Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue gegen früheren GFZ-Chef Reinhard Hüttl

Der bisherige Vorstand des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam, Reinhard Hüttl, wird fristlos gekündigt. Das Kuratorium der wissenschaftlichen Einrichtung hat Hüttl am Dienstag in einer Sondersitzung „mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als wissenschaftlicher Vorstand und Sprecher des Vorstands abberufen“, wie das GFZ mitteilte. Reinhard Hüttl war schon Ende Oktober 2020 durch das Kuratorium zunächst vorläufig von seinem Amt entbunden worden, nachdem Vorwürfe wegen des Umgangs mit Finanzmitteln erhoben worden waren. Diese Vorwürfe sind Gegenstand eines laufenden Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Neuruppin. GFZ-Chef Reinhard Hüttl wegen anonymer Vorwürfe vom Amt entbunden „Nach Würdigung aller dem Kuratorium bekanntgewordener Tatsachen sieht es keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“, heißt es in der Mitteilung. Der Forst- und Bodenwissenschaftler Reinhard Hüttl war seit 2007 Wissenschaftlicher Vorstand und Sprecher des Vorstands des GFZ, einer der größten wissenschaftlichen Einrichtungen Brandenburgs. Ob es sich bei den Vorwürfen um Betrug oder um den Bereich der Korruption handelt, ließ das GFZ auf MAZ-Nachfrage offen. Sprecher Josef Zens sprach lediglich von „schwerwiegenden Amtspflichtsverletzungen“. Oberstaatsanwalt Frank Winter von der Staatsanwaltschaft Neuruppin bestätigte der MAZ auf Anfrage jedoch, dass Neuruppin wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme gegen Hüttl ermittele. Winter gehört der Schwerpunktsabteilung Korruption in Brandenburg der Staatsanwaltschaft an. Vorgänge erstrecken sich über fünf Jahre: Laut Winter habe die Staatsanwaltschaft inzwischen nicht nur die ihr vom GFZ überlassenen Dokumente gesichtet, sondern am 20. Januar auch die Büroräume Hüttls sowie „verschiedene Wohnräume“ durchsucht. Dabei seien weitere Dokumente und Daten gesichert worden. „Die Vorwürfe erstrecken sich über mehrere Jahre etwa seit 2015 bis in die jüngere Gegenwart“, erläutert Winter. Dabei ginge es auch um ganz persönliche Vorteile Hüttls. Zu möglichen finanziellen Umfängen äußerte sich Winter nicht. Die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang. „Wir müssen jede einzelne Rechnung prüfen.“ Ob und inwieweit der Tatverdacht sich erhärte ließe sich nicht sagen. Laut Winter ist damit auch nicht sicher, ob gegen Hüttl Anklage erhoben werden müsse. Winter meint aber, dass sich die Staatsanwaltschaft in den kommenden drei Monaten einen ersten Überblick verschaffen könne. Am GFZ selbst hat das Kuratorium für die Neubesetzung des wissenschaftlichen Vorstandes ein reguläres Verfahren eingeleitet. „Die Findungskommission hat ihre Arbeit bereits begonnen“, sagt GFZ-Sprecher Zens. Bei der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), bei der Hüttl Teil der Präsidiums ist, ändert sich laut Angaben des Sprechers Christoph Uhlhaas vorläufig nichts. Hüttls Präsidiumsamt ruht dort auf Hüttls eigenen Wunsch schon eine Weile. Hüttl werde aber weiterhin im Präsidium namentlich geführt werden, so Uhlhaas. Von Peter Degener und Rüdiger Braun

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