unternehmens garantiert, dass Sendungen nicht mehrere Tage liegen blieben. „Uns ist bewusst, dass wir eine Versorgungspflicht haben.“ Vorerst braucht sie darüber aber nicht nachzudenken, denn der Landkreis ist vorsichtig geworden. Laut Stein gibt es keine Anzahl von Infizierten, ab der doch noch die Quarantäne über eine ganze Schicht verhängt wird. Jede Person wird einzeln beurteilt – ist sie positiv, gehen sie und ihre Kontaktpersonen sofort in Quarantäne. Stein: „Das sind alles Einzelsituationen, die betrachtet werden müssen. Das macht auch die Einschätzung so schwierig.“ Wer negativ getestet wurde, wird nach rund einer Woche erneut abgestrichen. Auch für eine gründliche Reinigung oder Desinfektion des Verteilzentrums sieht der Krisenstab-Chef keinen Grund. „Wenn sich Symptome oder positive Fälle in anderen Schichten zeigen würden, müsste man allerdings strengere Maßnahmen überlegen“, räumt Stein ein. „Das sind jetzt alles Situationen, die auf uns zukommen, die man nicht geübt hat.“ Lesen Sie auch: Postzentrum Stahnsdorf: 100 Nachtschichtler müssen in Corona-Quarantäne Vier Mitarbeiter im Verteilzentrum der Deutschen Post in Stahnsdorf an Covid-19 erkrankt Von Konstanze Kobel-Höller

Covid-Verdacht in Stahnsdorf - Post-Nachtschichtler in Stahnsdorf müssen doch nicht in Corona-Quarantäne