Potsdam: Auto-Katalysatoren wegen Edelmetallen gestohlen

Edelmetalldiebe haben offenbar eine neue Masche für sich entdeckt. Sie haben es neuerdings auf die Katalysatoren der Fahrzeuge abgesehen und schlagen auch in Potsdam verstärkt zu. „Ich habe morgens mein Auto gestartet und mich gewundert warum es so laut war“, sagt eine MAZ-Leserin aus der Waldstadt, die kürzlich Opfer von Katalysator-Dieben geworden ist. Sie war morgens mit ihrem Wagen zur Arbeit gefahren, wunderte sich über das laute Röhren. Erst als sie ihren 15 Jahre alten VW Polo dann in die Werkstatt brachte, erfuhr sie: Da waren offenbar Profis am Werk, ihr Geschäft: organisierter Diebstahl von Autokatalysatoren. Ihr Mechaniker beobachtet das Phänomen schon seit einiger Zeit. Karl-Heinz Behrendt zählt in seiner Autowerkstatt in Waldstadt immer häufiger solche Fälle. „Ich habe auch mit anderen Kollegen gesprochen“ , sagt der Fachmann, „bei ihnen ist das genauso.“ Treffen kann es jeden Autofahrer. Den Dieben sei es egal, ob altes oder neues Auto, ob Mercedes, Nissan oder Citroen – für sie zählt nur der Wert des Autoteils. „Das kostet zwischen 2000 und 3000 Euro pro Fahrzeug“, weiß Karl-Heinz Behrendt. Der hohe Preis entsteht durch die enthaltenen Edelmetalle, die den Diebstahl so lukrativ machen. Ein Gramm Rhodium für 380 Euro: Katalysatoren enthalten Platin, Palladium und Rhodium, erklärt auf MAZ-Anfrage der ADAC-Technik-Experte Jörg Krist. „Je nach Typ, sprich Größe und Qualität, können die Katalysatoren mehrere Gramm von den Edelmetallen enthalten. Im Schnitt sind es ungefähr drei Gramm, es kann aber auch deutlich mehr sein.“ Vor allem der Kern der Katalysatoren sei für Diebe eine Goldgrube. Lesen Sie auch: Immer mehr Durchgangsverkehr: In Eiche wackeln die Wände Ist Platin enthalten, kann aus 500 Gramm Monolith, dem Kern des Katalysators, ein Gramm gewonnen werden. Pro Monolith sind ein bis fünf Gramm an Platin möglich. Ein Gramm Palladium kostet auf dem Rohstoffmarkt derzeit mehr als 60 Euro, ein Gramm Rhodium bringt sogar knapp 380 Euro beim Verkauf. Rohstoffpreise steigen stetig: Das Alter des Katalysator spielt dabei keine Rolle. Die darin enthaltenen Edelmetalle bleiben unverändert. Und die gestiegenen Rohstoffpreise lassen die Kosten der Katalysatoren seit einiger Zeit immer weiter in die Höhe steigen. Die Ursache dafür sind die Stoffe Palladium und Rhodium. Der Bedarf ist größer, als im Bergbau gewonnen werden kann. Das machen sich nun die Autodiebe zu Nutze. Deutschlandweit sind Polizeimeldungen über gestohlene Katalysatoren fast täglich zu lesen. Und die Diebe machen auch vor Potsdam nicht Halt. Eine separate Statistik dafür gibt es jedoch nicht. Von der zuständigen Polizeidirektion West gab es auf MAZ-Nachfragen bis Redaktionsschluss noch keine Rückmeldung. Behrendt: Das können nur Profis: Dennoch haben Karl-Heinz Behrendt und seine Kollegen regelmäßig mit solchen Diebstählen zu kämpfen. Ohne einen Katalysator fährt kein Auto mehr. Er ist ein Teil des Auspuffs, misst die Abgaswerte und soll die Luft sauber halten. Ohne Katalysator klingt der Motor laut und röhrt. Die enthaltenen Edelmetalle sorgen dafür, dass nichts rostet. Lesen Sie auch: Kein Freigang mehr für Huhn und Gans: Potsdam rüstet sich gegen Schweine- und Geflügelpest „Der Katalysator ist ein kompaktes Teil. Er ist fest verschraubt oder sogar verschweißt. Das bekommt man so leicht nicht ausgebaut“, sagt Karl-Heinz Behrendt. Das können aus seiner Sicht nur Profis, mit Wagenheber, Rohrschneider und einem schlanken Dieb, der unter das Auto kriechen kann. „Das schneiden die ganz gemütlich, nahezu lautlos und sehr sauber heraus.“ Das Problem: Den Tätern auf die Spur zu kommen, ist hier gar nicht so einfach. „Das gesamte Teil ist weg. Es gibt keine Beweisstücke.“ Fingerabdrücke gibt es daher wohl keine. Es deute nichts mehr auf die Diebe hin, bis auf den fehlenden Katalysator. Karl-Heinz Behrendt hätte nie gedacht, dass sich das auch bei alten Autos lohne. Bis vor wenigen Tagen die Polo-Besitzerin aus seiner Nachbarschaft zu ihm in die Werkstatt kam. Von Marcus J. Pfeiffer