Potsdam Hacker-Angriff Citrix: Ein Jahr nach Cyber-Attacke Rathaus wieder online, zuletzt Kfz-Zulassung

Im Februar will das Potsdamer Rathaus online wieder komplett sein. Nach der Cyber-Attacke vor genau einem Jahr waren alle Dienstleistungen abgeschaltet worden. Nach und nach gingen sie wieder ans Netz. Mitte Februar soll mit der Kfz-Zulassung auch die letzte Dienstleistung auf der Website verfügbar sein. Hacker zielten auf Nutzer von Citrix ab: Am 22. Januar 2020 zog die Landeshauptstadt den Stecker vom Netzwerkkabel. Es war zu einem Hacker-Angriff auf ein System des Herstellers Citrix gekommen, über das sich Mitarbeiter von außerhalb der Verwaltungsbüros einloggen und arbeiten können. Lange war unklar, ob die Attacke erfolgreich war, Daten abgesaugt wurden oder andere Schäden angerichtet worden waren. „Die danach erfolgten umfassenden forensischen Analysen durch externe Sicherheitsdienstleister bestätigten den Angriff, konnten aber auch belegen, dass die technischen Sicherheitssysteme den Angriff erfolgreich abgewehrt haben“, teilt die Stadt am Jahrestag des Offline-Gangs mit. Sowohl der Versuch des Einschleusens von Schadsoftware als auch der Diebstahl oder die Veränderung von Daten seien durch die Firewall verhindert worden. Lesen Sie auch: IT-Chef nach der Cyber-Attacke: „Wir hatten Raum und Zeit verloren“ Wie digital arbeitet Potsdam? Bitkom hat den Test gemacht Trotzdem wurde deutlich, dass es dringenden Verbesserungsbedarf in Sachen Datensicherheit gab. Deshalb blieb das Rathaus fast völlig vom Netz getrennt. „Vor der Wiederinbetriebnahme dieser Systeme“, so die Verwaltung, wollte man „die erforderliche technische Sicherheit der Systeme herstellen“. Das wäre sicherlich auch schneller möglich gewesen, wenn nicht auch noch die Corona-Pandemie gekommen wäre. Neben dem Aufrüsten der Sicherheitssysteme musste die IT-Abteilung das mobile Arbeiten und Videokonferenzen absichern. Auch das Distanzlernen an den Schulen und Anforderungen aus der Stadtverordnetenversammlung hatten Vorrang. Der Großteil von Online-Verfahren konnte seit der Cyber-Attacke wieder in Betrieb genommen werden. Ausgenommen sind zwei Verfahren, die im Februar folgen sollen: das iKFZ und das Bewohnerparken. Beim Verfahren für Anwohnerparkausweise laufen letzte Tests, heißt es. Die Wiederinbetriebnahme soll bis Mitte Februar erfolgen. Kfz-Zulassung brauchte erst ein Update: Bei iKFZ, der internetbasierten Zulassung von Kraftfahrzeugen, die – nicht nur von Autohäusern – schmerzhaft vermisst wird, kam hinzu, dass eine ganz neue Version der Software nötig war. Dazu waren „intensive Abstimmungen mit dem Land Brandenburg und dem Kraftfahrtbundesamt“ nötig, so die Stadt. Nun sei aber der für den Februar vorgesehen. „Kommunen und auch andere öffentliche Institutionen haben immer wieder mit Cyberattacken zu kämpfen“, sagt Dezernent Dieter Jetschmanegg im Rückblick, „die Analyse des Angriffs im Januar 2020 hat uns einerseits gezeigt, dass unsere Firewall einer solchen Attacke standhält, aber sie hat auch offengelegt, dass wir in vielen internen IT-Services, der IT-Ausstattung und auch bei der personellen Besetzung im Bereich der IT-Sicherheit nachlegen mussten.“ Eine Schlussfolgerung: Für mehr Internetsicherheit und Datenschutz einerseits und der wachsenden Bedeutung der Digitalisierung andererseits braucht es mehr Personal. So wurden zwei Stellen zusätzlich für IT-Sicherheit und Datenschutz geschaffen. Weitere Ausschreibungen sollen im Februar folgen. Außerdem kaufte sich die Stadt externes Fachwissen ein, indem Dienstleister für die Themenfelder IT-Sicherheit und IT-Infrastruktur vertraglich gebunden wurden und die Stadt dem Zweckverband Digitale Kommunen Brandenburg beigetreten ist und dessen Dienstleistungen nutzen kann. „Nicht alle technischen Innovationen sind für Kommunen wie die Landeshauptstadt tatsächlich anwendbar“, sagt Thomas Morgenstern-Jehia, Fachbereichsleiter E-Government, „hier muss man priorisieren.“ Im Jahr 2021 liegen Schwerpunkte auf Schul-IT, Arbeitsbedingungen der Verwaltung und Onlinezugangsgesetz. Von MAZonline/axe