Schlosstheater im Neuen Palais Potsdam: Poetenpack zeigt Goethes Faust

Das Potsdamer Poetenpack eröffnet das Schlosstheater im Neuen Palais am 17. September nach dessen mehr als siebenjähriger Schließung mit Goethes „Faust“. Die ursprünglich von den Musikfestspielen Sanssouci geplante Wiedereröffnung im Juni mit Georg Philipp Telemanns „Pastorelle en musique“ musste wegen Corona abgesagt werden. Die drei Konzerttermine waren schon zum Jahresbeginn ausverkauft. Einen ersten Eindruck von dem für drei Millionen Euro komplett sanierten Barocktheater Friedrichs II. bekam das interessierte Publikum am 21. Juni mit einem per Videostream live übertragenen dreistündigen Parforceritt durch das Programm „Flower Power“ der 2020er Festspiele, das nunmehr im kommenden Jahr zur Aufführung kommen soll. Im Schlosstheater waren sie noch nie: Für das Poetenpack, das im vergangenen Jahr sein 20. Jubiläum feierte, ist dieser Abend gleich mehrfach eine Premiere. Zwar ist das freie Theater mit vielen Kulisse der Potsdamer Welterbelandschaft als Spielstätte bestens vertraut. Doch im Schlosstheater sind sie noch nie aufgetreten. „Faust“ ist zugleich die erste Koproduktion mit dem Brandenburger Theater, das als der größere Partner eigentlich die erste Aufführung im eigenen Haus geplant hatte. Doch die zum 20. März angesetzte Premiere in der Studiobühne des BT musste kurzfristig wegen des Corona-Lockdowns abgesagt werden. „Faust“, der deutsche Klassiker schlechthin, erzählt von einem, der alles gelernt hat und nichts fühlen kann. Der nach Erkenntnis strebt und sich nicht mit der Begrenztheit des menschlichen Verstandes abfinden kann. Das ruft Mephisto auf den Plan. Alles, was ein Teufel heranschaffen kann, legt er Faust zu Füßen. Faust braucht nur zuzugreifen. Aber selbst jetzt gelingt es ihm nicht, zufrieden oder gar glücklich zu sein. Faust will dem Leibhaftigen beweisen, dass ein Mensch auf dieser Welt niemals zufrieden sein kann. Der Pakt, den er eingeht, fußt auf dieser Hybris. Er fragt herausfordernd: „Was willst du, armer Teufel, geben?“ Und Mephisto wirft Köder um Köder aus, aber Faust kann sich niemals dazu entschließen, zum Augenblick zu sagen, er möge verweilen, weil er für ihn, Faust, schön und erfüllend sei. Die Suche nach dem Sinn wird ein Abenteuer, das eine Spur der Verwüstung hinter sich lässt: Die aufrichtig liebende Margarete und ihre ganze Familie fallen dem Größenwahn des Faust zum Opfer. Ist er in der Lage, die Verantwortung für seine Taten zu übernehmen? Oder sieht er immer nur sich? Letzter „Faust“ war unter Laufenberg: Regie führt Kai Schubert. Als Faust ist Andreas Hueck zu sehen, der Leiter des Poetenpacks, Mephisto wird von Justus Carriére gespielt. Als Grete steht Clara Schoeller auf der Bühne. Zuletzt war „Faust I“ in Potsdam 2008 am Hans-Otto-Theater zu sehen. Unter Regie des damaligen Intendanten Uwe Eric Laufenberg spielten Günter Junghans den alten und Moritz Führmann den jungen Faust, Caroline Lux das Gretchen und Tobias Rott den Mephisto. Für die Inszenierung des Poetenpacks sind vom 17. September bis zum 4. Oktober insgesamt 13 Termine gesetzt. Weitere Informationen und letzte Tickets gibt es im Internet auf https://www.theater-poetenpack.de/ Lesen Sie auch: Musikfestspiele präsentieren „Flower Power“ Faust-Premiere am Brandenburger Theater Trotz Corona: Vorverkauf fürs Schlosstheater Festspielabend im Neuen Palais im Livestream Von Volker Oelschläger