Potsdam bewertet von Bitkom: Wie digital ist die Stadt

Die Stadt Potsdam gehört zu den „smartesten“ Städten Ostdeutschlands – doch was steckt hinter dem Ranking, das der Digitalverband Bitkom aus 81 deutschen Großstädten erstellt hat? Potsdam belegte dort bundesweit den 20. Platz und kommt hinter Leipzig auf den zweiten Platz aller ostdeutschen Städte. Damit ist Potsdam zwar im Gesamtranking um fünf Plätze gefallen, hat sich aber vor allem in den Kategorien Verwaltung und Gesellschaft deutlich um 20 sowie zwölf Plätze verbessert. Was steckt dahinter? „Der Smart City Index 2020 ist nur bedingt mit dem Vorjahr vergleichbar, wir haben viele neue Parameter eingebaut“, erklärt Svenja Hampel, die das Projekt Smart City Index leitet. In der Kategorie „Verwaltung“ hat Potsdam auch deshalb innerhalb nur eines Jahres deutlich mehr Punkte bekommen. So wurde etwa die elektronische Aktenführung bewertet, die in Potsdam teilweise umgesetzt ist, auch das digitale Ratsinformationssystem für die Stadtverordneten brachte Punkte. Verschiedene Bürgerdienste, die man online erledigen kann, wurden ebenfalls erstmals bewertet. Auch die App der Stadtwerke fiel positiv auf – „das haben nur wenige Städte“, so Hampel. Mobilität: Potsdam steigt zwölf Ränge ab: Die Präsenz der Stadt Potsdam in verschiedenen sozialen Medien wurde ebenfalls untersucht. „Die Stadt ist eigentlich ist allen untersuchten Netzwerken präsent mit einem Kanal und der schläft auch nicht, sondern wird regelmäßig bespielt“, lobt Hampel. Liegen gelassen hat Potsdam bei einem Detail des Bürgerservices: „Es gibt zwar Online-Dienstleistungen, aber es gibt keine Angaben, wie die bezahlt werden“, sagt Hampel. Erst ganz am Ende der digitalen Prozesse wird ein Nutzer darüber informiert, ob er mit Paypal oder Kreditkarte zahlen kann. Um zwölf Ränge abgestiegen ist Potsdam dagegen in der Kategorie Mobilität. „Ich bezweifle, dass Potsdam da einen Rückschritt gemacht hat“, sagt Hampel, aber andere Städte seien womöglich schneller vorangekommen. In Potsdam fehle eine App wie „Jelbi“, die nicht nur den öffentlichen Nahverkehr, sondern zugleich auch Sharing-Angebote beinhalte. Auch Mobilitätsstationen an Bahnhöfen mit Bike- und Car-Sharing gebe es nicht. Bei IT und Kommunikation hat Potsdam mit Platz 34 von 81 den schlechtesten Wert abgeliefert. „Beim Ausbau von Breitband-Internet über Glasfaser ist noch Luft nach oben. Und ein öffentliches WLAN gibt es nur im Stadtzentrum. Dazu kommt ein Zeitlimit für die Benutzung. Das ist nicht nutzerfreundlich“, bemängelt Svenja Hampel. Positiv hebt sie die Abdeckung des Mobilfunkstandards 5G hervor, der anders als in den meisten Städten „nicht nur punktuell“ verfügbar sei. Lob für Online-Bürgerbeteiligung: Im Bereich „Gesellschaft“ hat die Stadt neun Ränge gut gemacht, steht auf Platz 22. „Die Online-Bürgerbeteiligung ist in Potsdam sehr gut, da kann man viel mitgestalten und mitreden, wenn man will“, sagt Hampel. Auch für Coworking-Spaces und Makerspaces sowie Gründerzentren von Start-ups gab es Punkte. Auch Augmented-Reality-Angebote, die eher touristisch eine Rolle spielen, wurden positiv bewertet. Auch interessant: Corona-Krise begünstigt die Digitalisierung in den Kommunen Neuruppin: Schulen diskutieren über Corona und Digitalisierung Trotz Masterplan Klimaschutz und Notstandsbeschluss hat sich Potsdam im Bereich „Energie und Umwelt“ leicht verschlechtert. Es gebe zwar sehr viele Punkte für grüne Energielösungen und Wärmeprojekte – bei der intelligenten Straßenbeleuchtung sei die Stadt aber weit abgeschlagen. „Es gibt Städte wie Duisburg oder Essen, die breit angelegte Pilotprojekte haben, bei denen Straßenlaternen sich mit ihrer Beleuchtung auf den Verkehr einstellen, aber zugleich Ladesäulen sind, WLAN bieten oder Wettersensoren beinhalten. Das sind richtige Multifunktionslaternen“, sagt Hampel. Von Peter Degener