So schützen Sie Ihre Mitbewohner, wenn Sie sich mit dem Corona-Virus infiziert haben

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt weiter und mehr als 1000 Potsdamer befinden sich als Kontaktpersonen in Quarantäne. Oft nagt dann die Frage: Wenn ich selbst ansteckungsverdächtig oder sogar krankheitsverdächtig bin, wie kann ich meine Familie schützen? Nicht nur Familienmitglieder stellen sich diese Frage. Auch WG-Mitbewohner und Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften sowie Wohnungslose in Notunterkünften, in denen sie etwa die Küche gemeinschaftlich nutzen, stehen vor dieser Frage. Was ist der Unterschied zwischen Quarantäne und Isolierung? Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) definiert eine Isolierung als behördlich angeordnete Maßnahme, um Menschen abzusondern, bei denen das Corona-Virus nachgewiesen wurde. Je nach Schwere der Erkrankung erfolgt die Isolierung zu Hause oder im Krankenhaus. Eine Quarantäne wird dagegen für Menschen angeordnet, die ansteckungsverdächtig sind, ohne selbst eine nachgewiesene Infektion oder die Krankheit Covid-19 zu haben. Sie gilt demnach für Reiserückkehrer aus Risikogebieten und für Kontaktpersonen von Infizierten. Die BZgA schreibt auf ihrer Website: „Haushaltsangehörige von Personen mit bestätigter Erkrankung von Covid-19 gelten als Kontaktpersonen ersten Grades und stehen unter häuslicher Quarantäne.“ Bietet die Stadt Räume für die Quarantäne an? Die Stadtverwaltung Potsdam stellt tatsächlich Quarantäne-Zimmer zur Verfügung. Allerdings nicht in großer Zahl. „Im Rahmen ihrer Zuständigkeit nutzt die Landeshauptstadt Potsdam diese Möglichkeit für die Quarantäne fernab der eigenen vier Wände“, sagt Pressesprecherin Juliane Güldner, „zum Beispiel zur Unterstützung von Wohnungslosen und zum Teil auch für die Quarantäne von Bewohnern von Gemeinschaftsunterkünften.“ Dazu seien in der Vergangenheit bereits mehrfach Hotelzimmer und auch Ferienwohnungen angemietet worden, um positiv Getestete oder auch Kontaktpersonen ersten Grades unterzubringen, so Güldner weiter. Kann ich in ein Hotel ziehen? Will eine erkrankte oder zur Quarantäne verpflichtete Person auf eigene Initiative in ein Hotelzimmer gehen, ist das nicht möglich, wie Janina Bachmann-Graffunder, Direktorin des Hotels NH Potsdam Voltaire, erläutert: „Wenn jetzt eine derartige Anfrage käme, müssten wir ablehnen, weil wir uns an die aktuell geltenden Gesetze halten wollen.“ Denn private Übernachtungen in Hotels sind im aktuellen Lockdown nicht erlaubt. Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, sei sie offen für Menschen, die ihre Familie schützen wollen und deswegen für Quarantäne oder Isolierung ausweichen wollen. „Wenn man helfen kann, dann macht man das doch gern“, so die Hotel-Direktorin. Das allerdings natürlich gegen Bezahlung. Auch für eine Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Gesundheitsamt sei sie offen. „Ich habe dem Amt schon gemeldet, dass es sich jederzeit an uns wenden kann.“ Am Donnerstag kamen 30 gemeldete Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Potsdam hinzu. Die Zahl der bekannten Infektionsfälle beträgt nun 1355. Sieben-Tage-Inzidenz: 81,5. 1040 Potsdamer gelten nach einer Infektion als genesen. 1026 Kontaktpersonen der Kategorie I befinden sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Stationär behandelt das Klinikum „Ernst von Bergmann“ 23 Corona-Patienten auf der Normal- und acht auf der Intensivstation. Im Josefs-Krankenhaus werden drei Corona-Patienten auf der Normalstation betreut. Ähnlich sieht es Daniel Schmidt, Direktor des Mercure-Hotels. Schränkt aber ein: „Ich denke, für eine Isolierung oder Quarantäne in unserem Hotel macht es nur Sinn, wenn dazu das gesamte Hotel genutzt werden würde, sodass Gäste, die nicht aus diesem Grund bei uns sind, nicht gefährdet würden.“ Bislang habe das Gesundheitsamt ihn aber nicht angefragt. Wie verhalte ich im Quarantäne-Alltag zu Hause? Zunächst gilt für den Erkrankten die Isolierung und in den meisten Fälle für den Rest der Familie eine Quarantäne. Zum Verhalten im täglichen Zusammenleben unter diesen Umständen gibt die BZgA Empfehlungen: So sollte der Erkrankte in einem gut gelüfteten Einzelzimmer untergebracht sein – allein, Angehörige sollten sich dort nicht aufhalten. Falls das nicht möglich ist, sollte ein Abstand von 1,5 bis zwei Metern eingehalten werden und der Erkrankte sollte zusätzlich einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Gemeinsame Räume sollten möglichst wenig und zeitlich getrennt genutzt werden. Auch die Mahlzeiten sollten nicht zusammen eingenommen werden. Die Anzahl der Kontakte soll auf die Angehörigen des Haushaltes reduziert werden, die nicht anderweitig untergebracht werden können, und auf Personen, die zur Unterstützung gebraucht werden. Lesen Sie auch: Corona-Station Chefarzt Michael Oppert: Patienten haben heute bessere Chancen Corona in Brandenburg am 12.11.20: Alle Updates im Liveblog Corona: So haben Familien in Potsdam-Mittelmark die erste Woche im Lockdown erlebt Wie reinige ich die Räume? Zu den Räumen schreibt die BZgA: „Lüften Sie regelmäßig, insbesondere Räume, die von mehreren Personen genutzt werden, wie Küche und Bad.“ Freilich gelten für alle zu Hause die Regeln der Niesetikette. Also bei Husten und Niesen wegdrehen oder die Armbeuge nutzen, benutzte Taschentuch sofort entsorgen. Regelmäßig die Hände mindestens 20 Sekunden lang mit Seife waschen – insbesondere vor Mahlzeiten und der Zubereitung von Speisen. Die BZgA empfiehlt zudem, häufig genutzte Flächen, wie etwa Nachttische, Türklinken, Lichtschalter, Smartphones sowie Bad- und Toilettenoberflächen täglich mit einem „haushaltsüblichen Reinigungsmittel und gegebenenfalls mit einem Flächendesinfektionsmittel“ zu reinigen. Von Annika Jensen