Potsdam: Werkeln am historischen Ort: Das ist der Hausmeister von Schloss Cecilienhof

Die Arbeit geht Jens Lüdeke nie aus. Kaum ist die vierjährige Hüllensanierung von Schloss Cecilienhof abgeschlossen, wird die Einrichtung der neuen Sonderausstellung „75 Jahre Potsdamer Abkommen“ vorbereitet. Und da das Hotel und das Restaurant aus dem historischen Gebäude ausgezogen sind, haben die Kuratoren nun mehr Raum, um die neue Schau einzurichten. Für den Hausmeister bedeutet das wie immer: Arbeit. „Der Museumsbereich machte bisher nur ein Viertel von Schloss Cecilienhof aus“, sagt er, „nun werden auch ehemalige Hotelzimmer und Verwaltungsräume umgewandelt“. Die Arbeitszimmer der sowjetischen, amerikanischen und britischen Verhandlungsdelegationen an der Dreimächtekonferenz werden nach alten Fotos wieder hergerichtet. Verantwortlich bis zur Türschwelle: Lüdeke, dessen Verantwortungsbereich die Innenräume „bis zur Türschwelle“ umfasst, koordiniert die Arbeiten der ein- und ausgehenden Handwerker. Da wird der freundliche Potsdamer auch mal ungemütlich, wenn Maler oder Schreiner eine denkmalgeschützte Oberfläche nicht sauber abgedeckt haben. Ein adrettes Erscheinungsbild des weltberühmten Hauses ist ihm als Mitarbeiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wichtig. Am 1. Januar ist es 15 Jahre her, dass er die Schlüssel zum Schloss übernehmen durfte. Seitdem macht er montags bis freitags frühmorgens seine Runde ums Haus, aber erst, nachdem er beim Wachmann nachgefragt hat, ob in der Nacht oder am Wochenende etwas vorgefallen war. Die externe Kontrollrunde führt ihn zu Borkenküche, Muschelgrotte und Eremitage. Mit einer einfachen Lösung die Motten ausgesperrt: Damit alles schon geöffnet ist, wenn die Putz-Equipe um 7.15 Uhr anrückt, hat er ausgehandelt, bereits um 6.30 Uhr anzufangen. Er lüftet die Räume, streng nach den konservatorischen Vorschriften. „Früher durfte ich auch den großen Konferenztisch abstauben, aber das macht jetzt die Abteilung Restaurierung.“ Wenn sein handwerkliches Geschick gefragt ist, ist der gelernte Zimmermann ganz in seinem Element. So hat er mit Magneten leicht zu befestigende „Fliegengitter“, Holzrahmen mit Gaze, gebaut, denn es dürfen ja auch keine Motten reinkommen. Dass er den Konservatoren damit eine überraschend einfache Lösung präsentieren konnte, freut ihn sichtlich. Da ihm der Austausch mit anderen Hausmeistern der Schlösser-Stiftung nützlich erschien, regte er ein jährliches Treffen an, bei dem die Häuser abwechselnd Gastgeber sind. Bei einer Tasse Kaffee erzähle man sich neue Ideen und wie Herausforderungen im abgelaufenen Jahr gelöst werden konnten. Für die am 1. Mai öffnende Jubiläumsausstellung werden beispielsweise Klimaschränke installiert, da man viele Besucher bei warmen Temperaturen erwartet. Doch auch da hat Lüdeke bereits die Nase vorn und eine Fensterkonstruktion entwickelt. Anregungen durfte sich der Hausmeister schon bei Studienreisen nach Stettin und Poznan holen; andere Schlösser kennt er von seiner 20-jährigen Tätigkeit als Zimmerer im Schirrhof der Stiftung, wo alle Handwerksbereiche stationiert sind. Das Haus auch im Dunkeln kennen: Damals sei er mehr herumgekommen, aber „in den eigenen vier Wänden zu sein“ habe auch seine Vorteile, die Identifikation mit dem Objekt sei viel höher. „Als Hausmeister musst du auch im Dunkeln wissen, wo es auf dem schnellsten Weg langgeht“, sagt der qualifizierte Ersthelfer. Die Digitalisierung ist bei der Haustechnik von Schloss Cecilienhof noch nicht angekommen, worüber Lüdeke ganz froh ist. In seinem zweiten zu betreuenden Haus, der Villa Quandt, in der das Fontane-Archiv und das Brandenburger Literaturbüro untergebracht sind, gibt es bereits einen Server-Keller und digitale Displays. Fehlender Respekt von Potsdamern: Mit den 800 bis 1000 Besuchern pro Tag macht er in der Regel gute Erfahrungen, hinzu kämen noch die vielen von Stadtführern für 15 Minuten abgesetzten Touristen, die die Anlage nur von außen besichtigten. Was ihn hingegen stört, sind Potsdamer, die die Gärten zunehmend vereinnahmten. „Nackedeis, die schon links und rechts vom Marmorpalais lagern“, beklagt er, Schäden an der Uferbefestigung und große Fahrradgruppen bis in den Prinzengarten. Vor allem ließen sich diese Menschen nichts mehr sagen, und auch freundliche Hinweise unter den Besuchern blieben inzwischen aus. „Die Potsdamer sollten wieder vernünftiger mit ihrem Weltkulturerbe umgehen“, sagt er, „die Touristen kommen wegen der Schlösser und Gärten hierher“. Wenn er noch einen weiteren Wunsch frei hätte, so wäre dies, „dass regelmäßig drei Reinigungskräfte da sind“, denn dort gebe es immer häufiger Engpässe. Und wenn das mal nicht klappt, so ordnet er an, dass auf jeden Fall der Besucherbereich geputzt wird. Schließlich soll Schloss Cecilienhof einen optimalen Eindruck bei den Gästen hinterlassen. Lesen Sie weitere Stadtmacher-Geschichten: Geliebt und gefürchtet: Der Aufräumer von Drewitz Arbeitsplatz Krematorium: Was bleibt nach einer Feuerbestattung Wenn die halbe Leber raus muss: So arbeitet eine OP-Schwester in Potsdam Von Gabriele Spiller

MAZ-Serie „Stadtmacher“ - Werkeln am historischen Ort: Das ist der Hausmeister von Schloss Cecilienhof