Potsdam:Garnisonkirche bekommt weitere sechs Millionen Euro vom Bund

Für den Wiederaufbau des Garnisonkirchturms an der Breiten Straße könnten bald weitere sechs Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt fließen. Das hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) auf Anfrage des Potsdamer Bundestagsabgeordneten, Norbert Müller (Linke), erklärt. Nachdem der Bund bislang bereits zwölf Millionen Euro bewilligt hat, würde sich die Förderung für das Kirchenprojekt auf insgesamt 18 Millionen Euro erhöhen. Im Haushaltsentwurf des Jahres 2020 hat „die Bundesregierung vorsorglich eine Ermächtigung zur Bewilligung von bis zu weiteren sechs Millionen Euro aufgenommen“, heißt es in der Antwort auf Müllers Anfrage. Begründung: Angesichts der prognostizierten Bauzeitverlängerung sowie weiterer bestehender Risiken wie Baupreissteigerungen rechne die Bundesregierung damit, dass die Stiftung Garnisonkirche Baukostensteigerungen geltend machen werde. „Dies wäre seitens der Bundesregierung eingehend zu prüfen“, heißt es in der Stellungnahme. Dazu Linken-Bundestagsabgeordneter Müller: „Wir erleben hier einen ungeheuerlichen Vorgang. Das, was die Stiftung nicht schafft, an Spenden zu generieren, stellt die Bundesregierung willfährig zur Verfügung.“ Die Ankündigung, die „Kopie der Garnisonkirche“ mit Spenden zu errichten, sei „nichts als Budenzauber“. Ohne die Steuermillionen ginge da nichts, empört sich Müller: „Offenbar ist die finanzielle Not der Stiftung viel größer als bisher bekannt.“ Kritikwürdig aus Müllers Sicht: Dass von den bereits bewilligten zwölf Millionen Euro Bundesmitteln erst etwa 4,3 Mio Euro abgerufen wurden. „Das Geld ist noch nicht mal aufgebraucht, schon stellt Berlin neue Schecks in Aussicht.“ Dies sei „keine seriöse Haushaltspolitik". Entrüstet reagierte auch die Initiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“: „Das wird eine staatsfinanzierte Kirche“, sagte Gründungsmitglied Sandro Szilleweit: „Alle Beteuerungen, dass die Kirche aus Spendengeldern finanziert wird, werden damit Lügen gestraft.“ Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, kommentierte die Neuigkeiten am Montag auf Anfrage nur knapp. „Die Stiftung hat zur Kenntnis genommen, dass es einen Entwurf des Bundes für den Haushalt 2020 mit einer vorgesehenen Erhöhung der Förderung für die Erstellung des Turmes gibt.“ Vor Ablauf des parlamentarischen Haushaltsverfahrens stehe es der Stiftung aber nicht zu, sich dazu zu äußern, so Leinemann. Hinsichtlich der bisherigen Verwendung der zwölf Millionen vom Bund erklärte Leinemann, dass die Mittel „entsprechend dem Baufortschritt und auf Nachweis der anfallenden Ausgaben abgerufen“ würden. Offizieller Baustart für den Garnisonkirchturm an der Breiten Straße war im Oktober 2017. Anfang 2018 kam es zu wochenlangen Verzögerungen bei den Gründungsarbeiten, was wiederum Auswirkungen auf die Kosten und den Zeitplan hatte. Zuletzt war bekannt geworden, dass das Bauwerk teurer wird als bisher offiziell kommuniziert. Die Gesamtprojektkosten für den Turm steigen von 38 auf etwa 40 Millionen Euro. Die Stiftung ist optimistisch, dass der Turm bis Sommer 2022 komplett fertig wird. Der Turm wird aus 2,3 Millionen Ziegeln aus der Thüringer Manufaktur Wienerberger aufgemauert werden. Mittlerweile ist das Bauwerk mehrere Meter aus dem Boden gewachsen. Im Juni 2017 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zugesagt, die Schirmherrschaft über den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam zu übernehmen. Von Ildiko Rödund Anna Sprockhoff

Umstrittener Wiederaufbau - Garnisonkirche bekommt weitere sechs Millionen Euro vom Bund