Sportforum Schlaatz bekommt öffentlichen Dachgarten

Kaum sechs Meter hoch ragt die Halle, die Architekt Joachim Staudt entworfen hat. Halb vergraben und fast vollständig auf nur einer Ebene sollen in dem rundum verglasten und einsehbaren Bau zahlreiche Sportarten in Potsdam eine neue Heimat bekommen. Siegerentwurf soll Mehrwert für alle Schlaatzer schaffen: Zwischen der Nuthe und der Gesamtschule Am Schilfhof und der Weidenhof-Grundschule gelegen soll das „Sportforum Schlaatz“ aber nicht nur für Sportler und Schüler, sondern alle Bürger des Schlaatzes einen Mehrwert bilden. Wie das gelingen kann, wurde am Dienstag erklärt – dort wurde der Entwurf des Architekturbüros Huber Staudt aus Berlin zum Sieger des Wettbewerbs. Einstimmiger Sieger aus 15 Entwürfen: 15 Konzepte wurden eingereicht, sie alle hatten eine komplexe Aufgabe mit vielen verschiedenen Bedürfnissen zu erfüllen. Bis zu 25 Meter hohe Gebäude kamen im Ergebnis dabei heraus. Auch dramatisch geschwungene Architekturen gehören zu den Einsendungen. Der einstimmig von der Jury gewählte Wettbewerbssieger wirkt auf den ersten Blick ganz unspektakulär. Flach, viereckig, aus Beton und mit viel Glas zeigt sich der Bau. Drum herum gruppieren sich Sportfelder. Mit kleinen Eingriffen in die Landschaft und einem Weg aus der Mitte des Schlaatzes am Sportforum vorbei bis an die Nuthe will sich der Sieger in den Stadtteil einfügen – und ihm mehr zurückgeben als er an Fläche nimmt. Bundeskunsthalle in Bonn war eine Inspiration: „Ich stamme aus Bonn und habe das Dach der Bundeskunsthalle zur Inspiration genommen“, verrät Joachim Staudt der MAZ. „Das Dach ist ein echter Garten, der völlig unabhängig von der sportlichen Nutzung ist.“ Das will er auch am Schlaatz schaffen. Eine große Freitreppe führt hinauf. Mit dicken Erdschichten sollen ganze Bäume das Dach beleben – und einen Ausblick auf die Nuthe bis nach Babelsberg geben. Auch Veranstaltungen wie Konzerte und andere Aktionen kann Staudt sich analog zur Bundeskunsthalle vorstellen. Blick auf die Nuthe bis nach Babelsberg für alle Schlaatzer: Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Paul Giencke hat Staudt die langfristig vorgesehen Renaturierung des Flüsschens mitgedacht. Die Nuthe sei heute ein kaum sichtbarer Kanal, doch vom Dach der Halle aus und auch an ihrem Ufer, soll sie wieder erlebbar werden: mit Treppe zum Wasser hinab, einem „Balkon“ mit Aussicht auf den Fluss, einer Anlegestelle für Paddelboote. Bernd Richter, der Werkleiter des Kommunalen Immobilienservice (Kis), sagt, dass die Befreiung der Nuthe zurück in ihr natürliches Bett „abhängig von Fördermitteln“ irgendwann realisiert werden soll. Zugänglichkeit des Daches ist Herausforderung für den Kis: Das vom sportlichen Inhalt abgekoppelte Dach, das als Aufenthalts- und Veranstaltungsfläche genutzt werden kann, ist auch eine Herausforderung für den Kis. „Die Idee finde ich klasse“, sagt Werkleiter Bernd Richter dennoch. Details zur Pflege des Dachgartens und zur Zugänglichkeit müssen geklärt werden, aber es solle „kein Hochsicherheitstrakt“ entstehen. Baubeginn ist Anfang 2022, Fertigstellung zwei Jahre später: Das Sportforum soll ab Anfang 2022 bis zum Frühjahr 2024 realisiert werden. 11,7 Millionen Euro städtische Mittel sind für das Sportforum eingeplant. Im Inneren bietet der Neubau dann Flächen für Judo, Gewichtheben, Ringen und Bouldern, sowie zwei Wettkampfhallen. Die Boulderer können dabei auf der „Unterseite“ der Freitreppe auf das Dach auch anspruchsvolle Wege über Kopf klettern. Auf Tribünen können knapp 200 Menschen zuschauen, wobei die Architektur so offen gestaltet ist, dass auch von außen das Treiben im Innern sichtbar werden soll. Im Keller befinden sich zwei Turnhallenhallen für den Schulsport. Der Freiraum bietet Leichtathletikanlagen, Kunstrasenplätze, Gymnastikbereiche, Laufstrecken und ein Rollfeld für Inlineskate-Hockey. Bürgerclubchefin sieht große Chance für den Stadtteil: Martina Wilczynski vom Schlaatzer Bürgerclub zeigte sich vom Siegerentwurf begeistert. „Ich bin froh, dass die Höhe, die uns drohte weggefallen ist und verspreche mir vom Sportforum eine echte Neubelebung des Schlaatzes. Dann werden wir beispielsweise auch als sportliche Wettkampfstätte wahrgenommen. Auch der Kompromiss mit dem Integrationsgarten ist gut. Niemand muss verzichten“, sagte sie. Integrationsgarten muss vollständig umziehen: Der Integrationsgarten ist allerdings stark vom Sportforum betroffen – er muss vollständig umziehen. „Ich haben die liebevollen Gärten und den Fleiß gesehen, der nötig war, um das zu schaffen“, lobte Architekt Staudt. „Und nun gehen wir da mit einem Weg hindurch, aber ich hoffe, sie werden sehen, warum wir das machen“, entschuldigte er sich für die zentrale Erschließungsachse vom Bürgerhaus bis zur Nuthe. Der Integrationsgarten soll aber mit der gleichen Grundfläche am Bürgerhaus Schlaatz wieder aufgebaut werden. Er werde dort auch eine deutlich verbesserte Ausstattung für Aufenthaltsbereiche, Lager und andere Bedarfe erhalten, versprach Kis-Leiter Bernd Richter. Alte DDR-Halle von 1985 bleibt bis zur Fertigstellung in Benutzung: Erst wenn das Sportforum Schlaatz tatsächlich fertiggestellt ist, wird auch die alte DDR-Turnhalle von 1985, in der die Präsentation stattfand, abgerissen. Sie wird bis dahin noch weiter durch die Schüler genutzt und zeigte auch am Dienstag bei der Präsentation der Wettbewerbsergebnissen ihre eigenen Qualitäten. „Die Halle mit ihren Betonelementen schafft einen schönen, lichten Raum. Es ist schade, dass sie abgerissen wird“, sagt Architekt Joachim Staudt. Eine baugleiche Halle hinter der Weidenhof-Grundschule wurde bereits saniert und bleibt erhalten. Stadt Potsdam plant Sportforum am Schlaatz Drei Vereine ziehen ans Sportforum Schlaatz Von Peter Degener