Potsdams erste Raststätte: Land plant Autobahnrast am westlichen Berliner Ring bei Satzkorn

An der Autobahn 10 entsteht zwischen Satzkorn, Kartzow und Paaren die erste große bewirtschaftete Autobahnraststätte auf Potsdamer Gebiet. Geplanter Name: „Havelseen“. Der Landesbetrieb Straßenwesen bestätigte am Montag entsprechende Planungen. Demnach soll auf der Westseite des Berliner Rings langfristig ein Ersatz für die Raststätten Wolfslake Ost und West (Oberhavel) errichtet werden. Anders als in Wolfslake plant man den Rastplatz nicht beidseitig, sondern allein auf der Westseite der Autobahn. Für Reisende nach Norden ist deshalb eine kurze Abfahrt und Brücke über die Autobahn vorgesehen. Dabei handelt es sich aber um keine neue Anschlussstelle an das Straßennetz. Rathaus war an Standortfindung „nicht beteiligt“: Die Stadtverordneten werden am Mittwoch im Hauptausschuss informiert. In einer Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung heißt es: „Die bisherige Tank- und Rastanlage Wolfslake soll nach Auslaufen der befristeten Genehmigung, insbesondere wegen unzureichender Erschließungsmöglichkeiten, ersetzt werden. Unter Berücksichtigung der Abstände zu den nächstgelegenen bewirtschafteten Rastanlagen hat der Landesbetrieb Straßenwesen aus mehreren Standortvarianten einen Vorzugsstandort ausgewählt, der sich auf Potsdamer Stadtgebiet nordwestlich des Gewerbegebietes Friedrichspark befindet.“ Lesen Sie auch: A10 bei Potsdam: Umfangreiche Bauarbeiten über zwei Jahre geplant Auf acht Spuren über die A 10: Ostdeutschlands meistbefahrenes Autobahnstück ist fertiggestellt Rasthof Wolfslake: Wildpinkler sorgen für Ärger Die Verwaltung erklärt zudem, dass sie selbst „an der Standortfindung nicht beteiligt“ war. „Das Ergebnis kann aber nachvollzogen werden“, man beabsichtige der Standortentscheidung „grundsätzlich zuzustimmen“ heißt es weiter. Als Gründe nennt das Rathaus: „Der von Wohnbebauung weit entfernte Standort ist aktuell und auch entsprechend der Darstellung im Flächennutzungsplan durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt und liegt außerhalb von Schutzgebieten. Das Konfliktpotenzial des Vorhabens wird – abgesehen davon, dass Landwirtschaftsflächen in Anspruch genommen und versiegelt werden – daher als mäßig bis gering eingeschätzt.“ Als nächstes soll ein Planfeststellungsverfahren eröffnet werden: Als nächstes wird der Landesbetrieb Straßenwesen zeitnah ein Planfeststellungsverfahren durchführen. In diesem Rahmen bekommt die Verwaltung die Gelegenheit zur Stellungnahme. Man wolle vor allem darauf dringen, dass bei der Umsetzung der Autobahnraststätte „klima- und andere umweltschützende Aspekte anspruchsvoll gestaltet“ werden. „Auf diesem Wege wird auch darauf geachtet werden, dass erforderliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorzugsweise im Potsdamer Stadtgebiet realisiert werden.“ Eigentümer und Ortsbeirat Satzkorn fühlen sich übergangen: Nicht nur die Stadtverwaltung ist bei der Standortfrage außen vor geblieben. Auch der Eigentümer der Fläche, der Landwirtschaftsbetrieb Agro Uetz-Bornim GmbH, wurde bislang nur am Rande informiert. „Soweit ich weiß, sind wir die einzigen Eigentümer der Fläche, aber wir wissen trotzdem von nichts. Mit uns hat bislang keiner gesprochen oder gar Pläne gezeigt. Uns wurden nur Vermessungsarbeiten angezeigt, mehr nicht“, erklärte Prokurist Stephan Otten am Montag der MAZ. Er schätzt, dass rund 20 Hektar Acker betroffen sind, „von der Qualität her der beste Acker, den wir haben“. Ein Abgleich mit der Karte, die dem Hauptausschuss vorgestellt wird, lässt allerdings erkennen, dass insgesamt fast 30 Hektar Fläche betroffen sind. Sie wollen immer bestens informiert sein, was sich in Ihrer Stadt verändert, aber nicht ständig die News checken? Dann haben wir genau das Richtige für Sie: Unseren kostenlosen Newsletter „Potsdam ganz nah“. Zweimal wöchentlich nehmen wir Sie mit auf einen Streifzug durch die Landeshauptstadt und geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Nachrichten. Aber wir blicken auch hinter die Kulissen. Ehrlich, persönlich und zuverlässig recherchiert. Ganz nah dran eben. Der kostenlose Newsletter erscheint immer dienstags und freitags und Sie können ihn hier abonnieren. „Es ist unfassbar, dass auf unserem Land gebaut werden soll, ohne mit uns zu sprechen“, sagt Otten und kündigt an, dass man sich juristisch wehren werde. „Warum baut man das nicht etwas weiter nördlich?“, fragt er. Entscheidung für Standort liegt schon Jahre zurück: Tatsächlich sind der Standortentscheidungen mehrere Untersuchungen vorausgegangen. Bereits seit 1998 wurden verschiedene Prüfungen für eine neue Raststätte zwischen den Autobahndreiecken Werder und Havelland durchgeführt. Die Vorzugsvariante ergab sich laut Landesbetrieb Straßenwesen durch die geeigneten Abstände zu den übrigen Raststätten im Autobahnsystem. Schon 2002 hatte der Landesbetrieb sich grundsätzlich für einen Neubau zwischen den Anschlussstellen Potsdam-Nord und Spandau entschieden. Priorter wehrten sich erfolgreich gegen Rastanlage: Im Gespräch war allerdings ein Standort wenige hundert Meter weiter nördlich – auf Priorter Gemarkung hinter der Potsdamer Stadtgrenze. Dort wehrten sich die Bürger allerdings erfolgreich, weil die Raststätte zu nahe an der Wohnbebauung errichtet worden wäre. Die ursprünglich geplante Anlage von zwei Raststätten auf der Ost- und Westseite der A10 wurde spätestens 2014 zugunsten eines größeren Einzelstandorts in Satzkorn aufgegeben. Der Satzkorner Ortsbeirat befindet sich dennoch in Unkenntnis über die Pläne. „Wir wissen so gut wie nichts. Daran müssen wir doch beteiligt werden“, ärgert sich Ortsvorsteher Dieter Spira. „Vor Jahren wurde nach einem Standort gesucht, da war immer von Priort die Rede“, sagt er – die Veränderungen der Pläne kennt er nicht. „Wir können nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden und immer nur die Unannehmlichkeiten und Autoverkehr erhalten. Wir wollen einen Bahnanschluss, einen Nachtbus, aber das wird immer abgelehnt“, sagt Dieter Spira. Von Peter Degener