So lief die Anhörung zur Garnisonkirche im IHK Potsdam

Der älteste Streit der Stadt hat den neuen, zentralen Ort der Potsdamer Politik eingeweiht. Die Anhörung zur Garnisonkirche nach einem Format des Bundestags füllte am Freitagabend für zweieinhalb Stunden den Havelsaal der Industrie- und Handelskammer. Der Hauptausschuss tagte damit dort, wo ab März das Stadtparlament voraussichtlich bis auf Jahre seinen Stammsitz haben wird. Die Auseinandersetzung: Konstruktiv, teils spitz und humorvoll: Die Anhörung darf als gutes Omen dafür gelten. Denn trotz teils erbitterter Gegner ging es sachlich zu, auch wenn manche Spitze nicht fehlen durfte. Selbst Humor war ein Teil der Auseinandersetzung. Die zweieinhalbstündige Fragerunde darf als Dokument der Potsdamer Zeitgeschichte gelten – vielleicht wird sie irgendwann in der Jugendbegegnungsstätte gezeigt, die als Vorschlag des Oberbürgermeisters überhaupt zur Anhörung geführt hatte. >>>Die gesamte Anhörung zum Nachlesen im Live-Ticker Annäherung vor allem durch die Sitzordnung: Alles Wichtige zur Garnisonkirche und vor allem zur Perspektive, wie es weitergehen könnte, wurde gesagt. Die größte Annäherung hatten die vor dem Hauptausschuss versammelten Akteure im Streit um den Ort der einstigen Garnisonkirche jedoch durch die Sitzordnung. Barbara Kuster von der Initiative Mitteschön saß neben Sara Krieg von der Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“. Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg saß neben Carsten Linke vom Antimilitaristischen Förderverein. Im Saal saßen und standen rund 150 Zuschauer, die der Anhörung und anschließenden Fragerunde folgten – Applaus und Kommentare waren nicht erlaubt. Oberbürgermeister Mike Schubert drohte zu Beginn mit Hausrecht, auch eine Abordnung der Polizei war im Haus und an der Straße sicherheitshalber postiert. Wieland Eschenburg wurde am schärfsten befragt und attackiert: Die meisten Fragen der Vertreter der Fraktionen und auch die schärfsten Angriffe aus dem Podium der eingeladenen Akteure richteten sich an Wieland Eschenburg, Kommunikationsvorstand der Garnisonkirche. Er konnte sich bei den erhofften Zeichen für eine Annäherung nicht dazu durchringen dem von Mitteschön geforderten historischen Wiederaufbau des Schiffes eine Absage zu erteilen. Superintendentin Angelika Zädow stellte dagegen klar, dass ihre kaum wachsenden Gemeinden keine weitere große Kirche in Potsdam benötigen. Wenn schon weitergebaut wird, dann sollte man den Turm am Ende mit Efeu zuwachsen lassen, fand Carsten Linke. „Dann nützt der Turm auch dem Stadtklima. Der Baustopp wäre ökologisch noch sinnvoller.“ Fazit: Es bewegt sich wenig, aber es könnte ein Auftakt gewesen sein: Das Fazit der Politik: „Wir haben erfahren, dass sich in der Gesellschaft die Diskussion bewegt und das muss dann auch zu einer Bewegung der Politik führen“, sagte Pete Heuer (SPD). Einen „guten Auftakt für den längst überfälligen Bürgerdialog zur Garnisonkirche“ nannte es Hans-Jürgen Scharfenberg. Bei den Grünen sah Marie Schäffer „positive Zeichen für einen Erhalt des Rechenzentrums“. In der CDU aber, die den historischen Wiederaufbau des Kirchenschiffs fordert, zeigte man sich enttäuscht. „Für den Entscheidungsfindungsprozess brachte die Anhörung wenig. Vor allem nicht das, was sich der Oberbürgermeister erhofft hat, weil die Positionen zu weit auseinander liegen“, so CDU-Chef Götz Friederich. Schubert will modifizierte Vorlage im März einbringen: Mike Schubert selbst sagte: „Die Schnittmengen und Unterschiede sind nun klar, alle Positionen liegen auf dem Tisch. Es gibt Diskussionsbereitschaft. Wenn das zu einer Grundsatzentscheidung der Stadtverordnetenversammlung führt, sind wir weiter, als noch vor ein paar Monaten.“ Voraussichtlich im März will er eine modifizierte Beschlussvorlage zur Diskussion stellen. Lesen Sie auch Sie haben miteinander geredet – der Kommentar zur Anhörung Anhörung zur umstrittenen Garnisonkirche im Live-Ticker – so lief die Debatte OB Mike Schubert: Wir brauchen die Grundsatzentscheidung Von Peter Degener

Potsdam - So lief die Anhörung zur Garnisonkirche – neue Sachlichkeit im Kirchenstreit