Potsdams Chef-Stadtplaner Potsdamer Chef-Stadtplaner Andreas Goetzmann geht in den Ruhestand

In der Potsdamer Bauverwaltung droht eine empfindliche Personallücke. Andreas Goetzmann, der langjährige Leiter des Stadtplanungsamtes, geht Ende April in den Ruhestand. Doch die zentrale Führungsposition wird nicht sofort neu besetzt. Der Grund: Die Neuausschreibung ist verschlafen worden und bis jetzt nicht erfolgt. Ab Mai wird der Fachbereich Stadtplanung kommissarisch geführt. Es ist vorgesehen, dass die zwei Bereichsleiter Erik Wolfram vom Bereich Stadterneuerung und Viola Holtkamp vom Bereich Bauleitplanung sich Goetzmanns Aufgaben vorerst teilen – mindestens bis Herbst, vermutlich aber länger. Die Personalie hat herausragende Bedeutung: Die Stelle hat herausragende Bedeutung. Das Stadtplanungsamt mit seinen gut 60 Mitarbeitern bündelt die bauliche Stadtentwicklung. Jeder Bebauungsplan wird hier erarbeitet. Alle Bauvorhaben werden vor einem Bauantrag hier planungsrechtlich beurteilt. Die Sanierungs- und Entwicklungsgebiete von Babelsberg über die Potsdamer Mitte bis nach Krampnitz und alle dort tätigen Bauherren arbeiten eng mit dem Stadtplanungsamt zusammen. Personalmangel im Potsdamer Bauamt – Großprojekte müssen warten Hinter den Kulissen hat es wegen der Verzögerung der Ausschreibung einigen Ärger im Rathaus gegeben. Der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) soll zwar regelmäßig Druck auf die Personalverwaltung gemacht haben – doch da ist man anscheinend überfordert. Seit September hätte die Ausschreibung erfolgen können: Denn aus den Antworten der Pressestelle auf eine MAZ-Anfrage wird ersichtlich, dass die Ausschreibung seit September hätte erfolgen können. Zu diesem Zeitpunkt war der neue Zuschnitt des Fachbereichs geklärt, der sich mittlerweile nicht mehr um die Verkehrsplanung kümmert. „Der Aufgabenbereich der Stelle der Fachbereichsleitung stand somit im September fest, alle Vorbereitungen konnten dann beginnen“, teilt das Rathaus mit. Warum ist dann in über fünf Monaten dennoch keine Ausschreibung durch den Personalbereich erfolgt? Die Antwort: „Parallel waren andere wichtige Fachbereichsleiter-Stellen in die Ausschreibung zu bringen, etwa das Verfahren für die Doppelspitze im Fachbereich Bildung, Jugend und Sport.“ Insgesamt laufen derzeit zudem 159 Ausschreibungsverfahren für ganz normale Personalstellen. Der Fachbereich, der seit September mit Uta Kletzing selbst eine neue Leitung hat, war demnach nicht in der Lage, das wichtige Verfahren aus der Bauverwaltung zusätzlich zeitnah umzusetzen. Kein gutes Omen, denn zahlreiche Fachbereichsleitungen im Potsdamer Rathaus sind nur kommissarisch besetzt und müssen ausgeschrieben werden. So sollen in diesem Jahr die Stellen der Ämter für Klima, Umwelt und Grünflächen, sowie Mobilität und technische Infrastruktur regulär besetzt werden. Hinzu kommen weitere Fachbereiche außerhalb von Rubelts Sphäre. Elf Leitungspositionen sind nur kommissarisch besetzt: Insgesamt sind nach den Umstrukturierungen, die Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren eingeleitet hatte, bis Anfang 2021 von den 29 Fachbereichen immerhin elf Leitungspositionen nur kommissarisch besetzt. Auch das Personalamt war anderthalb Jahre lang nur kommissarisch geführt worden. Im September kam eine neue Fachbereichsleiterin ins Amt. Der bisherige Chef wechselte in einen anderen Teil der Verwaltung. Genau ab diesem Zeitpunkt wäre die Neuausschreibung von Andreas Goetzmanns Stelle möglich geworden, geriet dann aber in den Hintergrund. (Anm. der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass der Leiter des Fachbereichs Personal und Organisation in den Ruhestand ging. Das war leider falsch. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.) Nach der MAZ-Anfrage an das Rathaus wird nun Tempo gemacht: In dieser Woche soll die Ausschreibung erfolgen. Neubesetzung frühestens im Herbst, womöglich erst 2022: Bis der Fachbereich tatsächlich wird regulär geführt wird, wird mindestens ein halbes Jahr vergehen. Nach Ausschreibung, Sichtung der Bewerber und Vorstellungsgesprächen durch die Verwaltung können die Stadtverordneten frühestens nach der Sommerpause überhaupt der Personalie zustimmen. „Wir hoffen, dass die/der neue Fachbereichsleiter/-in noch im Herbst in der Landeshauptstadt beginnen kann“, teilt die Pressestelle des Rathauses mit. Der oder die Bewerberin muss allerdings nach ihrer Bestätigung durch die Stadtverordneten noch kündigen und überhaupt verfügbar sein. Sollte sich jemand mit Beamtenstatus finden, ist das vermutlich schneller zu bewerkstelligen, sagt Rubelt. Der erste Oktober sei dann realistisch. Wenn man sich dagegen für jemanden aus der freien Wirtschaft entscheidet, ist schnell das Jahresende erreicht. Der Baubeigeordnete will trotz seines Ärgers die Wogen glätten: „Ich wünsche mir keine Verzögerung, aber wir sind ein Team und die Verantwortung liegt auf mehreren Schultern“, sagte er der MAZ. Rubelt geht davon aus, dass die Ausschreibung erfolgreich läuft. Schon seit November sei ein Headhunter an Bord, der mögliche Kandidaten für Goetzmanns Nachfolge finden soll. Die Suche nach einem Jugendamtsleiter scheiterte im ersten Anlauf: Womöglich findet sich aber auch niemand in der ersten Ausschreibungsrunde – so erging es dem Rathaus bei der Suche nach einem neuen Leiter des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport, der seit August nur kommissarisch geführt wird. Die ausgewählte Kandidatin sprang wieder ab. Potsdam ist schon wieder ohne Jugendamts-Chef Ein Gutes hätte die späte Neubesetzung von Goetzmanns Stelle: Wer auch immer dann das Stadtplanungsamt führt, muss nicht mehr im Haus 2 auf dem Campus der Stadtverwaltung sein Büro beziehen. Anfang 2022 zieht der Geschäftsbereich in die Edisonallee nach Zentrum Ost es wäre ein Neustart für den gesamten Fachbereich. Von Peter Degener

Potsdams Chef-Stadtplaner Potsdamer Chef-Stadtplaner Andreas Goetzmann geht in den Ruhestand – aber ein Nachfolger ist nicht in Sicht