Stiftung sucht nach Bomben im Park Babelsberg

Der Park Babelsberg wird bombenfrei gemacht: Die Schlösserstiftung lässt derzeit und bis zu zwei Jahre lang 77 Hektar des südlichen Parkes auf Blindgänger des Zweiten Weltkriegs absuchen, rund 40 Hektar im Nordteil wurden schon gesichert. Der Park lag in der Einflugschneise der britischen Bomber, die in der Nacht zum 14. April 1945 Potsdam in Schutt und Asche legten; er wurde mehrfach bombardiert. Luftbilder zeigen 36 Einschlagstellen, die abgeprüft werden müssen; auf einer standen am Freitagvormittag die Zeitungs- und Fernsehreporter, denen die Stiftung die Maßnahmen erklärte. Aber keiun Grund zur Sofrge: Man geht davon aus, dass Bomben, Bombenreste oder Granaten mehrere Metern tief liegen. Ufernahe Abschnitte zuerst: Bis Ende April sollen zunächst die Flächen in Wassernähe abgesucht werden, wo bei steigenden Temperaturen wieder viele Menschen liegen oder baden, obwohl die Stiftung das nicht will. Wiesenflächen werden mit einem Auto befahren, das eine Walze mit Sonden hinter sich her zieht. An Hängen und bewachsenen Stellen dagegen sind Menschen mit Handsonden unterwegs, die ein vorher abgestecktes Rasterfeld ablaufen. Bis zu 14 Feuerwerker sind im Park im Einsatz. Schlagen die Sonden an, werden Bohrungen gesetzt, um näher an die Fundstelle zu kommen und herauszufinden, was da liegt. Bis zu 5,50 Meter tief reicht so eine Bohrung, in die ein Kunststoffrohr geschoben wird, durch das eine Sonde geführt wird. Die erfasst am Boden einen Kreis von etwa 1,5 Metern Durchmesser. Die Bohrungen liegen also auch 1,5 Meter auseinander. Bei einem bestätigten Munitionsverdacht trägt dann ein gesicherter Bagger schichtenweise Erdreich ab, bis das verdächtige Objekt freigelegt ist. Im November 2015 hatte man in nur einem Meter Tiefe am Strand eine amerikanische 250-Kilo-Bombe gefunden und entschärft. Der Kampfmittelräumdienst des Landes schätzte damals, dass man noch 120 weitere Blindgänger im Park finden kann, ein Fünftel davon sogar noch scharf. Doch mehr gefunden wurde bisher nicht. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) Berlin-Brandenburg steht in Babelsberg unter Zeitdruck, weil sie das Bewässerungsystem im Park erneuern und erweitern muss, um weitere schwere Dürreschäden zu vermeiden und versiegte historische, künstliche Gewässer wieder zu füllen. „Der Park Babelsberg ist ja eine einzige große Düne“, sagte Fachbereichsleiter Jan Uhlig am Freitag: „Schon Lenné scheiterte mit einer sicheren Bepflanzung.“ Man müsse die anhaltenden Baumverluste wegen zweier Dürrejahre durch Neupflanzungen ersetzen, doch dafür müssen alte Bäume gefällt und ihre Stubben gerodet werden. Wurzeln reichen tief in die Erde und man läuft Gefahr, auf Kriegsmunition zu stoßen. Halbe Million Euro könnten nötig werden: Man rechnet mit Kosten von bis zu einer halben Million Euro, die dank des Sonderinvestitionsprogramms II des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg endlich auch zur Verfügung stehen. Ohne dieses Programm würde man jetzt nicht suchen, sondern noch Jahre ab warten. In den kommenden Wochen ist mit ersten Wegesperrungen zu rechnen, die pro Verdachtspunkt nicht länger als eine Woche andauern sollen. Die erste wird in etwa eineinhalb Wochen nötig auf einem Weg zum Seesportclub. Dort wird auch eine Wiese abgesucht. Feuerwerker Robert Kauschke von der Müsing Kampfmittelräumung (Hohen Neuendorf) ist einer von denen, die mit Handsonden kleinste und schwer zugängliche Stellen im Park streifenweise absuchen und jeden Verdachtspunkt kennzeichnen, mit Farbspray meist. Bei einer Demonstration für die Presse piepte und knatterte das Gerät auf einer Wiesenfläche sofort, allerdings lag der Fund nur etwa 25 Zentimeter tief; es dürfte also Schrott sein. „Das Gerät schlägt nur auf Eisen an“, sagt Kauschke, „nicht auf Buntmetall. Den Bierdeckel ignoriert es.“ Angst, auf eine Bombe zu treten, hat er Kauschke nicht: „Da wäre in den letzten 70 Jahren schon längst was passiert“, sagt er: „Ein Laster wäre auf einer Verdachtsfläche viel mehr gefährdet, weil er viel schwerer ist.“ Von Rainer Schüler

Bombensuche in Potsdam - Schlösserstiftung sucht Bomben im Park Babelsberg