Potsdams Karstadt-Direktor glaubt an Rettung der Filiale

Noch sind die Türen des Karstadt-Warenhauses in der Brandenburger Straße offen – und wenn es nach Potsdams Karstadt-Chef Michael Noss geht, könnte das auch so bleiben. „Ich glaube, dass wir die Kurve kriegen und Potsdam erhalten bleiben könnten“, sagte Noss am Dienstag in einer Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses. Am Mittwoch beginnt zwar das Insolvenzverfahren des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof, aber Noss macht deutlich: „Es gibt noch keinen Schließungsbeschluss, schon gar nicht für unsere Filiale.“ Gespräche mit dem Immobilienfonds, dem das Haus gehört: Gang im Gegenteil: Unmittelbar nach Bekanntwerden der Streichliste mit deutschlandweit 62 Filialen habe man Gespräche mit dem Eigentümer der Immobilie, einem internationalen Immobilienfonds gesucht. „Es laufen seit letzter Woche Gespräche mit dem Eigentümer und Vermieter“, sagt Noss. Die Gesprächsbereitschaft sei groß, die Gespräche „fortgeschritten“, doch er könne noch nichts über Ergebnisse sagen. Der Knackpunkt für den Erhalt der Potsdamer Karstadt-Filiale ist die Miete. „Die Mietbelastung ist ein Problem. Corona hat das auf den Punkt gebracht“, sagte Noss. Autofreie Innenstadt ist nicht das Problem des Hauses: Ein Absage erteilte er den Kritikern der autofreien Innenstadt, die sich im Ausschuss zu Wort meldeten. „Es geht hier nicht um Straßensperrungen, wir haben eine komplexe Situation im Einzelhandel“, sagt Noss. Sein Haus sei sehr breit aufgestellt, das zeigen die Analysen der Kundendaten . Der Einzugsbereich reiche bis weit nach Berlin. Man habe sogar überproportional viele Berliner als Kunden. Tagestouristen, die sich etwas gönnen, seien wichtig, auch internationale Gäste. „Es gibt verschiedene Kundensegmente, manche wollten bis vors Regal fahren, andere nutzen den Kurierservice oder kommen gerne zu Fuß. Im Service sind wir sehr weit vorne. Man kann sogar sein Amazonpäckchen zu uns schicken lassen, in der Hoffnung, dass der Kunde dann noch was anderes mit nimmt“, erklärte Noss das Konzept – damit habe man auch ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 erlebt. Der Druck komme stattdessen nun „von außen“ durch Corona und sinkende Kaufbereitschaft der Menschen. Entscheidung liegt beim Insolvenzverwalter der Warenhauskette: Am Ende entscheiden allerdings nicht nur Zugeständnisse der Eigentümer über den Erfolg – das Finanzierungskonzept muss am Ende auch vom Insolvenzverwalter mitgetragen werden. Im Wirtschaftsausschuss wurde vor allem die Frage laut, wie Stadtverordnete und Verwaltung mit flankierenden Maßnahmen die künftige Entwicklung des Einzelhandels mit Karstadt als Magneten unterstützen können. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ist unterdessen ebenfalls in Gesprächen – sowohl mit Karstadt, als auch mit dem Eigentümer der Immobilie, wie es im Ausschuss hieß. Von Peter Degener