Potsdam: Kita-Apps helfen bei kommunikation zwischen Eltern und Trägern

Die Betreuung von Kindern in Kitas ist gerade so verlässlich planbar, wie ein Aktienkurs. Niemand weiß am Morgen sicher, was am Abend gelten wird. Auch wenn seit diesem Montag die Potsdamer Kitas grundsätzlich wieder geöffnet sind, kann sich die Lage durch einzelne Infektionsfälle schnell ändern und in einzelnen Kitas wieder Notbetreuung gelten. Schnelle Kommunikation ist angesichts der sich ständig ändernden Regeln und kurzfristiger Entscheidungen besonders wichtig – für die Einrichtungen und für die Eltern. Meist wird über E-Mail-Verteiler, Telefon und Aushang kommuniziert: Dabei bewähren sich Smartphone-Apps, mit denen Eltern direkt informiert werden – und unkompliziert Rückmeldung geben können. Eine Umfrage unter Potsdamer Kita-Trägern hat allerdings ergeben, das bislang kaum ein Träger die Möglichkeiten nutzt. Ob Awo, Hoffbauer-Stiftung, Kinderwelt oder Fröbel gGmbH– meist wird nur über Mail-Verteiler, Telefon und Aushänge der Kontakt zu den Eltern gesucht. Potsdam: Kita-Öffnung am Montag – das sollten Sie wissen Immerhin geht mit dem Evangelischen Jugendfürsorgewerk EJF schon einer der größeren Potsdamer Kita-Träger voran. Dort ist in allen sieben Kitas und einem Hort seit November die „Kita-Info App“ im Einsatz. Die erste Bewährungsprobe folgte über die Weihnachts-Feiertage, als der verschärfte Lockdown zu Kita-Schließung und Notbetreuung führte. Noch bevor die Entscheidung von der Stadt über die mögliche Notbetreuung getroffen war, wurden beim EJF per App-Nachricht alle Eltern gefragt, ob sie die Notbetreuung in Anspruch nehmen würden. Träger sparen „extrem viel Zeit“, erklärt das EJF: Als besondere Hilfe erwies sich die Rückmeldefunktion, die eine Antwort mit einem Klick und einer Unterschrift mit dem Finger ermöglicht. Ein paar Tage später kam seitens des EJF die nächste Frage an die Eltern: „Ist der beabsichtigte Antrag auf Notbetreuung auch genehmigt worden? Welche Betreuungszeiten nehmen Sie in Anspruch?“ Die Kitas des EJF waren noch während der Feiertage im Bilde, wie viele Kinder tatsächlich in den Kitas sein würden – und wie viele Erzieher gebraucht würden. „Wir machen bislang nur gute Erfahrungen. Wir erhalten viel positives Feedback von Eltern, Einrichtungsleitungen und Mitarbeitenden. In Krisenzeiten ist schnelle Kommunikation natürlich besonders wichtig, dafür war und ist die App ein sehr geeignetes Instrument“, erklärt EJF-Sprecherin Katrin Wilcken auf MAZ-Anfrage. Der Träger weitet in diesen Tagen deshalb die Nutzung der App auf seine Einrichtungen in anderen Bundesländern aus. Auch intern sorgt die App bei den Trägern für Entlastung. „Die Rückmeldungen können in Excel- oder PDF-Dateien ausgegeben und weiter verarbeitet werden. Das spart extrem viel Zeit, beispielsweise bei der Anmeldung der Ferienbetreuung oder bei der Beantragung von Notbetreuung“, sagt Wilcken. Neue Hygieneregeln für Kitas und Seniorenheime in Potsdam Kita-Elternbeirat: „Apps sollten zum Standard-Repertoire gehören“: „Der Einsatz von Apps zur Kommunikation zwischen Kita und Eltern sollte heute zum Standard-Repertoire gehören“, sagt Robert Witzsche vom Potsdamer Kita-Elternbeirat. Aus Elternsicht sieht er nur Vorteile, „ob kurze Wege für Informationen, einfacher Zugriff auf Speise- und Tagespläne, datenschutzkonformes Speichern von Fotos.“ Das Kind ist krank und muss abgemeldet werden, doch in der Kita nimmt niemand ab? Eine Abwesenheitsnotiz ist schneller erstellt als ein Anruf oder eine Mail. Dass die Träger damit Herausforderungen meistern müssen, ist dem Beirat auch bewusst. Er fordert, dass die Voraussetzungen für den Einsatz der Apps von Trägern und Stadt gemeinsam geschaffen werden, womöglich sogar im Rahmen der Fehlbedarfsfinanzierung der Träger mit städtischem Zuschuss. Gleichzeitig müssten Eltern für die Nutzung der Apps mit Fokus auf die vielen Vorteile begeistert werden. „So ließen sich für alle Beteiligten Zeit, Nerven und Papier sparen“, sagt Witzsche. Awo ist „neugierig“, Hoffbauer bereits kurz vor Entscheidung für eine App: Schon seit anderthalb Jahren bringt er das Thema regelmäßig im Kita-Ausschuss ein. „Gab es am Anfang noch viel Gegenwind von Träger und Leitung, so hat sich das zwischenzeitlich relativiert“, sagt Witzsche. Tatsächlich stoßen die positiven Erfahrungen des EJF und die Forderung des Elternbeirats bei den über 40 Potsdamer Träger mittlerweile auf offene Ohren. Angela Schweers, Vorstandsvorsitzende der Awo, die vermutlich die meisten Kitas in Potsdam betreibt, sagt zwar, dass man sich noch nicht damit beschäftigt habe, kündigt aber an: „Wir sind neugierig geworden und werden uns eine Beratung dazu holen, was die Apps können und was für Vorteile sie bieten.“ Die Hoffbauer-Stiftung befindet sich bereits „im Prozess der Abwägung, welche Plattform unseren Zielen gerecht wird und unseren Datenschutzauflagen entspricht“, erklärt eine Sprecherin. Kinderwelt gGmbH hat nach Test mehrerer Apps eher Bedenken: Wie so oft bei Software-Fragen stellt der Datenschutz für Träger eine besondere Hürde dar. „Die Kinderwelt hat im vergangenen Jahr verschiedene Applikationen getestet, eine Einführung aber letztlich verworfen. Die Apps waren entweder zu umfangreich, konnten nicht in bereits bestehende softwarebasierte Prozesse integriert werden oder wurden datenschutzrechtlich als nicht ausreichend bewertet“, teilt die Kinderwelt gGmbh auf Anfrage mit. Der Träger EJF wünscht sich nur eine Funktion, um möglichst alle Eltern über die App zu erreichen: eine Vorlesefunktion für Analphabeten. Von Peter Degener

Potsdam: Kita-Apps helfen bei kommunikation zwischen Eltern und Trägern - Elternbeirat fordert Einführung