Sinterklaas Niederlande Nikolaus

Während hierzulande der Weihnachtsmann oder das Christkind sehnlichst erwartet werden, dürfen sich niederländische Kinder schon etwas früher freuen. Zu ihnen kommt bereits im November Sinterklaas. Am 5. Dezember, am „Pakjesavond“ (übersetzt „Nikolausabend“ oder wörtlich „Päckchenabend“), füllen er und seine Gehilfen des Nachts die Schuhe von braven Kindern mit Süßigkeiten und Geschenken. Dabei muss Sinterklaas die ganze Arbeit nicht allein machen, hat er doch mit den Zwarten Pieten („schwarzen Petern“) und seinem Pferd Amerigo tatkräftige Unterstützer. Potsdamer und ihre Gäste kennen den gewandeten Mann mit Rauschebart und Bischofsstab, besuchte er alljährlich das holländische Viertel – in diesem Jahr fällt die Veranstaltung jedoch aus. Mehr über das niederländische Nikolausfest verrät Sinterklaas im Interview. Wann und wie kommst du eigentlich in die Niederlande? Ich reise mit dem Dampfschiff aus Spanien an. Die Niederlande erreiche ich immer am ersten Samstag nach dem Martinstag. In diesem Jahr war das der 14. November. Übrigens braucht kein Kind über meine Ankunft zu rätseln. Im Fernsehen läuft das „Sinterklaas Journal“, das mich und die Piets bei unserer Überfahrt begleitet. So wissen die Zuschauer auch, dass es diesmal einen Engpass bei der Kohle gab, die mein Dampfschiff braucht, um vorwärts zu kommen. Zum Glück konnten die Pieten das Problem lösen. Und wie geht es nach der Ankunft weiter? Normalerweise gehen wir jedes Jahr in einer anderen niederländischen Stadt an Land. Zu unseren Ehren gibt es dann eine große Parade, bei der ich auf meinem Schimmel Amerigo reite. In diesem Jahr haben wir unseren Ankunftsort aber geheim gehalten. Schließlich sollen während der Corona-Pandemie nicht zu viele Menschen zusammenkommen. Aber keine Angst, das Sinterklaas-Haus haben wir bezogen. Dort beschrifte ich zusammen mit den Pieten die vielen, vielen Geschenke für die lieben Kinder. Ansonsten arbeite auch ich in diesem Jahr von Zuhause, damit nicht zu viele Kontakte zusammenkommen. Wann gibt es denn die Geschenke? Am Abend des 5. Dezember stellen die Kinder ihre Schuhe vor den Kamin, vor die Zentralheizung oder an die Hintertür. Besonders freuen wir uns, wenn sie uns eine Zeichnung oder einen Brief in den Schuhen hinterlassen. Für Amerigo, mit dem ich über die Dächer reite, stellen sie Mohrrüben und eine Schale mit Wasser bereit. Die Zwarten Pieten sind sehr athletisch und kommen in jedes Haus, oft auch durch den Kamin, um alle zu beschenken. Am Morgen dürfen sich die Kinder dann zum Beispiel über Schokoladenbuchstaben, Peppernoten – niederländische Pfeffernüsse – und kleine Aufmerksamkeiten freuen. Wird auch mit der Familie gefeiert? Natürlich, meist am 5. Dezember, dem Pakjesavond. Fällt dieser auf einen Wochentag, verlegen viele Familien die Feier auch aufs Wochenende. Familien und Freundeskreise überraschen sich häufig mit lustigen, selbst geschriebenen Gedichten. Da geht es dann auch schon einmal ans Eingemachte, indem die persönlichen Schwächen humoristisch aufs Korn genommen werden. Den Kindern bringe ich die größeren Geschenke vorbei, die nicht in die Schuhe gepasst haben. Ältere Kinder und Erwachsene losen sich vor dem Feiertag Personen zu, die sie dann beschenken. Und was ist dann mit Weihnachten? Das wird auch gefeiert, meist als Familienfest mit Braten, Kuchen und Tannenbaum, den wir aber schon weit vor dem Fest aufstellen. Dann kommt mein Kollege „Kerstman“ (übersetzt „Weihnachtsmann“) ins Spiel. Ja, die niederländischen Kinder bekommen tatsächlich zweimal im Dezember Geschenke! Ich bin dann aber schon wieder im warmen Spanien und erhole mich von dem alljährlichen Stress. Interview: Claudia Braun Von Claudia Braun