Potsdamer Klimarat präsentiert Positionspapier zur klimaneutralen Stadt

Die Mitglieder des neu berufenen Potsdamer Klimarats haben am Montag ihr erstes Positionspapier vorgestellt. In dem Papier formuliert das zehnköpfige Gremium sein Selbstverständnis als „Anwältinnen und Anwälte des Klimaschutzes“ in Potsdam und entwickelt konkrete Handlungsempfehlungen, wie die Landeshauptstadt künftig zur klimaneutralen Stadt werden kann. „Corona geht hoffentlich bald vorbei – der Klimawandel bleibt uns leider noch länger erhalten“, sagt Fritz Reusswig, Soziologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Mitglied des Klimarats. Anders als in der Corona-Krise werde der „Impfstoff“ gegen die Klimakrise vor Ort hergestellt. „Er heißt Klimaschutz, und wir alle können dazu beitragen, dass er rasch zur Verfügung steht“, so Reusswig. 20 Prozent weniger Grünflächen seit 1992: Unter den acht Schwerpunktthemen Stadtentwicklung, Wirtschaft, Energieversorgung, Mobilität, Moorbodenschutz sowie Bildung und Jugend entwickelt der Rat Konzepte und konkrete Ansätze für ein klimaneutrales Potsdam. Beim Thema Stadtentwicklung fordern die Expertinnen und Experten „eine prominente Verankerung von Klimaschutz“ im strategischen Leitbild der Stadtplanung und die Festschreibung „ambitionierter Energiestandards“. Zudem müsse die Stadtnatur besser geschützt werden. Das Grünvolumen Potsdams habe seit 1992 um 20 Prozent abgenommen. „Neben den historischen Parks braucht Potsdam Grün- und Freiflächen, klimaresistente Straßenbäume und Gebäudebegrünung für eine zeitgemäße und klimagerechte Stadtentwicklung“, heißt es in dem Positionspapier des Klimarats. Vitales Stadtgrün bedeute Klimaschutz, Entlastung bei Hitze, Regenwasserversickerung, bessere Luft- und Lebensqualität. „Autofreie Innenstadt und autoarme Gesamtstadt“: Für die Umsetzung der Klimaziele ist die Vision einer „weitgehend autofreien Innenstadt und einer autoarmen Gesamtstadt“ zentral. Die Potsdamerinnen und Potsdamer sollen den Großteil ihrer Wege zu Fuß, mit dem Rad oder per Bus und Bahn zurücklegen können. Dafür sei ein stadtplanerisches Umdenken erforderlich: mehr Platz für den Radverkehr, attraktive Fußwege und bessere ÖPNV-Anbindung. Lesen Sie auch: So will das Händlernetzwerk Ici Potsdam nach der Corona-Pandemie die Innenstadt wiederbeleben Der Klimarat wurde Ende Januar 2020 durch einen Beschluss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung (SVV) neu berufen, um das Gremium inhaltlich und personell neu aufzustellen. Mitte März vergangenen Jahres trafen sich die zehn ehrenamtlichen Mitglieder zu einer konstituierenden Sitzung. Aufgabe des Klimarats ist es, Politik und Verwaltung bei der Umsetzung des städtischen Masterplans „100% Klimaschutz bis 2050“ kritisch und konstruktiv zu begleiten. Der Potsdamer Klimarat setzt sich aus acht Expertinnen und Experten zusammen, die für jeweils eines der im Masterplan definierten Handlungsfelder zuständig sind, und von der SVV berufen werden. Zusätzlich sitzen zwei Jugendliche der Klimaschutzbewegung Fridays for Future mit am Tisch, die jedoch nicht stimmberechtigt sind. Von Feliks Todtmann