Silvesternacht in Potsdam: Knallereien trotz Böllerverbot

So ganz hat es mit dem Böllerverbot in Potsdam nicht funktioniert: Auch wenn es den Donnerstagabend über und auch um Mitternacht zwischen Zeppelinstraße und Luisenplatz ruhiger als in den Vorjahren war, flogen doch einige Raketen in die Luft. Besonders auf Höhe der Kreuzung Zeppelinstraße/Geschwister-Scholl-Straße war die Luft kurz nach Mitternacht bereits stark verraucht, immer wieder starteten bunte Raketen, auf der Straße standen kleinere Trauben von Menschen. Die Ordnungskräfte reagierten schnell: Gegen 0.15 Uhr rollten drei Polizeiwagen in die Sellostraße, die Menschengruppen verzogen sich schnell in die Häuser. Gegen 0.30 Uhr war die Polizei wieder weg, an der Straßenecke stand schnell wieder eine kleine Gruppe von Feierlustigen – mit Getränken zum Anstoßen, jedoch ohne Raketen. Auch wenn das Knallen insgesamt immer leiser wurde, war es noch bis nach 1 Uhr immer wieder zu hören. Gegen 1 Uhr bog dann auch ein weiterer Streifenwagen in die Geschwister-Scholl-Straße ein – die Menschengruppen verschwanden daraufhin. Leerer Luisenplatz: Insgesamt waren auf der Zeppelinstraße Richtung Luisenplatz deutlich weniger Menschen unterwegs als in den Jahren zuvor. Einige zündeten Wunderkerzen auf den Balkonen an, auch anstoßende Passanten oder Flanierende mit einer Flasche Wein in der Hand waren zu sehen. Der Luisenplatz war allerdings fast leer, geknallt wurde eher um den Platz herum. Auf Twitter war zu vernehmen, dass am Stern trotz des Böllerverbots ebenfallls heftig geknallt wurde: „Hörbare Böllereien in den "privaten" Plattenbunkergebieten Stern und der moderneren Version Kirchsteigfeld“, schreibt Twitter-Nutzerin Lisi Stein. Ordnungsamt seit 20 Uhr im Nachtschicht-Einsatz: Das kurze Knallen und Zischen kleinerer Silvesterknaller war bereits kurz vor 21 Uhr zu vernehmen, in der Potsdamer Innenstadt waren aber kaum Menschen zu sehen. Auf der Hegelallee flitzt ab und zu ein Fahrradfahrer vorbei, einige Hundebesitzer gehen mit ihren Hunden Gassi. Auch das Ordnungsamt ist bereits den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, um 20 Uhr begann die Abendschicht, die bis 4 Uhr morgens per Streife unterwegs ist. Wie Potsdams Ordnungsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) am Silvesterabend vor Ort auf der Hegelallee berichtete, sind 21 Einsatzkräfte des Ordnungsamtes unterwegs, die sich mit je drei Autos in einen Nord- sowie einen Südtrupp einteilen. Begleitet wird jeder Trupp von jeweils zwei Polizeiwagen, in denen je zwei Polizisten mitfahren. „Die Havel ist quasi die Grenze, der Südtrupp fährt die Stadtteile Stern, Schlaatz und Drewitz ab“, sagt Meier. Aus Sicherheitsgründen werden alle Strecken im Auto abgefahren. „Wir gehen davon aus, dass die Potsdamer vernünftig sind!“: „Sicherheit geht vor Gefahr“, sagt Meier. Bevor sich die Kräfte des Ordnungsamtes in Gefahr begeben, sollen sie die Kollegen der Polizei rufen. Vier Polizeifahrzeuge stünden zusätzlich als Back-Up bereit. „Für uns ist das auch ein vollkommen neuer Einsatz, wir mussten noch nie ein Böllerverbot durchsetzen“, sagt Meier. Sie hoffe, dass sich die Potsdamer an das Böllerverbot und die Ausgangssperre halten. „Wir gehen davon aus, dass die Potsdamer vernünftig sind!“ Wenn jemand bei einem Verstoß gegen das Böllervebot erwischt wird – also Feuerwerkskörper der Klasse F2 oder F3 abfeuert – wird er vom Ordnungsamt zunächst belehrt. Weigert sich derjenige beispielsweise seine Daten anzugeben oder sich an die Regeln zu halten, wird die Polizei hinzugerufen. Potsdamer, die unerlaubte Böllerei oder auch größere Partys melden möchten, können die Polizei unter der bekannten Nummer benachrichtigen. Ruhiger als in den Vorjahren, geknallt wird trotzdem: Kurz nach 21 Uhr sind Meier und die Ordnungskräfte noch zuversichtlich: „Es ist jetzt schon viel ruhiger als die Jahre zuvor, wir hoffen, dass es so bleibt.“ Den Tag über habe es keine nennenswerten Vorfälle gegeben. Der Einsatz der Kräfte ist laut Meier freiwillig: „Wir freuen uns, dass sich so viele Freiwillige gemeldet haben und bedanken uns für den Einsatz.“ Das vereinzelte Knallen ist dennoch weiterhin zu hören, in der Zeppelinstraße fällt einer Fußgängerin ein zischender Knaller direkt vor die Füße, er wurde aus einem Fenster geworfen. Sie schüttelt wütend den Kopf, ist aber mit einem Schreck davon gekommen. Von ihr aus, könne jedes Jahr ein Böllerverbot bestehen, sagt sie. Ein älterer Herr nickt bestätigend im Vorbeigehen, er geht noch schnell mit dem Hund spazieren, ist aber bereits auf dem Weg nach Hause. Von Sarah Kugler